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Belladonna

Belladonna

Titel: Belladonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ein Achselzucken. «Ich bin doch kein Detektiv. Ich sag Ihnen nur, was ich weiß.»
    Moon verschränkte die Arme über der Brust. «Wir lassen Sie übers Wochenende hinter Schloss und Riegel. Wenn wir uns dann Montag unterhalten, können Sie ja sehen, ob Sie eine Ahnung haben, wer die Person sein könnte.»
    Wright kamen die Tränen. «Ich sage Ihnen die Wahrheit.»
    «Wir werden ja sehen, ob es Montagmorgen noch dieselbe Wahrheit ist.»
    «Schicken Sie mich nicht dahin zurück, bitte nicht.»
    «Ist doch nur vorläufige Haft, Jack», erklärte Moon. «Ich werde dafür sorgen, dass Sie Ihre eigene Zelle bekommen.»
    «Lassen Sie mich doch einfach nach Hause.»
    «Nein», entgegnete Moon. «Wir lassen Sie einen Tag schmoren. Da haben Sie Zeit, sich zu besinnen, worauf es ankommt.»
    «Das weiß ich doch. Ganz bestimmt.»
    Moon wartete nicht mehr länger. Sie ließ Wright in dem Raum zurück. Er hielt den Kopf in den Händen und weinte.

SONNABEND
FÜNFUNDZWANZIG
    Sara schreckte aus dem Schlaf hoch, und für eine kurze Sekunde der Panik wusste sie nicht, wo sie sich befand. Sie sah sich in ihrem Schlafzimmer um und ließ den Blick nicht von den gediegenen Dingen, von Dingen, die Trost spendeten. Die alte Kommode, die ihrer Großmutter gehört hatte, der Spiegel, den sie bei einem privaten Räumungsverkauf gefunden hatte, der Schrank, der so breit gewesen war, dass ihr Vater ihr dabei geholfen hatte, die Schlafzimmertür aus den Angeln zu heben, damit sie ihn reinbekommen konnten.
    Sie setzte sich im Bett auf und sah durch die Fensterfront hinaus auf den See. Vom Unwetter der letzten Nacht waren noch kabbelige Wellen geblieben, die die Wasseroberfläche unruhig machten. Der Himmel war von einem warmen Grau, das die Sonne verbarg und sich mit dem Bodennebel mischte. Im Haus war es kalt, und Sara stellte sich vor, dass es draußen noch kälter sein musste. Sie nahm den Quilt vom Bett mit auf den Weg ins Bad und zog die Nase kraus, als sie barfuß über den kalten Fußboden tapste.
    In der Küche stellte sie die Kaffeemaschine an, blieb vor ihr stehen und wartete, bis eine Tasse gefüllt war. Sie ging zurück ins Schlafzimmer und schlüpfte in ein Paar kurze Jogginghosen, über die sie noch eine alte Trainingshose streifte. Der Hörer lag seit Jeffreys Anruf letzte Nacht noch daneben, und Sara legte ihn zurück. Fast im selben Moment klingelte das Telefon.
    Sara atmete tief durch und antwortete: «Hallo.»
    «He, Baby», sagte Eddie Linton. «Wo hast du dich rumgetrieben?»
    «Ich hab aus Versehen das Telefon runtergeworfen», log Sara.
    Entweder hatte ihr Vater die Lüge nicht bemerkt, oder er ließ sie ihr durchgehen. Er sagte: «Wir machen hier gerade unser Frühstück. Willst du nicht rüberkommen?»
    «Nein danke», antwortete Sara, obwohl ihr leerer Magen im selben Augenblick auch schon protestierte. «Ich wollte gerade meinen Morgenlauf machen.»
    «Und wie wär's mit danach?»
    «Vielleicht», antwortete Sara auf dem Weg zum Schreibtisch in der Diele. Sie öffnete die oberste Schublade und holte zwölf Postkarten hervor. Zwölf Jahre seit der Vergewaltigung, eine Postkarte für jedes Jahr. Zusammen mit ihrer Adresse war jedes Mal ein Bibelvers auf die Rückseite getippt.
    «Baby?», machte sich Eddie bemerkbar.
    «Ja, Paps», antwortete Sara und achtete wieder darauf, was er sagte. Sie legte die Karten in die Schublade zurück und schob diese mit der Hüfte zu.
    Sie unterhielten sich über das Unwetter. Eddie berichtete ihr, dass ein Ast das Haus der Lintons nur um wenige Meter verfehlt hatte, und Sara bot an, später vorbeizukommen und bei den Aufräumungsarbeiten zu helfen. Während er sprach, überkam Sara die Erinnerung an die erste Zeit nach der Vergewaltigung. Sie lag im Krankenhausbett, die Beatmungsmaschine ächzte, und der Monitor für die Herztätigkeit hatte ihr die Gewissheit vermittelt, dass sie noch nicht gestorben war, obwohl sie sich gut daran erinnerte, dass sie diese Gewissheit als nicht im Geringsten tröstlich empfunden hatte.
    Sie war eingeschlafen, und als sie aufwachte, war Eddie bei ihr, hielt ihre Hand in seinen beiden Händen. Sie hatte ihren Vater zuvor noch nie weinen sehen, aber in dem Moment weinte er, schluchzte leise und Mitleid erregend. Cathy stand hinter ihm, hatte die Arme um seine Taille geschlungen und den Kopf an seinen Rücken gelegt. Sara war es vorgekommen, als sei sie fehl am Platz, und hatte sich gefragt, was die beiden wohl bedrückte. Erst dann war ihr eingefallen, was

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