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Belles Lettres

Belles Lettres

Titel: Belles Lettres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Simmons
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jeder alles Mögliche antun könne. «Wie ein Offizier, der seine Männer in die Schlacht führt. Der Bursche, dem man den Fronturlaub verweigert hat, kann einen dann ungestraft von hinten abknallen. Wer hatte denn eigentlich die Idee mit dem LSD?» Ich sagte es ihm. «Ja, natürlich Lou. Wußten Sie, daß sie immer ein Federmesser dabei hat? Sie spitzt damit Bleistifte an, obwohl wir einen erstklassigen elektrischen Bleistiftanspitzer in der Redaktion haben. Bei Konferenzen hat sie das Messer manchmal rausgeholt und damit herumgespielt. Einmal hat sie es aufgeklappt und sich damit die Fingernägel sauber gemacht. Nach der Konferenz habe ich sie gebeten, es nicht wieder zu tun. Da hat sie mich gefragt, ob ich mich bedroht gefühlt hätte.»
    «Und was haben Sie gesagt?»
    «Ich habe gesagt, daß Toilette seine eigene Zeit und seinen eigenen Ort hat. Wissen Sie, was sie da gesagt hat? Sie hat gesagt: ‹ Auf meiner Toilette mache ich andere Dinge › Nein, Frank, ich will Ihnen mal was sagen: Wenn ich Press wäre, würde ich meine Briefmarken immer schön in der Brieftasche lassen.»
    Soweit Mr. Margins Beitrag.
     
    Ed berichtete über das getürkte Treffen. Was sich wie eine wirklich gute Idee anhörte, stammte ausgerechnet vom Informationsleck: Die Redaktion sollte Press systematisch auf die Nerven gehen - niemand betritt sein Büro, ohne ausdrücklich gefragt zu werden, niemand beginnt ein Gespräch mit ihm, jeder beantwortet seine Fragen und Anweisungen auf möglichst knappe Weise.
    «Aber Ihnen ist doch klar», sagte ich, «daß Press schon vorher Bescheid weiß.»
    «Oder er würde es sofort spitzkriegen. Aber das macht es für ihn ja keineswegs angenehmer. Und was glauben Sie wohl, wer die Idee aufgebracht hat?»
    «Ich denke, wir haben es hier mit einer Art Doppelagent zu tun», sagte ich.
    «Wie meinen Sie das?»
    «Wenn Sie nun das Informationsleck wären, würden Sie dann nicht auch versuchen, den Verdacht gegen Sie zu zerstreuen?»
    Ed pflichtete mir bei.
     
    Sobald ich am nächsten Morgen in der Redaktion erschien, ließ Press mich in sein Büro kommen. «Was wissen Sie über die Operation Kalte Schulter?»
    «Nie davon gehört.» In der Tat hatte ich den Namen noch nicht gehört.
    Er musterte mich auf eine Weise, die ich wohl für durchdringend halten sollte, und sagte dann: «Die Bande da draußen will mich ignorieren.»
    «Sie ignorieren?»
    «Mich ignorieren, mich ignorieren. Drücke ich mich nicht klar genug aus?»
    «Ja, doch», sagte ich, weil ich verhindern wollte, daß er sich mit mir anlegte.
    «Es gibt einen Grund dafür, daß diese Fleischklöpse da draußen sitzen und ich hier drinnen. Was bilden die sich eigentlich ein? Daß mir das Herz bricht, weil sie nicht mit mir reden? Ich wüßte schon, was wirklich funktionieren würde.»
    «Und das wäre?»
    «Wenn jeder von denen fünf Fehler in jede Ausgabe mogeln würde, wär ich in einem Monat draußen...» Er unterbrach sich selbst. Und die Idee war ja auch in der Tat ausgezeichnet. «Soll ich Ihnen mal was zeigen?. Selma, sagen Sie Virginia Wrappers, daß sie reinkommen soll!... Jetzt passen Sie mal auf!»
    Virginia marschierte in strammer Haltung herein, Fäuste geballt, Lippen zusammengepreßt.
    Press ging um seinen Schreibtisch herum, zog einen Stuhl heran und schob ihn Virginia hin. «Befreien Sie mal Ihre Füße von ihrer schweren Last, Virginia!» Sie setzte sich und sah mich streng an. Vielleicht wußte sie nicht, wo ich stand, aber vielleicht wußte sie es auch sehr genau.
    Auch Press setzte sich auf einen Stuhl, so daß wir ein Dreieck bildeten. «Ich möchte Ihnen lediglich mitteilen, Virginia, daß ich Ihre Arbeit beobachtet und Sie falsch eingeschätzt habe. Ich möchte mich entschuldigen, falls ich grob zu Ihnen gewesen sein sollte. Ich bin schließlich neu hier und kann nicht alles auf den ersten Blick erfassen. Ich möchte Ihnen sagen, daß Sie in meinen Augen das hohe Niveau dieser Zeitschrift repräsentieren. Auf der Konferenz neulich habe ich Ihnen genau zugehört, und ich habe registriert, was sie gesagt haben. Deshalb möchte ich Ihnen die Gelegenheit geben, mir persönlich zu sagen, wie wir die Zeitschrift verändern sollten.» Er lehnte sich mit einem aufmunternden Lächeln zurück, und sie ließ ihre Ideen vom Stapel.
    Sie empfahl, das Format der ersten Seite zu ändern, empfahl Rezensenten, die wir schon lange nicht mehr beschäftigt hatten (einige deshalb nicht, weil sie längst tot waren), empfahl eine andere

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