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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Stück Klebeband über den Nachnamen TOLLIVER geklatscht und dann mit schwarzem Filzschreiber LINTON darauf geschrieben hatte. Da Jeffrey Sara mit der einzigen Graveurin der Stadt betrogen hatte, stand zu bezweifeln, dass die Beschriftung in näherer Zeit professioneller korrigiert werden würde.
    «Daddy», unterbrach Sara, «ich seh dich dann morgen früh.» Sie legte auf, bevor er noch ein Wort entgegnen konnte.
    Jeffrey sagte: «Lass mich raten - er lässt mir liebe Grüße ausrichten?»
    Sara ignorierte den Kommentar, denn sie wollte nicht in ein persönliches Gespräch mit Jeffrey geraten. So umgarnte er sie nämlich. Wiegte sie in dem Glauben, ein ganz normaler Mann zu sein, der zu Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft in der Lage war, während dieser Jeffrey in Wirklichkeit wahrscheinlich schon in dem Moment, da er das Gefühl hatte, sich Saras Wohlwollen wieder erworben zu haben, einen Strang suchte, über den er schlagen konnte.
    Er sagte: «Wie geht's denn Tessa so?»
    «Gut», sagte Sara. Sie nahm ihre Brille aus dem Etui und setzte sie auf. «Wo ist Lena?»
    Er warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. «Noch ungefähr eine Autostunde entfernt. Frank wird mich ausrufen lassen, wenn es nur noch zehn Minuten sind.»
    Sara stand auf und zupfte ihre weiße Arzthose an der Taille zurecht. Sie hatte oben im Krankenhaus geduscht und ihre blutige Kleidung in einen Beutel für Beweismittel gepackt für den Fall, dass sie zum Prozess benötigt wurde.
    Sie fragte: «Hast du dir überlegt, was du ihr sagen willst?»
    Er schüttelte verneinend den Kopf. «Ich hoffe nur, wir finden etwas Konkretes, bevor ich mit ihr spreche. Lena ist ein Cop. Sie wird Antworten wollen.»
    Sara lehnte sich über die Tischplatte und klopfte an die Scheibe. Carlos sah auf. «Sie können jetzt gehen», sagte sie. Dann fügte sie erklärend zu Jeffrey hinzu: «Er bringt Blut- und Urinproben ins Labor. Die wird man dort heute Abend noch untersuchen.»
    «Gut.»
    Sara setzte sich auf ihrem Stuhl zurück. «Hast du was Brauchbares in der Toilette gefunden?»
    «Wir haben ihren Stock und ihre Brille hinter dem Toilettenbecken gefunden. Alles sauber gewischt.»
    «Und die Kabinentür?»
    «Nichts», sagte er. «Ich meine, nicht nichts, aber jede Frau der Stadt ist da schon rein und raus. Beim letzten Zählen hatte Matt schon über fünfzig verschiedene Abdrücke.» Er zog einige Polaroids aus der Tasche und warf sie auf den Schreibtisch. Außer Nahaufnahmen des Leichnams auf dem Boden waren darunter auch Bilder von Saras blutigem Schuh und von Handabdrücken.
    Sara nahm eines der Bilder zur Hand und sagte: «Ich nehme an, es war nicht gerade hilfreich, dass ich am Tatort Trugspuren hinterlassen habe.»
    «Du hattest ja wohl kaum eine andere Wahl.»
    Sie behielt ihre Gedanken für sich und ordnete die Bilder in eine logische Reihenfolge.
    Er wiederholte ihre frühere Einschätzung. «Wer immer das getan hat, wusste genau, was er wollte. Er wusste, dass sie das Restaurant allein besuchen würde. Er wusste, dass sie nicht sehen konnte. Er wusste, dass das Lokal um diese Tageszeit kaum besucht war.»
    «Meinst du, er hat sie erwartet?»
    Jeffrey reagierte mit einem Achselzucken. «Scheint jedenfalls so. Er ist wahrscheinlich durch die Hintertür hereingekommen und wieder hinausgegangen. Pete hatte die Alarmanlage abgeschaltet, damit sie die Tür zum Lüften offen lassen konnten.»
    «Yeah», sagte sie. Sie entsann sich, dass die Hintertür des Esslokals öfter geöffnet als zugesperrt war.
    «Also sind wir auf der Suche nach jemandem, der sich mit ihren Aktivitäten auskannte, stimmt's? Und der mit den Räumen des Lokals und ihrer Anordnung vertraut war.»
    Sara wollte diese Frage nicht beantworten, denn sie unterstellte, dass der Mörder jemand war, der in Grant wohnte, jemand, der die Leute und die Lokale so gut kannte, wie es nur ein Ortsansässiger tut. Stattdessen stand sie auf und ging zu dem Aktenschrank aus Metall, der auf der anderen Seite ihres Schreibtisches stand. Sie nahm einen frischen Laborkittel heraus, streifte ihn über und sagte: «Ich habe bereits Röntgenaufnahmen gemacht und ihre Kleidung untersucht. Sie ist also so weit fertig.»
    Jeffrey drehte sich um und musterte den Tisch, der mitten im Leichenschauhaus stand. Auch Sara blickte dorthin, und es kam ihr vor, als sei Sibyl Adams im Tod viel kleiner, als sie zu Lebzeiten gewirkt hatte.
    Jeffrey fragte: «Hast du sie gut gekannt?»
    Sara geriet ins Grübeln. Schließlich sagte

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