Ben - Alles auf Anfang (German Edition)
jagendes Herz zu überspielen. „Hat was.“
Er wölbt spöttisch eine Braue, sieht kurz auf das Bild und dreht sich weg.
„Worauf hast du Lust?“, fragt er, und für den Bruchteil einer Sekunde habe ich die Szene im Kopf, wie wir uns in meinem Wohnzimmer küssen. Ich verscheuche es rasch und gebe möglichst lässig zurück: „Och, ich bin nicht anspruchsvoll. Was steht denn zur Auswahl?“ Dabei schiebe ich die Hände in die Taschen meiner Jeans und drehe mich langsam zu ihm um.
Ein amüsierter Blick trifft mich und Manuel grinst. „So, so. Nicht anspruchsvoll. Na, dann. Wie wäre es mit Spaghetti Bolognese, der Herr? Einfach, schnell und macht satt.“ Er klingt ironisch, doch ich habe nicht vor, darauf einzugehen, hebe nur die Schultern. „Warum nicht? Ess` ich ganz gerne.“
„Okay“, nickt Manuel. „Dann komm` her.“
Herkommen? Wozu das denn?
Aber okay, ich tue was er sagt, während er einen großen Topf aus dem Schrank nimmt, und prompt drückt er ihn mir in die Hand.
„Da. Halbvoll machen!“, befiehlt er, und ich schaue verdutzt aus der Wäsche.
„Was?“, fragt er, als ich keine Anzeichen erkennen lasse, seiner Aufforderung Folge zu leisten. „Hast du gedacht, ich mache dir in Zukunft den Leibkoch? Ab heute lernst du gefälligst selber kochen.“
Damit habe ich nun zwar nicht gerechnet, aber er wirkt so ernst, wie er das sagt, dass ich nicht anders kann, als einen blöden Witz rauszuhauen. Ich nehme also Haltung an, knalle die Hacken zusammen und salutiere mit einem zackigen: „Sir, ja, Sir!“
Leider sind meine Rippen der Meinung, dass das nun doch zu viel des Guten ist, denn im nächsten Augenblick fahre ich zusammen und presse mit einem gekeuchten „Autsch!“ die freie Hand seitlich auf meinen Brustkorb.
„Selbst schuld“, kommentiert Manuel ungerührt und deutet dann auf die Spüle. „Nun mach schon. Ich hab auch noch nichts gegessen und im Gegensatz zu dir trotz Sonntag den ganzen Tag geschafft.“
„Schon gut, schon gut!“, erwidere ich und fülle nun endlich Wasser in den Topf. „Nur kein Mitleid mit mir armem, zusammengeprügeltem Kerl!“
Triumphierend stelle ich schließlich den Topf samt Wasser auf den Herd und wende mich ihm zu. „Fertig!“
Er kramt in der Zwischenzeit im Schrank, und ich erhasche einen Blick auf die wirklich gut gefüllten Fächer. Nudelpackungen, Dosen mit Mehl und Zucker, und alle möglichen Gewürzen fallen mir ins Auge, bevor die Schranktür zuklappt und mein Drill-Sergeant sich mir wieder zuwendet. Er scheint demnach wirklich regelmäßig zu kochen?
Cool!
findet meine innere Tucke und feilt sich die Nägel.
„Nicht ganz“, korrigiert er meine Einschätzung, greift noch einmal in den Küchenschrank, holt ein rechteckiges Päckchen heraus und hält es mir hin. Etwas begriffsstutzig starre ich darauf, und er schüttelt es auffordernd, während er gleichzeitig mit traumwandlerischer Sicherheit einen Teelöffel aus einer Schublade angelt.
„Faustregel für Nudeln: Ein Teelöffel Salz auf fünf Liter Wasser“, sagt er, und mir dämmert allmählich was er von mir will. Gehorsam greife ich nach dem Päckchen und dem Löffel und gebe einen Teelöffel Salz in den Topf.
„So?“, vergewissere ich mich und Manuel nickt.
„Und jetzt noch den Deckel drauf und anschalten.“
Als ich damit fertig bin und den Kopf wieder in seine Richtung drehe, liegt ein Päckchen Hackfleisch und eine Zwiebel auf der Arbeitsfläche wie hingezaubert. Wie insgeheim befürchtet, bekomme ich die Zwiebel in die Hand gedrückt, dazu ein Schälmesser und die knappe Aufforderung: „Schälen und klein schneiden!“
Oh, Mann! Dieser Befehlston ist echt ätzend! Ich erinnere mich zwar, irgendwo mal gelesen zu haben, dass bei der Ausbildung zum Koch ein rauer Ton herrscht, aber ich will ja hier schließlich nicht zum Sternekoch mutieren! Muss Manuel da so den Mufti raushängen lassen?
Er schiebt mir eine Schneideunterlage zu, und gehorsam mache ich mich an die Arbeit.
Schälen geht ja noch, aber als ich dann die Zwiebel zu schneiden beginne („Schön klein und in Würfel!“), dauert es nicht lange und mir kullern dicke Tränen über die Wangen. Schniefend wische ich mir mit dem Handrücken übers Gesicht, während Manuel mit verschränkten Armen daneben steht und einfach bloß zusieht. Aber hat er etwa ein Wort des Trostes für mich? Oder fragt er vielleicht nach, ob alles okay ist?
Nein! Natürlich nicht! So ein gefühlloser Klotz! Ich nehme alles, was ich je
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