Bellas blutige Rückkehr
wurde abgelenkt, als er die Bewegung sah. Genau vor sich, aber es war noch kein Körper zu entdecken, sondern mehr ein Schatten, der etwas zirkulierte.
Aus dem Zeitkanal in die Gegenwart. Anders ließ es sich nicht beschreiben.
Urplötzlich stand sie vor ihm!
Obwohl Suko wusste, wie sie aussah, war er im ersten Moment schon überrascht. Sie hatte ihre Kleidung nicht gewechselt. Der Ausschnitt war noch immer so breit und tief, dass ihre Brüste sichtbar waren. Das volle und sehr weibliche Gesicht wurde von den dunklen Haaren umrahmt, und irgendwie hatte sie noch etwas Mädchenhaftes oder Kindliches an sich. Sie war eine Femme fatale , die fast jeden Mann ins Schwitzen bringen konnte, nur eines passte nicht zu ihr:
Das Messer mit der etwas blutigen Klinge stach wie eine kleine Sense aus ihrem Handgelenk hervor. Es war eben die Waffe, mit der sie schon zahlreiche Liebhaber getötet hatte, aber nicht in dieser Zeit, sondern vor mehr als zehntausend Jahren, und dies nachzuvollziehen war alles andere als einfach und logisch.
»Es gibt mich.«
»Das sehe ich.«
»Überrascht?«
»Du bist eine sehr schöne Frau.«
»Oh, das brauchst du mir nicht auch noch zu sagen. Das habe ich schon von vielen Männern gehört. Ich mag Männer. Ich habe mit vielen von ihnen geschlafen, aber danach überkam es mich, verstehst du? Da wollte ich sie nicht mehr. Da sind sie mir zuwider gewesen, und deshalb habe ich sie kurzerhand getötet.«
»Alle?«, flüsterte Suko.
»Fast alle. Den Rest hole ich mir noch. Ich kann es nicht hinnehmen, verloren zu haben. Dazu bin ich nicht geschaffen. Ich muss immer gewinnen, auch wenn es nach so langer Zeit ist.«
»Ich begreife dich. Nur weiß ich dann nicht, was du von mir willst. Ich kann mich nicht erinnern, jemals mit dir geschlafen zu haben. Das wäre mir bestimmt in Erinnerung geblieben. Deshalb wundert es mich, dass du mich angreifst.«
»Ich habe dich noch nicht angegriffen«, sagte sie. »Denn dann würdest du nicht mehr leben.«
»Was willst du dann?«
»Ich denke noch nach. Du bist jemand, der mich gesehen hat, und das möchte ich nicht. Es soll keine Zeugen geben, und wenn es sich nicht vermeiden lässt, suche ich sie mir selbst aus.«
»Ich begreife dich allmählich.«
»Dann ist es gut.«
»Also soll ich sterben?«
»Ja.«
Er schaute sie an. Suko wusste, dass er ab jetzt ein verdammt guter Schauspieler sein musste. Er durfte nicht zu forsch vorgehen, er durfte auch nicht zu ängstlich sein. Die Situation stand auf Messers Schneide. Auf sein Verhalten kam es an.
Suko sah einen Vorteil auf seiner Seite. Er hatte die Person dazu gebracht, sich zu zeigen. Gegen einen stofflichen Körper konnte er kämpfen, gegen einen feinstofflichen nicht.
Er deutete ein Schulterzucken an und lenkte von seiner Person ab. »Was ist mit Eric La Salle geschehen? Hast du ihn schon getötet?«
»Vielleicht.«
»Dann ist alles...«
»Für dich ist es vorbei«, sagte sie und trat einen Schritt auf Suko zu. Er wusste, dass es ernst wurde, denn die blutige Bella hob ihren rechten Arm mit der Waffe an. Sie konnte sie schlecht auf ihre Zielperson schleudern und musste deshalb dichter an ihren Gegner heran.
Das war für Suko ein Vorteil.
Er sprang zurück.
Bella lachte.
Im nächsten Moment hatte Suko seine Beretta gezogen, und plötzlich schaute die Frau in eine dunkle Mündung.
»Ich würde an deiner Stelle nicht mehr weiter auf mich zugehen«, warnte er sie.
Bella blieb tatsächlich stehen.
Sekundenlang passierte nichts. Suko wollte nicht schießen, aber er sah, dass alles darauf hinauslief. Bis Bella plötzlich ihren Mund bewegte und breit zu grinsen begann. Ob sie Respekt vor der Waffe hatte, konnte Suko nicht sagen, jedenfalls ging sie zurück und entfernte sich immer mehr von ihm.
Er hätte schießen können, doch er ließ es bleiben. Suko war kein Killer, und er wurde zudem nicht unmittelbar bedroht. Er sah, dass mit Bella etwas geschah.
Ihr Körper verlor die Festigkeit und zugleich die Umrisse. Er brauchte nur noch eine kurze Zeit, um durch ihren Körper schauen zu können, und dann war sie plötzlich wieder weg.
Blitzschnell veränderte Suko seinen Standort. Er wollte nicht aus dem Unsichtbaren heraus die Kehle durchgeschnitten bekommen. Deshalb lief er in die Nähe der Möbel, aber das hätte ihm auch nichts genutzt, denn Bella war noch da.
Wieder erreichte ihn die Flüsterstimme, und die Worte waren deutlich genug. »Du hast noch nicht alles überstanden. Ich komme wieder und
Weitere Kostenlose Bücher