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Belsazars Ende

Titel: Belsazars Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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»Wahrscheinlich hat sie ganz recht. Vielleicht hätte ich nie welche kriegen sollen. Christian und Oliver haben zu mir überhaupt keine Beziehung. Denen ist das vollkommen egal, ob ich da bin oder nicht. Der Computer, zum Beispiel, ist denen viel wichtiger.«
    »Mensch, hör auf, dich zu bejammern! Ist ja furchtbar!« sagte van Appeldorn sauer. »Wenn du einen Draht zu deinen Kindern haben willst, dann tu was dafür! Ich hab’ dich zum Beispiel in der ganzen Zeit nur ein einziges Mal hier auf dem Fußballplatz gesehen. Und ich trainiere deine beiden Jungs immerhin schon seit vier Jahren. Ich wette, du weißt nicht mal, wann sie spielen.«
    »Ich war einmal mit zu einem Turnier«, protestierte Toppe lahm.
    »Na, bravo! Einmal in vier Jahren. Das hat bei deinen Kindern bestimmt den dauerhaften Eindruck hinterlassen, daß ihr Vater sich ganz toll für sie interessiert.«
    »Danke«, zischte Toppe. »Du baust mich wirklich unheimlich auf.«
    »Das tu ich auch«, erwiderte van Appeldorn ruhig. »Du hörst mir bloß nicht zu, weil du dich bedauern willst, und ich habe keine Lust, mich in deine dämliche Depri-Stimmung reinziehen zu lassen.« Er beugte sich vor. »Du hast dich in den letzten Jahren ziemlich verändert, Helmut. Wir beide, zum Beispiel, waren mal ganz gute Freunde. Und heute? Was verbindet uns denn noch außer der Arbeit, he? Privat haben wir uns schon fast ein Jahr lang nicht mehr getroffen. Und an mir liegt das nicht.«
    Toppe sah auf. »Du hast recht. Dieser Job frißt mich immer mehr.«
    »Weil du dich fressen läßt, Junge. Weil du immer alles ganz besonders schnell und gut machen mußt. Weil du die Anerkennung brauchst.«
    Er bückte sich, holte eine Schachtel Lucky Strike aus der Sporttasche und hielt sie Toppe hin. Der schüttelte den Kopf. »Ich rauch’ sowieso zuviel.. Vielleicht hast du wirklich recht..«
    »Klar. Ich meine, du könntest dich doch wirklich mal um deine Jungs beim Fußball kümmern, und zwar regelmäßig. Machst du überhaupt was für dich alleine? Ich hab’ noch nie gehört, daß du mal auf ein Bier gehst.«
    Toppe griente. »Doch, heute.«
    Aber van Appeldorn schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht. Heute bist du gegangen, weil du sauer auf Gabi bist und weil du dich bemitleidest.«
    Toppe dachte nach.
    Norbert hatte gut reden. Ganz so einfach war es nicht, aber er wollte nichts mehr dazu sagen. Er brachte das Gespräch auf den Fall zurück, und van Appeldorn ging ohne Zögern darauf ein.
    Als Toppe die Haustür aufschloß, war es schon Mitternacht.
    Im Schlafzimmer war es dunkel. Gabi lag im Bett, aber er wußte nicht, ob sie schon schlief oder nur so tat. Leise zog er sich aus, schob sich vorsichtig ins Bett und fiel sofort in einen bleiernen Schlaf.

16
    Astrid Steendijk saß auf heißen Kohlen. Sie hatte sich für elf Uhr bei Simona Lünterhoff angemeldet, und die Pressekonferenz wollte kein Ende nehmen.
    Toppe machte seine Sache heute besser als sonst. Er wirkte gelassen, antwortete ruhig, ließ sich einzelne Fragen präzisieren.
    Stasi hatte nur zu Anfang näselnd ein paar Worthülsen fallenlassen und sich danach mit arrogant-unbeteiligtem Gesicht im Hintergrund gehalten. Aber als Toppe jetzt die Presse um ihre Mithilfe bat – »Wir konnten bisher nicht ermitteln, wer am 30. Oktober um 23.08 Uhr den Notarzt zu van Veldens Haus bestellt hat« – runzelte er unwirsch die Stirn und machte sich eine Notiz auf einem der Spickzettel, die er ständig mit sich führte.
    Die Reporter schrieben gewissenhaft mit.
    Eine junge Fotografin schob sich durch das Gedränge nach vorn und machte eine Aufnahme von Toppe. Er lächelte ihr kurz zu.
    Astrid spürte ein Kribbeln im Bauch. Wenn er lächelte, veränderte sich sein Gesicht vollkommen. Sonst wirkte er ernst und nachdenklich, manchmal auf eine grimmige Weise in sich gekehrt, aber wenn er lächelte, leuchteten seine Augen, und sein Gesicht war warm und lebendig. Dieses Strahlen mochte sie wohl am meisten an ihm.
    Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so verrückt nach einem Mann gewesen zu sein, und jetzt, wo es in der Schwebe war, bekam sie bei seinem Anblick, manchmal bei dem bloßen Gedanken an ihn, feuchte Hände.
    Am Anfang war es bei ihr eine gute Portion Koketterie gewesen. Es hatte ihr einfach gefallen, daß er sie attraktiv fand. Aber jetzt hatte sie keinen Abstand mehr. Sie dachte beinahe ständig an ihn, egal, was sie tat, und hatte Sehnsucht. Manchmal sagte sie sich, daß sie sich zu sehr reinsteigerte, sich selbst

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