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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ereignete sich doch vor zehn Jahren?»
    «Zwölf.»
    «Dann habe ich also mindestens sechsmal mit ihr gesprochen.»
    Er rückte mit der Wahrheit heraus, denn er wusste, dass er erwischt worden war. «Sara ist meine Exfrau. Sie war eines der ersten Opfer von Wright.»
    «Und trotzdem lässt man Sie diesen Fall bearbeiten?»
    «Dieser Fall untersteht mir, Miss Moon», antwortete er.
    Sie sah ihn an mit einem Blick, der wahrscheinlich bei ihren auf Bewährung Entlassenen Eindruck machte, aber Jeffrey kalt ließ. Er war über einen halben Meter größer als Mary Ann Moon und würde sich von dieser kleinen Portion Yankee-Hass nicht einschüchtern lassen. «Wright ist ein Depo-Freak. Wissen Sie, was ich damit sagen will?»
    «Er nimmt es offenbar gern.»
    «Das reicht weit zurück bis in seine Anfangszeit, gleich nach Sara. Haben Sie Fotos von ihm gesehen?» Jeffrey schüttelte den Kopf. «Folgen Sie mir», sagte Moon.
    Er kam ihrer Aufforderung nach und gab sich alle Mühe, ihr nicht in die Fersen zu treten. Sie war in allen Dingen schnell, außer beim Gehen, seine Schrittlänge war mindestens das Doppelte von ihrer. Sie blieb vor einem kleinen Büroraum stehen, der zum Bersten mit Aktenkartons gefüllt war. Sie stieg über einen Stapel Handbücher und nahm eine Akte von ihrem Schreibtisch.
    «Hier drin ist das reine Chaos», sagte sie, als ob es mit ihr nichts zu tun hätte. «Hier.»
    Jeffrey öffnete den Aktenordner und sah das Foto eines jüngeren, schlankeren und weniger weiblichen Jack Allen Wright vor sich. Es war an das Deckblatt geheftet. Er hatte mehr Haare auf dem Kopf, und sein Gesicht war hager. Seine Figur entsprach der eines Mannes, der täglich drei Stunden lang Gewichte stemmt, und seine Augen waren von einem durchdringenden Blau. Jeffrey musste an die wässrigen Augen denken, in die er noch vor kurzem geblickt hatte. Und es fiel ihm auch ein, dass man ihn unter anderem auch deswegen hatte identifizieren können, weil Sara sich an seine klaren blauen Augen erinnert hatte. Wrights Aussehen hatte sich sehr verändert, seit er Sara überfallen hatte. Das hier war der Mann, den Jeffrey erwartet hatte, als er Wrights Haus durchsuchte. Das hier war der Mann, der Sara vergewaltigt hatte, der sie der Möglichkeit beraubt hatte, Jeffrey ein Kind zu schenken.
    Moon blätterte durch die Akte. «So sah er bei seiner Entlassung aus», sagte sie und zog ein weiteres Foto hervor.
    Jeffrey nickte, denn er sah den Mann vor sich, den er als Wright kannte.
    «Er hat unter verschärften Haftbedingungen gesessen, wussten Sie das?»
    Jeffrey nickte abermals.
    «Viele Männer versuchen, dagegen anzukämpfen. Andere geben einfach auf.»
    «Mir bricht das Herz», murmelte Jeffrey. «Hatte er viele Besucher im Gefängnis?»
    «Nur seine Mutter.»
    Jeffrey schloss die Akte und gab sie zurück. «Und was war, als er aus dem Gefängnis kam? Offenbar hat er das Depo abgesetzt. Und er hat wieder vergewaltigt.»
    «Er sagt, er hat es nicht getan, und bei der ihm verordneten Dosis hätte er beim besten Willen keinen mehr hoch bekommen.»
    «Wer hat ihn kontrolliert?»
    «Er hat in Eigenverantwortung gehandelt.» Sie hielt ihn zurück, bevor er etwas hätte sagen können. «Hören Sie, ich weiß, es ist keine ideale Lösung, aber manchmal müssen wir ihnen auch vertrauen. Und manchmal irren wir uns. Bei Wright haben wir uns geirrt.» Sie warf den Ordner auf den Schreibtisch. «Inzwischen geht er in die Klinik und bekommt einmal die Woche sein Depo injiziert. Alles sauber und ordentlich. Die Überwachungsmanschette, die Sie freundlicherweise kaputtgemacht haben, sorgte dafür, dass er immer unter Aufsicht stand. Er war auf Vordermann.»
    «Und er hat die Stadt nicht verlassen?»
    «Nein», antwortete sie. «Ich hab am vergangenen Montag an seinem Arbeitsplatz einen Kontrollbesuch gemacht. Er war im Bank Building.»
    «Ist ja sehr aufmerksam von Ihnen, dass er so nahe bei all diesen Studentinnen arbeiten darf.»
    «Passen Sie auf, was Sie sagen», mahnte sie. Er streckte ihr die erhobenen Handflächen entgegen. «Schreiben Sie mir alle Fragen auf, die Sie gestellt haben möchten», sagte sie. «Ich werde mit Wright sprechen.» «Ich muss aber von seinen Antworten ausgehen.»
    «Theoretisch bräuchte ich Sie hier gar nicht hereinzulassen. Sie sollten froh sein, dass ich Sie nicht mit einem Tritt in den Hintern zurück nach Mayberry befördere.»
    Er biss sich buchstäblich auf die Zunge, um nicht barsch zu kontern. Sie hatte ja Recht. Er

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