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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Schwarz in der Türöffnung zu einem Dunkelgrau, dann wieder schwarz.
    Und dann kam der Riese zurück, ihr Retter. Mit einer hellen Lampe, die die Menschen als groteske Schatten an die Wände bannte. Er trat vor die Männer, vor Papa auch, und streckte die Hand aus – wortlos. Und wortlos öffneten sie alle ihr Gepäck. Wortlos nahm er.
    Die Augen der Mutter, ihr Blick.
    Dann wieder gebückt, im Laufschritt, der Lastwagen, ein Feld, ein Graben.
    Papa sprang; die Mutter hob ihn hinüber, sprang Hand in Hand mit der Schwester.
    Im Rücken das sich entfernende Knattern des Lastwagens; das Wäldchen und Papa, der auf den Boden fiel und weinte.
    Salmon Rosenberg wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht.
    In ein paar Tagen würde er schon in Rotterdam sein.
    Van Velden hatte tatsächlich nichts gewußt.
    Wie sollte er auch?
    Er war schließlich auch erst acht Jahre alt gewesen, und warum hätte sein Vater darüber reden sollen?

15
    Im Haus war es stockfinster, aber oben wimmerte, schon vertraut, der Spielcomputer.
    Müde und genervt stapfte Toppe die Treppe hoch. Im Grunde hatte Gabi recht. Wenn er morgens aus dem Haus ging, war es noch dunkel, wenn er heimkam schon wieder; den Tag und oft auch noch die Abende verbrachte er in einer eigenen Welt zwischen irgendwelchen Ermittlungsorten und dem miefigen Präsidium. Hier zu Hause gab er nur noch kurze Gastspiele.
    Er stieß die Tür zum Kinderzimmer auf.
    Christian hatte den Blick fest auf den Bildschirm geheftet, den Joystick locker in der Hand, und nahm ihn nur am Rande wahr: »Hallo, Papa.«
    Oliver lag bäuchlings auf dem Fußboden und vertrieb sich die Zeit bis zu seinem nächsten Einsatz am Stick mit einem Comic.
    »Wo ist Mama?« fragte Toppe, aber keiner von seinen Söhnen zeigte auch nur die geringste Reaktion.
    Er umfaßte die Türklinke fester und räusperte sich.
    »Wo ist Mama?« versuchte er es noch einmal, aber ebenso erfolglos.
    Mit einem Satz war er am Computer, hatte das Kabel in der Hand und zog den Stecker.
    »Ich hab’ euch was gefragt!« brüllte er.
    Vollkommene Stille.
    Die Kinder starrten ihn an: Oliver entgeistert, Christian aufsässig, das Kinn ganz hoch, trotzdem unsicher.
    Toppe sah von einem zum anderen und kam sich vor wie ein Eindringling.
    Christian erhob sich schwerfällig, versuchte ein Lächeln, meinte: »Is’ ja schon gut, Mann« und stöpselte den Stecker wieder ein.
    »Mama ist Essen gegangen«, rief Oliver eifrig und sprang ihm in die Arme. »Um elf ist sie wieder da, hat sie gesagt.«
    »Und wo ist Oma?« fragte Toppe verwirrt. Normalerweise ließen sie die Kinder doch nie allein.
    »Oma!« schnaubte Christian kopfschüttelnd, während er sich darauf konzentrierte, wieder ins Programm zu kommen. »Hör mal, ich bin dreizehn!«
    Toppe wußte keine Antwort.
    Oliver rutschte aus seinen Armen und blieb irgendwo zwischen seinen Beinen hängen.
    »Mama hat gesagt, wir sind alt genug. Wir schaffen das alleine«, fiepste er nach oben.
    »Ja, ja sicher«, stammelte Toppe und strich ihm über den Kopf. »Jetzt bin ich ja auch da; ich wollte nur noch eben kurz mal …«
    »Is’ schon okay, Papa; wir kommen alleine klar«, murmelte Christian abwesend; er war schon wieder mitten im Spiel.
    Toppe sah zu Oliver hinunter, der die Nase an seinem Schienbein rieb.
    »Gleich bin ich dran«, strahlte sein Jüngster ihn an. »Und ich mach’ ihn fertig, das schwör’ ich dir!«
    Toppe murmelte irgendetwas und ging hinaus.
    Ohne einen weiteren Gedanken hastete er die Treppe hinunter, riß seinen Mantel vom Haken und war schon draußen.
    Zunächst lief er ziellos durch Materborns Straßen.
    Es nieselte und die perfekt geschnittenen Hecken der Vorgärten glänzten vor Nässe.
    Gabi war tatsächlich ohne ihn gegangen! So etwas hatte sie noch nie getan; und er wußte genau, daß er selbst nie so gehandelt hätte.
    Er war wütend und gleichzeitig traurig.
    Als er in die Alexanderstraße einbog, hatte er plötzlich ein Ziel: die Vereinskneipe vom SV. Es war van Appeldorns Stammkneipe seit er eine der Jugendmannschaften trainierte; vielleicht traf er ihn dort. Marions Italienischkurs mußte ja langst zu Ende Er überquerte die Materborner Allee, auf der um diese Zeit kaum noch Betrieb war und sah durch das hohe Buschwerk an der Mauer Flutlicht schimmern. Auf dem Sportplatz wurde noch gespielt. Vielleicht war Training. Bei dem Wetter!
    Seine beiden Söhne spielten auch hier. Er hatte Christian einmal kurz vom Training abgeholt, als Gabi mal

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