Belsazars Ende
verkneifen, aber Simona verschloß sich trotzdem.
Astrid biß sich auf die Lippen. »Wer waren denn die anderen Männer?«
Simona zuckte nur die Schultern.
»Waren das alles so gute Typen wie Ricky?« Viel zu plump, Astrid, schalt sie sich innerlich, aber Simona lachte laut.
»Quatsch! Das sind nur Kleinkacker gegen ihn. Haben ganz gut Knete, manche sehen auch nicht schlecht aus, aber sonst: hohl! Ich kenn’ sowieso nur die Vornamen: Jürgen, Claus-Dieter und Christopher waren eigentlich immer dabei, meistens auch Erwin und Frank und manchmal Hans-Werner und Walli.«
»Und wer waren die anderen Mädchen?«
»Na ja. Diane und Martina – das hab’ ich dir ja schon erzählt. Die anderen wechselten; sind immer aus Düsseldorf mitgekommen. Die Namen? Meine Güte, so was vergißt man doch! Bloß an die Nadine kann ich mich gut erinnern. Die war unheimlich süß. Aber die hat, glaub’ ich, Ärger gekriegt; die war nämlich höchstens vierzehn.«
»Und die hat dabei auch so richtig mitgemacht?« Simona lachte wieder. »Weil die so jung war, meinst du? Du, das war die Heißeste von allen. Unheimlich scharf auf Ricky.«
Astrid schüttelte leicht den Kopf. »Weißt du, wenn ich ehrlich bin, so richtig verstehen kann ich das nicht. Hat dir das denn nicht weh getan, wenn er vor deinen Augen mit einer anderen schlief?«
»Nöö«, sagte Simona und drehte sich eine Haarsträhne um den Zeigefinger. »Das ist nun mal so in offenen Beziehungen. Man braucht dazu eine gewisse emotionale Reife, weißt du.«
Astrid schluckte. »Welchen Ärger hat Nadine denn gekriegt?«
»Weiß ich nicht. Ich hab’ mir das bloß so zusammengereimt. Die war’ sonst bestimmt noch öfter dabei gewesen. Christopher stand unheimlich auf die Kleine, er und Ricky.« Astrid nahm sich noch eine Zigarette.
»Ricky wußte immer genau, was er tat«, sagte Simona. »Er hatte jede Situation im Griff. Auf den Feten und sonst auch.«
»Und deine Eltern? Was haben die denn dazu gesagt?« Simona verdrehte die Augen. »Meine Eltern!«
»Wie meinst du das?«
»Meine Eltern haben ihre Jobs. Damit sind die voll ausgelastet. Wir leben alle unser eigenes Leben, und das ist ja auch okay so.«
»Aber die müssen doch mitgekriegt haben, wenn du drei Tage nicht nach Hause gekommen bist.«
»Na und? Ich hab’ schon seit Jahren meinen eigenen Schlüssel. Außerdem, wenn die wußten, daß ich bei Ricky war, ging das schon in Ordnung.«
»Es ist aber doch ein offenes Geheimnis in Kleve, daß van Velden solche Feten feierte.«
»Meinst du? Keine Ahnung. Meine Eltern haben jedenfalls nie was gesagt. Wir sind sowieso ganz frei erzogen, mein Bruder und ich. Meine Mutter hat mir, als ich vierzehn war, die Pille verschreiben lassen, und damit ist das Problem doch erledigt, oder?«
»Was war mit der Schule? Hast du dann da einfach gefehlt?«
Simona warf das Haar zurück. »Die Schule hab’ ich schon vor einem Jahr geschmissen.«
»Und was machst du jetzt?«
»Mal dies, mal das. Modellstehen und so. Ricky wollte mich bei einer Agentur in Düsseldorf unterbringen. Jetzt muß ich mich wohl selbst drum kümmern. Du, sag mal: Wie bist du eigentlich auf mich gekommen?«
»Wir haben Fotos gefunden«, antwortete Astrid und bemerkte, daß Simona tatsächlich noch erröten konnte. »Und einer der Kollegen deines Vaters hat uns von dir erzählt, Rambach, heißt der.«
»Rambach? Das kann ich mir vorstellen! Der blöde Hund!«
»Was hast du denn gegen den?«
»Ach, der ist schmierig und lästig. Macht sich dauernd an mich ran.«
»Er arbeitet an einer van Velden-Biographie.«
»Kann schon sein.«
»Hat van Velden dir denn nichts davon erzählt?«
»Ich hab’ dir doch schon gesagt, daß wir nie über solchen Alltagsmist geredet haben. Ich war seine Insel, verstehst du das nicht?«
»Wenn du eine ehrliche Antwort willst: nein!« sagte Astrid schroff, stand auf und beeilte sich, möglichst schnell zu verschwinden, bevor ihr die Galle hochkam.
Simona begleitete sie nicht zur Tür.
17
Astrid stieg in ihr Auto, holte ihren ledergebundenen Block aus der Handtasche und notierte sich die Namen der Mädchen und der Männer. Christopher – damir mußte wohl dieser Hunold gemeint sein, van Veldens langjähriger Mäzen.
Während des Gesprächs hatte sie sich bewußt keine Notizen gemacht, weil sie sonst sicher keinen vernünftigen Draht zu dem Mädchen bekommen hätte. Es war auch so schon schwierig genug gewesen.
Der schlechte Geschmack in ihrem Mund kam nicht allein vom
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