BELLAGIO -- Roman (German Edition)
Haus auf und bügelst... das wird ein Männerabend.“
„Wie gemein“, schmollte Jenny.
„Jooo...“ Stefan legte den Arm um sie und küsste sie.
„Dafür gehöre ich ab morgen wieder ganz dir.“
„Also gut. Dann erlaube ich das... ausnahmsweise.“ Dann wandte sie sich der Etagere zu, hob sie hoch und bot Alex die Häppchen an.
„Dann würde ich vorschlagen, lieber Alex, du fängst schon mal mit den fetten Butter-Lachs-Häppchen an, deine Grundlage zu bauen.“
„Zu Befehl.“
Alex schob sich ein großes rundes Canapé in den Mund.
X X X
Ela sah, dass einige hundert Meter voraus die Ausfahrt zu einer Autobahnraststation kam. Ah, Marché. Sie liebte diese Kette, in der es alles frisch gab. Saft, Spiegeleier, Salat, Gemüse, Schnitzel, Steak. Sogar Chris liebte Marché. Das war ihm sogar cool genug, dort auch mit seinen Kumpels manchmal hinzugehen. Denn auch in Ulm gab es einen, dort holte sie sich manchmal einen frisch gepressten Saft. Sie nahm die Ausfahrt. Außerdem musste Sie auf die Toilette. Sollte sie vielleicht noch etwas essen? Nein, lieber nicht, lieber würde sie etwas in einem kleinen Restaurant irgendwo am See essen, wo sie eine bessere Aussicht haben würde als hier auf der Autobahn. Sie erledigte schnell, was unbedingt sein musste, und schwang sich wieder ins Auto.
Es ging immer noch bergab. Bald kam der Luganer See in Sicht. Dann die Ausfahrt ‚Locarno’. So, weit war es nun nicht mehr. Nach der italienischen Grenze, wo sie ebenfalls problemlos durch gewunken wurde, musste sie gleich die nächste Ausfahrt nehmen ‚Como Nord’.
Und runter. So, wo ging es jetzt nach Bellagio?
Ah, ja, da stand es schon.
Quer durch Como und hinten den Berg hoch.
Meine Güte, waren das enge Sträßchen. Ela getraute sich nicht schnell zu fahren. Sie hatte Angst, sie würde in diesen engen Serpentinen mit dem Gegenverkehr zusammenknallen.
In diesen kleinen Straßen gab es nicht einmal einen Fußgängerweg, weil die Hauswände meist gleich ohne Übergang direkt an der Straße lagen und man deswegen auch kaum Platz zum Ausweichen hatte. Sie zockelte mit 30 km/h vor sich hin. Hinter ihr hupten genervt die Einheimischen mit ihren kleinen Flitzern, die die Straßen kannten. Und da, jetzt überholte sie sogar einer! Obwohl vor ihr nicht einmal 100 Meter einzusehen waren, bevor die nächste Kurve kam! Himmel! Ela fing an zu schwitzen. Jetzt war wenigstens einer vor ihr, der ihr den Weg sozusagen frei fuhr. Nun trat sie auch etwas stärker auf ihr Gaspedal.
Kurve folgte auf Kurve, der schöne See blitzte durch die Häuser am Ufer und durch die Bäume.
‚Ich hatte ganz vergessen, dass es hier sogar Palmen gibt!’ Die Sonne schien, es war Nachmittag, der Nebel hatte sich fast verzogen über dem Wasser und der See lag in einer silberblauen Farbe zu Füßen der hier immer noch hohen Alpenausläufer. Ela versuchte, dem forschen Italiener hinterher zu fahren. Der war aber so schnell, dass sie nicht mithalten konnte.
Und weg war er. Wieder war sie die erste vorne. Die nächste Kurve kam, ein Felsvorsprung lag direkt rechts neben ihr. Da kam mitten auf der Gegenfahrbahn ein Polizeiauto angerast und wich schnell aus, als Elas Auto auftauchte. „Arschloch!“ schrie Ela ihre Angst heraus. Hier fuhr sogar die Polizei wie eine gesenkt Sau – wie die Bayern das gerne nennen.
Nach unzähligen Serpentinen und Kurven kam Ela schließlich entnervt in Bellagio an.
Sie quetschte ihren Mini durch die ultraengen Gassen und suchte sich einen Parkplatz. Gestresst schaltete sie den Motor aus und zog den Schlüssel.
Endlich angekommen.
Sie saß noch eine ganze Weile da, mit geschlossenen Augen, den Kopf gegen die Nackenstütze gelehnt.
Nach einiger Zeit, in der sie sich wieder etwas erholt hatte von der langen Fahrt, sagte sie zu sich selbst
„So, jetzt setze ich mich erst einmal an den See und genieße die Aussicht.“ Dann stieg sie aus.
Sie hatte leicht am Hang geparkt, zum See ging es direkt vor ihr bergab. Hier war die Luft schön und klar. Warm, sie schätzte 20 Grad. Aber diese Wärme hatte einen kalten Unterton, weil sie sich schon mit der Kühle des Herbstes vermischte. Sie schaute sich um. Die Menschen hier, die wenigen Touristen und auch die Einheimischen trugen bereits warme Lederjacken oder sogar schon wattierte Wintermäntel.
Gut, dass Sie neben ihrem Blazer und einigen Strickjacken auch ihren warmen, mittelblauen Poncho mitgenommen
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