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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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Schrifttype, eine kürzere Bestsellerliste und einen Zitat-Nachweis-Service für die Leserschaft. Über das Ausmaß ihrer Vorschläge war ich ebenso überrascht wie über deren Stimmigkeit. Dann wurde mir allerdings klar, daß sie Belles Lettres unter der Redaktion Xavier Deckles beschrieb, als sie der Zeitschrift beigetreten war.
    «Tja, Virginia, ich bin sehr beeindruckt», sagte er und war es tatsächlich.
    «Danke, Newbold. Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist, hart zu arbeiten, aber nicht geschätzt zu werden. Mr. Deckle hat mich geschätzt. Mr. Backstrip hat mich geschätzt. Sogar Skippy Overleaf hat mich geschätzt. Und Mr. Margin hat genau das gesagt, was Sie eben gesagt haben, daß ich nämlich das Gewissen von Belles Lettres bin. Wortwörtlich hat er gesagt, daß ich ‹ unsere Avatara des guten Geschmacks sei › .»
    Was sie sonst noch zu sagen hatte, bestand im wesentlichen darin, daß Bücher stets den Sinn ihres Lebens ausgemacht hätten, daß ihre Existenz auf Erden gerechtfertigt sei, wenn sie auch nur den kleinsten Beitrag zur Literatur geliefert hätte, daß wir, auch wenn wir nicht alle Dichter oder Romanciers sein könnten, die Verantwortungen unserer geringeren Berufung mit Würde auf uns zu nehmen und gewissenhaft auszuüben hätten.
    Anschließend erhob sich Press, um das Ende des Gesprächs anzudeuten. «Machen Sie weiter so, Virginia, und achten Sie mal bei Ihrem nächsten Gehalt genauer auf den Kontoauszug.»
    «Danke, Newbold», sagte sie und tupfte beim Gehen mit einem Papiertaschentuch an einem Auge herum.
    «Verstehen Sie, was ich meine?» sagte Press.
    Ich überlegte, ihn zu fragen, ob ihm das auch mit den anderen Redaktionsmitgliedern gelingen würde, ließ es aber sein. Vielleicht würde es ihm gelingen.
    Bevor ich ging, beauftragte er mich, die gesamte Redaktion für 2:30 Uhr in sein Büro zu bestellen.
     
    Um 2:25 versammelte sich die Belegschaft vor Press' Büro. Die Tür war geschlossen. Niemand hatte gesehen, daß er vom Mittagessen zurückgekommen war, aber offenbar war er wieder am Platz; Selma versicherte uns, daß er in seinem Zimmer war. Um 2:30 öffnete er dann die Tür. Wir strömten hinein und ließen uns auf Stühlen nieder, auf der Sitzbank am Fenster, einige mit dem Rücken zur Wand. Wir schauten alle Press an, der hinter seinem Schreibtisch saß und selbstzufrieden aussah.
    Auch die Redaktion schaute zufrieden drein, auf eine sehr entschlossene Art. Ich glaube, sie erwarteten ein Duell des Willens - Press würde auf sie eindreschen, und sie würden dazu eisern schweigen.
    «Hokay! Heute gibt's 'ne ganz besondere Überraschung. Und glücklicherweise muß niemand von Ihnen auch nur ein einziges Wort sagen.» Er griff zu einem Stück Papier, das wie eine Serviette aussah, und las davon ab: « ‹ Sie alle kennen sein Werk, Sie alle kennen sein Leben. Leben und Werk sind wie ein offenes Buch. Man hat ihn mit diversen Bezeichnungen charakterisiert. Tölpel, Rüpel, Penner. Man hat ihn aber auch das amerikanische Genie genannt. Letzteres hört er lieber, empfindet aber die anderen Bezeichnungen auch als zutreffend. Er ist dafür bekannt, alten Damen über die Straße zu helfen und jungen auf den Hintern zu klatschen. Einmal hat er die Frau eines amerikanischen Präsidenten aufgefordert, mit ihm ins Bett zu gehen, und er ist der Ansicht, daß sie es hätte tun müssen - hat er doch ihrem Mann den Job verschafft. Man sagt, daß er Mördern gegenüber nachsichtig sei, und vielleicht ist er das wirklich, weil er sich selbst ins Herz geschaut und dort mehr als einmal einen Mord gesehen hat. Und damit präsentiere ich Ihnen numero uno, den Mann, der die frohe Botschaft bringt, und zwar nicht nur an Heilig Abend › »
    Press streckte den Arm, die Handfläche nach oben, in Richtung des Kleiderschranks aus. Als nichts passierte, sagte er noch einmal und lauter: ‹ «.. .und zwar nicht nur an Heilig Abend › » Als immer noch nichts passierte, stand er auf und öffnete die Schranktür. Da stand im Profil ein bekannter amerikanischer Schriftsteller, in einer Hand einen Drink, in der anderen seinen Penis, und urinierte gegen Press' Mantel. Chuckle Faircopy klatschte Beifall.
    Der Rest der Redaktion fiel ein. Sogar Press applaudierte. Der Schriftsteller schüttelte ab, zog den Reißverschluß hoch und trat aus dem Schrank ins Zimmer.
    «Danke», sagte er. «Die raffiniert ausbalancierte Begrüßung habe ich selbst geschrieben. Aber da stand noch mehr: ‹ Ich präsentiere

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