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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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nicht konnte; mußte voriges Jahr gewesen sein.
    Die Kneipe kannte er nur von außen. Er zog die Glastür auf, und der übliche säuerliche Kneipendunst fing ihn ein. Es war kaum was los. Am Tisch hinten in der Ecke saßen drei Männer beim Skat. Norbert van Appeldorn hockte am Tresen und unterhielt sich mit dem Wirt. Neben seinem Hocker stand eine große bunte Sporttasche.
    Er staunte nicht schlecht, als er Toppe auf sich zukommen sah.
    »Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Du in einer Kneipe!«
    Toppe grinste schräg und blieb, die Hände in den Manteltaschen, hinter van Appeldorn stehen.
    »Ein Alt, bitte«, nickte er dem Wirt zu.
    Van Appeldorn musterte ihn. »Ist was los?«
    Toppe zuckte die Achseln. »Nichts Besonderes.«
    Er redete nicht gern über sich selbst und hätte auch gar nicht gewußt, wo er anfangen sollte. Außerdem war er zu müde.
    »Hattest du Training?« fragte er und zeigte auf die Sporttasche.
    »Ja, mit der D-Jugend. Ich hab’ übrigens Christian vermißt; der kommt sonst eigentlich immer.«
    »Der muß auf seinen kleinen Bruder aufpassen; sitzt am Computer.«
    »Wieso? Ist Gabi auch nicht zu Hause?«
    »Nein. Ich wußte gar nicht, daß ihr bei so einem Sauwetter spielt.«
    Van Appeldorn lachte. »Ist doch ideales Fußballwetter.« Dann runzelte er die Stirn. »Sag mal, hast du Ärger zu Hause?«
    Toppe zuckte wieder nur die Achseln.
    Van Appeldorn rutschte von seinem Hocker. »Komm, zieh deinen Mantel aus. Wir setzen uns da drüben an den Tisch. Is’ gemütlicher. Machst du uns zwei Kurze, Franz?«
    Toppe zwängte sich van Appeldorn gegenüber auf die Bank und trank sein Bier in einem Zug.
    »Hat Astrid noch was Neues gehabt?« wollte van Appeldorn wissen.
    Toppe winkte nach einem neuen Bier und berichtete dann knapp und trocken.
    Der Wirt brachte die Kurzen und noch ein Bier für Toppe.
    »Hör mal, du hast doch was«, stieß van Appeldorn ihn an.
    Toppe gab sich einen Ruck und erzählte schließlich von seinem Streit mit Gabi und, daß sie einfach allein weggegangen war.
    »Na und?« fragte van Appeldorn ehrlich erstaunt. »Was ist so schlimm dran, daß sie alleine geht, wenn du nicht kannst?«
    »Aber doch nicht so«, entgegnete Toppe. »Ich hab’ ja nichts dagegen, wenn sie geht, aber doch nicht, um es mir mal zu zeigen, um mich quasi zu bestrafen. Ich kann doch wahrhaftig nichts für die verdammten Überstunden.«
    Van Appeldorn betrachtete ihn mit ungewohntem Ernst.
    »Das kann man auch anders sehen, Helmut. Klar, wir haben eine Menge Arbeit. Unser Job ist nicht eben fröhlich und erbaulich, und manchmal hat man ganz schön dran zu knacken. Aber das ist in vielen anderen Berufen doch auch nicht anders; oder möchtest du lieber Arzt sein oder Psychologe? Hauptsache, die Arbeit wird nicht zum Selbstzweck. Ich mach’ diesen Job, um mich und meine Familie zu ernähren, und ich kann doch froh sein, daß er spannend ist und mir meistens auch noch Spaß macht. Ich glaube, unsere lieben Kollegen sehen das genauso.«
    Toppe schnaubte abwehrend. »Die Kollegen, ja. Aber ich kann mir das nicht leisten. Schließlich habe ich die Verantwortung!«
    Van Appeldorn runzelte verwundert die Stirn. »Okay«, sagte er, »auf dem Papier bist du der Boss, aber du weißt doch selbst, daß wir anderen uns genauso verantwortlich fühlen wie du. Ist schon komisch, daß du auf einmal so den Chef raushängen läßt. Im Ernst, Helmut, ich glaube, es wird höchste Zeit, daß du deine Mörder einfach mal Mörder sein läßt, nach Hause gehst, abschaltest, dich um deine Familie kümmerst und auch um dich selbst.«
    Toppe sah auf die Tischplatte und schüttelte den Kopf.
    »Das kann ich nicht, Norbert. Ich bin da anders als du. Wenn ich einen neuen Fall habe, dann gärt der in mir, läßt mir keine Ruhe. Das kann ich nicht einfach ausknipsen wie einen Lichtschalter.«
    »Eben«, nickte van Appeldorn, »genau das meine ich. Wunderst du dich allen Ernstes, daß Gabi nach zwölf Jahren anfängt, sauer zu werden? Marion hätte das nicht einmal ein halbes Jahr lang mitgemacht. Und da hat sie auch verdammt recht.«
    Er lachte und legte Toppe die Hände auf den Arm.
    »Ich glaube, dir täte so ein Erziehungsurlaub auch mal ganz gut. Es rückt einiges gerade, wenn man mal ganz raus ist aus dem Laden.«
    Toppe lachte bitter. »Du kannst wohl kaum erwarten, daß ich noch ein Kind zeuge, nur um so eine Erfahrung zu machen. Außerdem will Gabi auch überhaupt keine Kinder mehr.«
    Et starrte müde in sein Glas.

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