Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
betteln. Einen festen Freund hab ich nicht, und meine Kumpel will ich nicht in sowas reinziehen. Ich will nicht, dass sie wegen mir womöglich Ärger kriegen. Schon gar nicht mit so ein paar üblen Nazischweinen. Wenn einem meiner Freunde wegen mir was passieren würde, das könnte ich mir nie verzeihen!“
Es dauert wieder ein bisschen, bis eine Reaktion kommt und mit der hätte ich als Letztes gerechnet.
„
Was ist denn mit dem Hausmeister?“
Ich glotze auf die simple Frage und bin …. baff. Schlicht und einfach.
Was soll mit dem Hausmeister sein? Soll ich Manuel etwa als meinen Bodyguard engagieren?
„
Wie meinst du das?“,
will ich wissen.
„
Na, kann der dir denn nicht den Rücken stärken? Oder ist das schon so ein alter Zausel?“
Noch immer kann ich nicht den Finger drauf legen, aber irgendwie habe ich ein mehr als merkwürdiges Gefühl bei der ganzen Angelegenheit. Ich meine, würde ich im umgekehrten Fall die gleichen Fragen an LanceAlot stellen? Ich glaube es nicht. Andererseits – ich kenne ihn nicht. Woher will ich wissen, wie er tickt?
Ich schiebe das komische Gefühl energisch beiseite und antworte:
„Nein, er ist kein alter Zausel. Aber ich kenne ihn doch kaum. Und selbst wenn, soll ich etwa zu ihm hingehen und sagen: Hey, du? Ich hab mich da mit einer ganzen Bande Neonazis angelegt, kannst du mir mal eben zur Hand gehen? Der wird sich bedanken, meinst du nicht?“
Es dauert noch länger, bis er zurückschreibt, und fast glaube ich schon, er ist wieder abgehauen. Aber es kam ja keine Meldung, demnach ist er noch da. Ob er ausnahmsweise auch mal nicht weiß, was er schreiben soll?
„
Vielleicht wärst du überrascht?“,
plingt es da endlich auf, und mit dieser Antwort weiß ich nun echt überhaupt nichts anzufangen.
„
???“,
tippe ich bloß, und keine zwei Sekunden später erwidert er:
„Egal. Jetzt mal zurück zu deinen Träumen. Vielleicht können wir das anders angehen. Wenn du dir dich selber in – sagen wir mal – zehn Jahren vorstellst, wo siehst du dich dann?“
Oh, Mann! Kommt er mir jetzt etwas mit Psychospielchen? Darauf hab ich ja sowas von keinen Bock!
„
In zehn Jahren?“,
schinde ich Zeit,
„Keine Ahnung. Auf jeden Fall nicht hier.“
Ich mache eine kleine Pause, aber dann fällt mir doch noch etwas ein.
„
Mein Vater wollte unbedingt, dass ich studiere. Aber das ist
wohl eher
nichts für mich. Als ich diese Woche bei einem alten Herrn im Garten gearbeitet habe, da gab es einen Moment … ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Nicht dass ich jetzt Gärtner werden will oder so, aber als ich da mit ihm in seiner Küche saß, NACH der Arbeit und nochmal an alles gedacht hab, was ich gemacht hatte, das war ein tolles Gefühl. So … zufrieden. Mit mir und der Welt. So gesehen denke ich, will ich auf jeden Fall was mit meinen Händen machen. Also arbeitstechnisch. Ich hab noch keinen Plan was genau, aber kein Schreibtischjob oder so. Klingt das jetzt doof?“,
schiebe ich ein bisschen unsicher hinterher. Etwas bange warte ich auf seine Antwort. Und die kommt auch umgehend.
„
Wieso soll das doof klingen? Ich arbeite auch gern mit meinen Händen. Nicht nur in der Kunst. Und wenn du lieber sowas machen willst, als zu studieren, ist doch okay? Es können schließlich nicht alle Menschen Akademiker sein, oder? Irgendwer muss sich doch schließlich die Hände schmutzig machen! Und wenn jemand das gern und freiwillig tut, umso besser! Fortschritt findet nicht nur an Zeichentischen und virtuellen Werkbänken statt! Wer weiß – vielleicht erfindest du eines Tages sogar noch was und wirst berühmt? ;)“
Irgendwie bin ich jetzt erleichtert, als er das so ausdrückt.
Überhaupt hat er eine Art die mir eigentlich ausnehmend gut gefällt. Zwar manchmal ziemlich direkt, wie`s scheint, aber hey? Ist mir doch lieber, wenn mir jemand ins Gesicht sagt: „Hey, du! Da hast du Mist gebaut!“, als wenn er mir vorne rum Honig um den Bart schmiert und hinter meinem Rücken über mich ablästert.
Auch wenn die kleine Tucke in mir nicht damit umgehen kann, gelegentlich eine Watschn zu bekommen. Da muss sie eben durch. Und ich mit …
Wir tauschen noch ein paar Belanglosigkeiten aus, quatschen über Musik und Filme und entdecken ein paar Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel können wir alle b eide Reality TV nicht ausstehen, finden Robert Downey Jr. gut und hören gerne
„Volbeat“.
Die Zeit verfliegt, und ich finde es echt schade, als er plötzlich schreibt, dass
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