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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Momente im Leben dieser beiden so außergewöhnlichen Männer.
    Astrid nahm sich das Buch, in dem Toppe gelesen hatte, als sie gekommen war. Nach einer Weile lachte sie. »Der Rambach hat das abgekupfert. Hier, guck mal, seinen Artikel über van Veldens Vater, den hat er sich bestimmt aus dem hier zusammengebastelt.«
    Toppe nahm sich den Artikel vor. Sie konnte recht haben, zumindest schien Rambach dieselben mageren Informationen gehabt zu haben.
    Antonius van Velden, ein kleiner Angestellter bei der damaligen Gemeindeverwaltung, war, als Niederländer nicht zum Wehrdienst eingezogen, während des Krieges als LKW-Fahrer bei der Margarinefabrik zwangsverpflichtet gewesen. Mit seinem LKW brachte er, unter Einsatz seines Lebens, in den Jahren 39 und 40 über fünfzig Juden aus Kleve heraus nach Holland und rettete ihnen so das Leben. Im Juli 1940 führten Denunziationen zu seiner Verhaftung. Man warf ihm vor, »deutschfeindlich« und ein »Judenfreund« zu sein. Zu seinem Glück fand man keinerlei stichhaltige Beweise, und so wurde er nach vierzehn Tagen Untersuchungshaft wieder freigelassen. Er starb beim Bombenangriff auf Kleve.
    »Spannende Geschichte«, murmelte Toppe vor sich hin. »Ich möchte wissen, wie er die alle rausgeschmuggelt hat.«
    Astrid sah ihn fragend an.
    Er lächelte jungenhaft. »Ich weiß, ich weiß, mit unserem Fall hat das nichts zu tun. Ich bin einfach nur ein neugieriger Mensch.«
    Er schob die Papiere zusammen.
    »Das bringt uns nicht viel weiter, nicht wahr?« fragte Astrid.
    »Wir werden sehen«, meinte Toppe vage und streckte sich. »Höchste Zeit, daß ich nach Hause komme.«
    »Wirklich?« fragte sie und berührte ihn wieder am Arm.
    Er zuckte zurück.
    »Ich tu’ dir nichts«, schnappte sie ein.
    Er hielt inne.
    »Schade«, hörte er sich sagen und hatte Flugzeuge im Bauch.
    Sie erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung, hatte aber auch das Poltern auf dem Gang gehört.
    »Darauf komme ich zurück«, flüsterte sie.
    »Ich bitte darum«, sagte er und war sich auf einmal ganz sicher.
    Ackermann, die Ursache des Polterns an der Tür, stob herein und überschüttete sie beide mit seinem lärmenden Frohsinn.
    »’n Abend zusammen. Ich stör’ doch nich’? Ich bin schon unten am Auto, da seh’ ich noch Licht an bei Ihnen, Chef, un’ denk’, kuckste ma’ ebkes auf ’n Sprung rein, wie die Aktien so stehen.«
    Das alles brachte er in einem einzigen Atemzug und ließ sich dabei ganz selbstverständlich auf dem Besucherstuhl nieder.
    »’n Abend, Herr Ackermann«, begrüßte ihn Toppe freundlich.
    Astrid griff schnell nach ihrer Handtasche. »Ich bin dann weg, ja? Mir flimmert’s schon vor den Augen von all dem Zeitunglesen.«
    Ackermann richtete sich häuslich ein. »Wie läuft et denn so?«
    »Gar nicht gut.«
    »Keine Neuichkeiten?«
    »Kaum«, gab Toppe einsilbig zurück.
    »Na, nu’ lassen Se ma’ die Flügel nich’ hängen. Dat kommt schon. Sie haben doch schon ganz andere Dinger geschaukelt, Chef.«
    Er kramte seinen Javaanse Jongens und Blättchen aus der Hosentasche und drehte sich mit flinken Fingern eine Zigarette.
    »Kucken Sie sich dat ma’ an«, hielt er Toppe seine Hand unter die Nase. »Kriech ich doch zum Verrecken nich’ ab!«
    Seine Fingernägel trugen deutliche Spuren von grünem Lack. »Hab’ nämlich gestern mittach endlich den Kaninchenstall gestrichen.« Er lachte herzhaft. »Un’ dabei hättet fast noch ’ne Familientragödie gegeben. Sie wissen ja, wie Mütters so sind.« Toppe verstand nur Bahnhof.
    »Nein? Ihre Frau nich’? Also meine, ich kann Ihnen sagen: die reinste Klucke. Also, der Heinz, dat is’ mein Nachbar, der ruft mich annen Zaun, un’ ich lech den Pinsel auf dat Dach vom Stall un’ geh ebkes rüber, un’ wir kommen so an’t keuern. Meine Mädkes waren de ganze Zeit mit de Karnikel dran. Un’ wie ich zurückkomm’, is’ der Pinsel weg. Ich dann gleich Zoff gemacht, von wegen Finger weg von Papas Werkeug. Da bin ich nämlich ganz eigen mir. Die können alles von mir kriegen, aber an mein Werkzeug sollen die nich’ ran, und dat wissen die auch. Un’ die dann gleich geheult, un’ wie gemein ich bin. Sons’ sind die wie Katz’ un’ Hund, aber wenn die sich gegen Papa zusammenrotten können, ich sach et Ihnen! Un’ meine Frau dann sofort in’t selbe Horn: Ich soll die Kinder nich’ immer so anschreien un’ so. Ich war ganz schön stinkich.«
    Er holte einmal kurz Luft; Toppe war schon ganz schwindelig.
    »Un’ war soll

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