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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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erreichten sie den Felsen, der die Wegkreuzung markierte. Lee blieb stehen und streckte einen Arm zur Seite aus, um Sebastian aufzuhalten.
    »Wächter und Wahrer«, sagte Sebastian. »Sind das Haare?«
    Ein langes Büschel hellbrauner Haare, zusammengehalten von einem blauen Band, lag neben dem Felsen.
    Zaghaft traten sie näher. Lee ging in die Hocke, um besser sehen zu können, dann hielt er seine Hand über die Haare.
    »Vorsicht«, sagte Sebastian mit schneidender Stimme.
    »Sei kein solcher Collie«, erwiderte Lee abwesend und winkte Sebastians Vorsicht ab, während er sich auf die Haare konzentrierte. Schließlich stand er auf und schüttelte den Kopf. »Das ist seltsam.«
    »Heutzutage ist seltsam nicht gut.«
    »Ich glaube nicht, dass es uns schaden kann«, sagte Lee und rieb sich den Nacken. Verdammt, er bekam die Art von Kopfschmerz, die sein Genick hinaufkroch und drohte, seinen Schädel zu spalten. Und dabei musste er  nachdenken. »Außerdem schwindet die Magie in diesem Haar.«
    »Woher weißt du das?«
    »Der Boden wird wieder fester. Oder mein Gefühl für ihn richtet sich wieder aus.«
    Sebastian deutete auf die Haare. »Das hat dich so betrunken wirken lassen?«
    Lee nickte.
    »Wir sollten es verbrennen.
    »Noch nicht. Ich möchte erst, dass Mutter und Glorianna es sich ansehen. Vielleicht habe ich so seltsam reagiert, weil meine ›Übersetzung‹ der Magie nicht richtig war. Manchmal berührt ein Brückenbauer einen Ort mit gegensätzlichen Bedürfnissen. Die Resonanz der beiden Landschaften ist sich dann nicht ähnlich genug, um eine Brücke entstehen zu lassen. Doch irgendjemand in diesen Landschaften sendet einen Herzenswunsch aus, der so stark ist, dass ich ihn als Bedürfnis aufnehme, eine Verbindung zu schaffen, aber ich kann kein Gefühl für den Ort entwickeln.«
    »Was machst du normalerweise, wenn das passiert?«
    »Eine Resonanzbrücke schaffen.« Lee hob das Haarbüschel auf. Er spürte nicht mehr als ein leichtes Prickeln. Wahrscheinlich jedoch genug, um ihn die Resonanz des Herzens dieser Person wiedererkennen zu lassen. Er blickte auf die Wegkreuzung, dann auf die Haare. »Drei Möglichkeiten«, sagte Lee. »Drei Chancen?«
    Sebastian betrachtete die Wege und fluchte leise. »Tatsache ist, dass es an jemanden aus der Familie gerichtet ist.«
    »Ja. Mal sehen, was Mutter uns darüber sagen kann.«
    Nachdem das beschlossen war, lief Lee den Pfad hinab, der zum Haus seiner Mutter führte. Neben ihm passte sich Sebastian seinem Schritt an.
    »Schickt Ephemera dir immer solche Zeichen?«, fragte Sebastian.
    »Nein. Es hat also keinen Sinn, dass die Inkuben mich bitten, jemandem Locken zu schicken, den sie gerade als Traumliebhaber unterhalten.« Lee warf seinem Cousin einen Blick zu und entschied, dass das, worüber Sebastian auch immer gerade nachdachte, wahrscheinlich nicht  die Inkuben betraf. »Gibt es noch etwas, das du wissen willst?«
    »Ja«, sagte Sebastian nach einem Augenblick. »Was heißt ›sei kein Collie‹?« Lee grinste nur.
     Glorianna öffnete die Küchentür in Nadias Haus weit genug, um den Kopf in den Raum zu stecken. »Fliegt hier ein Vogel herum?«
    »Nein«, erwiderte Nadia. »Die Vögel sind alle in ihrem Zimmer.«
    Glorianna stieß die Tür auf und trat in die Küche. »Yoshani hat mich begleitet. Es ist etwas geschehen, das …«
    Nervosität. Anspannung. Blicke voller Fragen, als ihre ganze Familie sich von dem abwandte, was auf dem Küchentisch lag, und sie ansah. Und noch etwas anderes beherrschte den Raum - eine Resonanz, die ihr den Atem stocken ließ.
    Als Yoshani hinter ihr eintrat, der die Begrüßung praktisch abbrach, noch bevor er sie begonnen hatte, sah sie Lee an. Er zögerte, dann rutschte er zur Seite und gab den Blick auf den Tisch frei.
    Wächter und Wahrer. Sie konnte die Luft um sie herum knistern spüren, als sie die paar Schritte zum Küchentisch ging, konnte die Strömungen der Macht spüren, die Ephemera zu einer sich stets wandelnden Welt machten. Ein paar Herzschläge lang bestand die Welt aus einem Büschel hellbrauner Haare, das auf einem auf dem Küchentisch ausgebreiteten Handtuch lag. »Wo habt ihr das her?«
    »Ich habe es beim Felsen gefunden, an dem der Pfad sich teilt«, erwiderte Lee.
    Glorianna legte ihre Hände auf das Handtuch, berührte mit den Fingern fast die Haare. Dieselbe Resonanz wie in dem Haar, das um die beiden Pflanzen gewickelt worden war. Das hier kam von der Zauberin aus Ravens Hill. Aber … wie?
    Sie

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