Belsazars Ende
ob das wohl Originalton van Velden war.
»Hast du mit ihm geschlafen?« fragte sie.
Simona riß verblüfft die Augen auf. »Ja, klar hab’ ich mit ihm geschlafen! Was denkst du denn? Ricky war ein irre sinnlicher Mann. Wir hatten eine hocherotische Beziehung.«
Es wäre schön, dachte Astrid, endlich einmal das Mädchen selbst zu hören.
»Und? Wie war er so?« fragte sie.
»Wie meinst du das?«
»Na ja«, lächelte Astrid, »ich meine, hatte er besonders ausgefallene Ideen?«
»Was verstehst du denn unter,ausgefallen’?« fragte Simona aggressiv.
Astrid drehte schnell bei. »Ich meine einfach, das muß doch toll gewesen sein mit so einem Mann. Der war doch bestimmt nicht durchschnittlich, oder?«
Simona grinste. »Nee, durchschnittlich war er nicht.«
Sie lehnte sich zurück in ihre Kissen und verschränkte die Hände im Nacken.
»Er hatte immer neue Ideen. Fotos machen fand er wahnsinnig scharf.« Ihre Stimme hatte einen verträumten Klang, der Astrid allzu gewollt vorkam. »Das machte ihn unheimlich an. Er mußte mich dann immer sofort haben, egal, wo und wie, verstehst du?«
»Fotos von dir alleine?«
Das Mädchen stützte sich auf den Ellbogen und blinzelte sie durch ihren Pony an. »Auch. Aber nicht nur. Ricky brauchte Kicks, verstehst du? Die richtigen Vibrationen mußten kommen, stimmig sein für seine Arbeit.«
»Wen hat er denn noch fotografiert?«
»Meistens mich, Diane und Martina.«
»Und hinterher schlief er mit euch dreien?«
»Nein!« Empört setzte sie sich auf. »Geschlafen hat er nur mit mir!«
»Ja?« fragte Astrid ungläubig. »Mensch, komm, ich bin auch nicht so ganz von gestern. Du hast doch gerade was von Kicks gesagt.«
»Na okay«, grinste Simona. »Es machte ihn an, wenn die beiden dabei waren, wenn er mich bumste. Manchmal haben’s auch Martina und Diane miteinander gemacht, und Ricky und ich haben zugeguckt. Das ergab sich einfach, gerade eben so, wie Ricky drauf war.«
»Hört sich scharf an«, meinte Astrid und suchte in ihrer Handtasche nach Zigaretten. »Kann ich hier rauchen?«
»Klar.« Simona drehte sich auf den Bauch und fischte aus dem Zeitschriftenstapel einen halbvollen Aschenbecher. »Danke. Kennst du Diane und Martina näher?«
»Nöö. Ich hab’ sie vielleicht fünf- oder sechsmal gesehen. Die sind aus Düsseldorf, studieren an der Kunstakademie.«
»Dann sind das wohl van Veldens Schülerinnen gewesen?«
»Kann sein. Über so was haben wir nicht geredet, du. Wir hatten ganz andere Themen.«
»Welche denn so?«
»Na ja, Kunst hauptsächlich, das Universum, der Mensch an sich, Erotik, Gefühle und so.«
»Wie alt sind Diane und Martina?«
»Och, schon älter. So Anfang Zwanzig, würde ich sagen.«
»Hat er, seitdem er mit dir zusammen war, nur noch mit dir geschlafen?«
Simona zögerte und senkte einen Moment den Blick. »Eigentlich schon. Außer natürlich auf den Atelierfesten, aber das ist was anderes.«
Astrid überlegte ihre nächste Frage, aber Simona redete schon weiter: »Da gab’s immer literweise Champagner, manchmal auch Koks. War einfach geil: drei Tage totaler Nebel.«
»Hast du da auch mit anderen geschlafen?«
»Klar«, sagte sie gelangweilt, »das ging wild durcheinander. Waren dufte Feten.«
»Und da gab’s nie so was wie Eifersucht und Streit?«
»Ach Quatsch!« Simona schüttelte ihre blonde Mahne. »Ricky hat die Gäste doch sorgfältig ausgesucht. Das waren keine Spießer! Besitzansprüche, das ist doch Schnee von gestern. Man muß sich jeden Tag freiwillig neu füreinander entscheiden, weißt du?«
Astrid ging nicht darauf ein.
»Und wie lief das dann so auf den Feten?«
»Sag’ ich doch: dufte. Wir haben gegessen, getrunken, Musik gehört, getanzt. Die Jungs haben Fotos gemacht, manchmal auch Videos. Im ganzen Haus war was los. Wir hatten einfach zwei oder drei Tage eine wahnsinnig easy Zeit miteinander.«
»Und ihr Mädchen? Was habt ihr so gemacht?«
Simona sah kurz auf; sie bemerkte wohl Astrids veränderten Tonfall. »Rumgealbert«, antwortete sie dann. »Da gab’s auch immer dufte Klamotten. Einer von den Jungs ist in der Modebranche; der hat immer ganz süße Dessous mitgebracht. Hat Spaß gemacht, war wie Karneval in Rio. Und sonst? Koks macht wahnsinnig geil, weißt du? Was man eben so macht: Knutschen, Fummeln und so. Wenn die Jungs nicht zu breit waren, haben sie’s mit uns gemacht.«
Astrid konnte sich das »Und das hat dir gefallen, wenn die Jungs es mit dir gemacht haben?« gerade noch
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