Bellas blutige Rückkehr
so kam er sich vor wie auf einer Kanzel stehend. In der Tat stand er etwas erhöht, doch wesentlich höher ragten die Felswände auf, die ihn umgaben.
Weiter vor ihm fiel der Felsen ab, nicht sehr steil, aber ein Abhang war es schon. Er endete auf dem Grund der Schlucht oder des engen Tals. Leider war der Boden nicht zu sehen, da sich graue Dunstschleier durch die Schlucht bewegten. Es gab einfach zu viel Feuchtigkeit, und nur an manchen Stellen war die Umgebung so klar, dass er auch den Himmel sehen konnte.
Eric hatte sich zu sehr von der Umgebung ablenken lassen. Jetzt dachte er wieder an sich und überlegte, welchen Weg er nehmen sollte. Ging er nach vorn, hatte er sehr schnell den Rand der Platte erreicht und konnte nur noch in die Tiefe rutschen. Den Weg zurück wollte er auch nicht gehen, aber wahrscheinlich blieb ihm nichts anderes übrig.
Die Tiefe lockte ihn nicht, weil er dort nichts sah. Die Natur hatte alles überwuchert, aber er glaubte, ein Rauschen zu vernehmen. Es konnte sein, dass sich ein Fluss seinen Weg durch die Schlucht gebahnt hatte.
Jetzt dachte er an seine Partnerin. Verdammt, er konnte nur hoffen, dass Purdy nicht in die Gewalt der blutigen Bella geraten war. Es war gut, dass sie sich nicht in der Wohnung befunden hatte, und so konnte er zunächst hoffen.
Er beschäftigte sich wieder mit sich selbst. Eric gelangte zwangsläufig zu dem Schluss, dass es der blutigen Bella ja eigentlich nur um ihn persönlich ging.
Sie hatte in alter Zeit nicht das beenden können, was sie sich vorgestellt hatte. Nun sollte er mehr als zehntausend Jahre später dafür büßen und sein Leben verlieren. Aber nicht mehr als einsamer Kämpfer wie damals, der auch im Kampf gestorben war, sondern als neuer Mensch, der mit der tiefen Vergangenheit eigentlich nichts zu tun hatte.
Wieder hörte er das Flattern über seinem Kopf!
Einen Moment blieb er geduckt auf der Stelle stehen, dann richtete er sich auf und drehte sich zugleich nach rechts, weil das Geräusch aus dieser Richtung erklungen war.
Er schaute in den Himmel.
Das Bild hatte sich verändert. An einigen Stellen war der Nebel dichter geworden, an anderen wiederum hatte er Löcher bekommen. Dunstwolken standen auch in seiner Höhe wie gemalt in der Luft. Ein fauliger und feuchter Geruch wehte aus der Tiefe zu ihm hoch. Er glaubte, jetzt auch das Rauschen von Wasser zu hören, aber er irrte sich, denn plötzlich löste sich nicht weit von ihm entfernt ein Schatten aus dem Dunst.
Ein Vogel – ein Riesenvogel!
Nein, das stimmte auch nicht. So sah kein Vogel aus, und so hatte er auch bestimmt nicht in Atlantis ausgesehen. Das war auf keinen Fall ein Vögel, sondern ein anderes Tier, das sich durch die Luft bewegte und auf die Hilfe von Schwingen angewiesen war.
Er kannte es, er wusste Bescheid, denn auch in seiner Zeit gab es diese Wesen. Nur eben anders, viel kleiner. Dieses hier war riesig, mit einem ebenfalls großen Kopf bestückt, der zwischen den beiden großen Schwingen trotzdem relativ klein wirkte.
Eine Fledermaus!
Ein Riesending, bei dessen Anblick einem ängstlichen Menschen das Herz stehen bleiben konnte.
Das Ding segelte heran. Es war schnell, obwohl es so schwerfällig seine Schwingen bewegte. Das Maul hatte es weit geöffnet. Selbst aus einer bestimmten Entfernung waren die hellen Beißzähne zu erkennen, und ein Gedanke sprang Eric förmlich an.
Ein Vampir!
Ein schwarzer und riesiger Vampir. Eine mutierte Fledermaus, die sich auf der Suche nach Beute befand, und das bedeutete zumeist, dass sie ihren Blutdurst stillen wollte.
Eric La Salle suchte den Himmel nach noch mehr dieser fliegenden Monster ab, entdeckte aber keine und konnte sich auf das eine Wesen konzentrieren.
Er zog seine Waffe!
Fast träge flatterte die Fledermaus heran. Sie sank dabei immer tiefer, und das geschah in Intervallen, aber sie änderte dabei nie die Richtung, und es lief alles darauf hinaus, dass die Plattform und auch Eric ihr Ziel waren.
Er schoss noch nicht. Er wollte sichergehen. Die Mutation so nahe wie möglich herankommen lassen.
Sie griff urplötzlich an. Zwei schnellere Schwingenschläge überwanden die Entfernung innerhalb von Sekunden, und für Eric stand fest, dass er etwas unternehmen musste.
Das Ziel hatte er gefunden. Es war der Kopf der Fledermaus. Groß wie ein mächtiger Blumenkohl.
Das Echo des Schusses zerriss die Stille. Eric sah den Einschlag der Kugel.
In diesem Augenblick hätte er sich selbst auf die Schulter klopfen
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