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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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noch immer unterwegs ist und Frauen vergewaltigt.»
    «Moon sagt, er hat in den letzten beiden Jahren die Stadt nicht verlassen.»
    «Vielleicht hat Wright damit zu tun, was in Grant geschehen ist. Hast du daran schon mal gedacht?»
    «Eigentlich nicht», antwortete sie obenhin. «Ich habe nur daran gedacht, dass ich dir heute Morgen das Gerichtsprotokoll gezeigt habe, dass ich meine Seele vor dir bloßgelegt habe, aber dass du nichts Besseres zu tun hattest, als aus der Stadt zu verschwinden.»
    «Ich wollte doch -»
    «Du wolltest vor mir davonlaufen. Du wusstest nicht, wie du dich verhalten solltest, und deswegen bist du lieber verschwunden. Das ist nicht so raffiniert, wie mich nach Hause kommen und dich mit einer anderen Frau in unserem Bett erwischen zu lassen, aber irgendwie bedeutet beides doch dasselbe, oder?»
    Er schüttelte den Kopf, verstand nicht, wie es hierzu hatte kommen können. «Wieso bedeutet es dasselbe? Ich versuche doch nur, dir zu helfen.»
    Danach änderte sich ihr Tonfall, nun klang sie nicht mehr zornig, sondern zutiefst verletzt. Nur ein einziges Mal hatte sie so mit ihm gesprochen, und zwar kurz nachdem sie seinen Betrug entdeckt hatte. Damals war er sich vorgekommen wie jetzt auch: wie ein egoistisches Arschloch.
    Sie sagte: «Wie kannst du mir helfen, wenn du in Atlanta bist? Was soll es mir helfen, dass du vier Stunden weit weg bist? Weißt du, wie ich mir den ganzen Tag lang vorgekommen bin, wenn ich bei jedem Telefonläuten aufgesprungen bin, in der Hoffnung, du würdest dran sein?» Sie antwortete für ihn. «Wie eine Bescheuerte bin ich mir vorgekommen. Ist dir eigentlich klar, wie schwierig es für mich gewesen ist, dich einzuweihen? Dir zu sagen, was mir geschehen ist?»
    «Ich hab ja nicht -»
    «Ich bin fast vierzig Jahre alt, Jeffrey. Ich habe mich entschieden, meinen Eltern eine gute Tochter zu sein und für Tessa eine Schwester, die für sie da ist. Ich habe mich damals entschieden, mich so zu fordern, dass ich an einer der renommiertesten Universitäten Amerikas als Beste meines Semesters den Studienabschluss machte. Ich entschied mich, Kinderärztin zu werden, um den Kids zu helfen. Ich entschied mich, wieder nach Grant zu ziehen, um in der Nähe meiner Familie sein zu können. Ich entschloss mich, sechs Jahre lang deine Ehefrau zu sein, weil ich dich so sehr liebte, Jeffrey. Ich hab dich so sehr geliebt.» Sie hielt inne, und er merkte, dass sie weinte. «Ich hab mich aber nie entschieden, vergewaltigt zu werden.»
    Er wollte etwas sagen, aber sie ließ ihn nicht.
    «Was mir geschehen ist, hat fünfzehn Minuten gedauert. Fünfzehn Minuten, und all das andere war ausgelöscht. Nichts von alledem bedeutet noch etwas, wenn man an diese fünfzehn Minuten denkt.»
    «Das stimmt nicht.»
    «Nein?», fragte sie. «Und warum hast du mich dann heute Morgen nicht angerufen?»
    «Ich hab's doch versucht -»
    «Du hast nicht angerufen, weil du in mir ein Opfer siehst. Du siehst mich so wie Julia Matthews und Sibyl Adams.»
    «Nein, Sara», entgegnete er, schockiert darüber, dass sie ihn dessen beschuldigte. «Ich sehe dich -»
    «Zwei Stunden lang habe ich damals auf dem Fußboden der Toilette gesessen, bevor sie mich losgebunden haben. Ich wäre beinahe verblutet», sagte sie. «Als er mit mir fertig war, war nichts mehr übrig. Absolut nichts. Ich musste mein Leben neu aufbauen. Ich musste mich damit abfinden, dass ich wegen dieses Hundesohns niemals Kinder haben könnte. Und daran, je wieder Sex zu haben, mochte ich absolut nicht denken. Und nach dem, was er mir angetan hatte, mochte ich auch nicht glauben, dass mich je wieder ein Mann würde berühren wollen.» Sie unterbrach sich. Er hätte so unendlich gerne etwas zu ihr gesagt, aber ihm fehlten die Worte.
    Mit leiser Stimme sagte sie dann: «Du meinst, dass ich mich dir nie anvertraut habe? Nun, dies ist der Grund dafür. Ich eröffne dir mein tiefstes und dunkelstes Geheimnis, und was tust du? Du verschwindest nach Atlanta, um dem Mann gegenüberzutreten, der das alles getan hat, statt dass du mit mir sprichst. Statt mich zu trösten.»
    «Ich dachte, du wolltest, dass ich etwas unternehme.»
    «Ich wollte, dass du etwas unternimmst», antwortete sie voller Traurigkeit. «Ja, das wollte ich.»
    Es klickte, als sie auflegte. Er wählte ihre Nummer noch einmal, aber es war besetzt. Noch fünfmal benutzte er die Wahlwiederholung, aber Sara hatte den Hörer daneben gelegt.
    Hinter dem Spiegel im Beobachtungsraum

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