Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
tiefe Stimme war seltsam tröstlich. »Und es ist ein bißchen unheimlich, Ben. Die Bullen haben herausgefunden, daß an dem Tag, an dem Tarlow ermordet wurde, ein Gast in einer Pension in Saints Rest gewohnt hat, der sich als Professor an der University of Missouri vorgestellt hatte und eine Kreditkarte mit demselben Namen benutzt hat, der aber gar nicht existiert. Sie haben bei der Universität nachgefragt. Diesen Mann gibt es dort nicht, in ganz Columbia, Missouri, nicht. Wir haben also einen Geist in der Stadt gehabt. Vielleicht war er ein Geist, weil er Tarlow und Varringer umgebracht hat.«
    Das war der erste brauchbare Hinweis. Konnte derselbe Mann so kurz danach Drew Summerhays auf Big Ram ermordet haben? Konnte es das Chamäleon sein, das Rachel Patton beschattete?
    Wardell fuhr einen Allrad-Geländewagen mit Ledersportsitzen, einer Fünftausend-Dollar-Stereoanlage und einer Ladefläche von der Größe eines Fußballplatzes. Er trug ein marineblaues Hemd des Golf-und-Country-Clubs von Saints Rest, Leinenhosen und schwarzweiße Slipper.
    »Ich werde Ihnen zeigen, wo unser Freund Tarlow seinem Schöpfer begegnet ist. Dabei können wir uns unterhalten. Ich möchte auch gern wissen, was eigentlich los ist, Ben. Was ist zum Beispiel an der Sache dran, daß der Präsident in irgendwelche schmutzigen Börsengeschäfte verwickelt ist. Ich habe beim Herfahren im Radio einen Bericht darüber gehört.«
    Driskill nickte. »Ich weiß über LVCO auch nicht mehr als das, was im Fernsehen gekommen ist.« Saints Rest erschien jetzt, als sie über eine Anhöhe fuhren. Die Stadt glänzte in der Sonne. Die goldene Kuppel des Gerichtsgebäudes funkelte. Die hohe Brücke glich einem Silberstreifen, der über den Mississippi nach East Saints in Illinois führte. Plötzlich waren sie in einem Industriegebiet, dann schaukelte ein Boot mit Spielcasino auf den Wellen im Hafen. Noch eine Biegung in Richtung Fluß. Ein Turm aus Backsteinen erhob sich. Eine riesige Plakatwand beherrschte die Gegend, das Porträt des lächelnden Bob Hazlitt, mit einem Flugzeug im Hintergrund und dem im Winde wehenden weißen Schal.
    »Das sind die Heartland-Lagerhäuser«, erklärte Wardell. »Und dort drüben das Plakat von Bruder Hazlitt. Er hat in Saints Rest viele Anhänger, muß ich leider zugeben. Der Lieblingssohn. Dort drüben ist unser Schrotturm. Bürgerkrieg.« Er parkte den Wagen am Flutdamm. Sie gingen über den Kies. »Hier hat man Tarlow gefunden. Er hat am Fuß des Turms gesessen. Messer durchs Herz. Das letzte, was er gesehen haben muß, war wohl der grinsende Hazlitt.«
    »Ist Hayes bei Ihnen gewesen?«
    »Ich habe ihn vom Flughafen abgeholt und in der Stadt abgesetzt. So wollte er es. Er hat mir ein Loch in den Bauch gefragt über Heartland und Herb Varringer …« Er schirmte mit der Hand die Augen gegen die Sonne ab und blickte zum Turm. »Ich habe ihm so viel gesagt, wie möglich war – viel Zeit hatten wir nicht. Ich habe ihm erzählt, daß Varringer und Hazlitt uralte Kameraden waren, daß Herb die Schlüsselfigur im Aufsichtsrat bei Heartland war und daß in letzter Zeit nicht alles glatt zu laufen schien.«
    »Was meinen Sie?«
    »Verdammt, ich kenne Herb Varringer. Er ist im Aufsichtsrat der First National Bank, und ich helfe Kunden, dort Hypotheken zu bekommen. Er ist auch im Vorstand des Country Club. Ich habe ihn mein ganzes Leben lang gekannt. Ich habe seine Versicherungen bearbeitet. Lebensversicherung. Krankenversicherung. Arbeitsunfähigkeit. Autos und Lastwagen. Haus. Hausrat – alles. Herb war kein Mann, der leicht aus sich herausging – freundlich schon, alte Schule, aber er hatte einen Haufen Geld, und das schafft irgendwie Abstand. Ihm gehörte die Zeitung. Er verkehrte in seinem eigenen, kleinen Kreis … ich bin nicht sicher, ob er das in letzter Zeit noch viel getan hat. Aber ich weiß, daß er sich wegen Heartland große Sorgen gemacht hat.«
    Sie hatten umgedreht und gingen jetzt zur Unterführung, auf der die Eisenbahnschienen verliefen. Die Eisenbahnbrücke führte über den Fluß nach Wisconsin und Illinois. Die Hitze war drückend. Driskill hatte sein Leinenjackett über die Schulter gelegt. Sein Hemd war schweißgetränkt. Als er in den Schatten der Unterführung trat, hatte er einen Moment lang das Gefühl, in einen Kühlschrank zu kommen. Er holte tief Luft und hörte das laute Summen der Insekten im struppigen Gras.
    »Es gibt Zeugen, welche die beiden auf dem Weg gesehen haben, vom Fahrstuhl an der

Weitere Kostenlose Bücher