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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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für andere Firmen und Universitäten. Gleichwohl erledigte er seine Arbeit für Protean stets zuverlässig. Er fragte Press jetzt, worauf er eigentlich hinauswolle.
    «Ich sehe, daß Sie hier nicht richtig ausgelastet sind. Halten Sie es von jetzt an so, daß Sie weiterarbeiten und das bereits Geschaffte verbessern, wenn Sie glauben, fertig zu sein. Außerdem können Sie den ganzen Dreck, der auf diesem Tisch liegt und nicht zu Belles Lettres gehört, einsammeln und entsorgen. Wenn Ihnen das nicht paßt, werde ich Mr. Tooling vorschlagen, daß er von Ihnen Miete verlangt. Kapiert?»
    Ben sagte nichts.
    «Kapiert?»
    Ben schürzte ironisch die Lippen und nickte. «Ich will es hören!» brüllte Press. «Jawohl!» brüllte Ben zurück.
    Ich merkte, daß Press' Mobbingrunde keinem System gehorchte. Er ging einfach auf das los, was ihm unter die Augen kam. Als nächstes gerieten wir an Belles Lettres' neuen Büroboten Bobby Quatro, einen jungen Mann, der sich ein Freisemester von Princeton genommen hatte, «um mich mal umzusehen», wie er es formulierte. Er war schlaksig, sah gut aus und sprach ältere Männer mit «Sir» an, was ich persönlich leicht irritierend fand. Im Augenblick sprach er allerdings gerade die hübsche, schwarze Bürobotin von Voilä an («die Zeitschrift, die eine Ode an die Mode ist»), deren Redaktionsräume auf der anderen Seite des Foyers lagen.
    Er empfing Press und mich mit einem jungenhaften Lächeln. Ich glaube, daß er dachte, das Mädchen sei durch die Lockerheit, mit der er seinem Chef entgegentrat, zu beeindrucken.
    «Hallo Sir!» sagte er.
    «Muschis werden in der Freizeit beschnüffelt», sagte Press.
    «Sir?»
    Press wiederholte den Satz, und Bobby zog ihn an seinem Schlips zu sich heran. «Man redet nicht so in Gegenwart von Damen, nicht wahr, Sir?»
    Press sagte nichts. Ich glaube, er hatte nichts mehr zu sagen.
    «Nicht wahr, Sir?»
    Press schüttelte den Kopf. Bobby ließ ihn los, und Press taumelte zurück. Ich verzichtete darauf, ihn in sein Büro zu begleiten.
    «Das galt nicht Ihnen, Sir.»
    «Okay, aber ich würde mal sagen, daß Sie hier keine Zukunft mehr haben. Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn Sie.»
    «Ja, Sir», sagte er, zog aus dem Schreibtischregal eine griffbereite Reisetasche und packte seine Sachen ein.
    «Und Sie», sagte ich zu dem Mädchen, «gehen jetzt lieber wieder in ihr Büro.» Sie verschwand auf der Stelle.
    Gesehen hatte den Vorfall nur ein einziges anderes Redaktionsmitglied, aber die Sache verbreitete sich mit Windeseile in der Redaktion und trug, glaube ich, zu dem bei, was folgen sollte.
     
    Am Spätnachmittag bemerkte ich, daß die meisten Redaktionsmitglieder nicht mehr an ihren Schreibtischen saßen. Schließlich kamen sie aber zurück, und kurz vor Feierabend rief mich das Informationsleck an (obwohl das Informationsleck keine zwanzig Meter von mir entfernt saß) und fragte, ob ich mich mit ihm in einer nahe gelegenen Bar treffen könne.
    Wenn ich mir einen Informanten in Sachen Film suchen müßte, hätte ich nicht diesen gewählt, war er doch das perfekte Klischee seiner selbst: Kriecherische Haltung, unruhige Augen, beschämtes Lächeln, feuchte Lippen. Ich hatte das Gefühl, daß diese Person aus Angst, geschlagen zu werden, sich bei der leisesten Bewegung meinerseits ducken würde.
    Das Informationsleck petzte, daß die Redaktion sich in einem Konferenzzimmer von Protean versammelt und einstimmig beschlossen hatte, aktiv gegen Press vorzugehen. Vorgeschlagen wurden unter anderem ein Protestbrief an den Herausgeber, eine öffentliche Erklärung auf der nächsten Aktionärsversammlung, eine leicht entschlüsselbare Satire auf Press, die in einer Zeitschrift wie etwa The Nation publiziert werden sollte. Man erinnerte sich auch daran, daß Art Folio sich einst damit gebrüstet hatte, für 500 bis 750 Dollar, je nach Bekanntheitsgrad des Betreffenden, jede beliebige Person ausradieren zu können. Unverzüglich wurden Zahlungen für eine solche Aktion zugesichert. Ed Princeps, der das Treffen mehr oder weniger leitete, schlug die Gründung eines «De-Pressions»-Komitees vor, um weitere Alternativen zu erarbeiten und dafür zu sorgen, daß ohne Zustimmung    der   Redaktionsmehrheit   keine    Schritte unternommen würden.
    Ich fragte das Informationsleck, ob er (oder sie) zu dem Komitee gehörte. Ja.
    Ich erkundigte mich auch, ob Sicherheitsvorkehrungen besprochen worden seien. Ja, mein Name war genannt worden. Chuckle Faircopy

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