Ben Driskill - 02 - Gomorrha
Bemerkung war Driskill klar, daß der Mann über den Ärger Bescheid wußte, den Ben mit dem Präsidenten und der Presse hatte. »Wie ich sehe, sind Sie immer noch ganz«, fügte er hinzu, als Driskill und Wardell ihm gegenüber am Tisch Platz nahmen.
»Zu dämlich, um zu wissen, wie ernst die Situation ist«, sagte Driskill.
»Ben, Lad war Herb Varringers Anwalt. Als der Polizeichef jemanden brauchte, um Herbs Leiche zu identifizieren, hat er sich an Lad gewandt, und Lad identifizierte einen Ring, eine Taschenuhr … Na ja, Laddie hat mir angedeutet, es gäbe ein Problem mit dem Erben, aber das geht mich nichts an.«
Ben blickte überrascht auf, als der Erbe erwähnt wurde. »Ist denn nicht seine Frau die Gesamterbin?«
»Herb hat nie geheiratet«, erklärte Benbow. »Aber er hatte eine … Person, die ihm nahestand.«
»Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
»Sie können nach Herzenslust fragen, Mr. Driskill. Manchmal sind die Antworten aber schwierig zu bekommen.« Er nahm einen Schluck Bier und blickte Nick Wardell lange an. »Nick hat mich hinters Licht geführt. Ich hatte keine Ahnung, daß er Sie in diese Situation hineinziehen würde, die wirklich nichts mit Ihnen zu tun hat …«
»Nun, man weiß nie, was einen anderen interessiert, stimmt’s? Also die Angelegenheit von Varringers Erbe …«
Benbow wartete stumm.
»Ich muß so viel wie möglich über Varringers mentalen Zustand herausfinden, was er in den letzten Wochen gedacht hat, was zu diesem Treffen mit Hayes Taylor geführt hat.« Benbow lächelte leicht, kam aber Driskill keinen Schritt entgegen. »Vielleicht weiß diese Frau, diese ›spezielle Person‹, etwas, das erklärt, warum Varringer Drew Summerhays um Hilfe gebeten hat.«
Benbow trank noch einen Schluck Bier und lehnte sich zurück. Unter dem grauen Haar war er sonnengebräunt. Seine Augen waren faszinierend: Ihr helles Grau schien aus weiter Ferne zu kommen, wie von einem Stern, der vor Millionen Jahren erloschen war.
»Was würden Sie sagen, Mr. Driskill, wenn unsere Positionen vertauscht wären? Sagen wir, irgendein hohes Tier aus Washington oder New York kommt in unsere hübsche kleine Stadt und schnüffelt in dem Mord an einem unserer prominentesten Bürger herum. Sie wissen, daß dieses hohe Tier eigennützige Zwecke verfolgt, aber Sie wissen verdammt noch mal nicht, ob er ein guter oder ein schlechter Mensch ist. Aber es finden Morde statt, und das Weiße Haus ist auf die eine oder andere Weise darin verwickelt, und der Präsident steckt bis zum Hals in der Scheiße … und dieser Fremde möchte im Privatleben Ihres Mandanten herumstochern. Was würden Sie so einer Person sagen?«
»Das hängt davon ab. Wenn ich gemein wäre, könnte ich ihn zum Teufel jagen. Wenn ich aber ein besorgter, sensibler Mensch des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts wäre, würde ich ihm in sein ehrliches Gesicht schauen und ihm alles sagen, was er wissen will. Was sind Sie, Mr. Benbow?« Driskill starrte in die eisgrauen Augen.
»Das ist zu leicht. Ich hin zweifellos der gemeinste Hund, den Sie je getroffen haben.«
»Ich habe einige echte Herzchen kennengelernt – und ich weiß, wer Sie sind, Mr. Benbow. Ich kenne Ihre Reputation. Ich weiß, daß Sie mit harten Bandagen kämpfen können. Ich bitte Sie nur um Hilfe.«
»Lassen Sie mich es so ausdrücken: Dieses gewaltbereite, verrückte Land geht geradewegs zum Teufel. Jeder Tag, an dem nicht etwas Schreckliches passiert, ist ein Grund, Gott zu danken. Ich schütze meine Mandanten, verstehen Sie? So wie Sie vielleicht den Präsidenten und die Regierung schützen. Sie sind doch sein neuer persönlicher Anwalt, oder nicht? Sie haben Ihre Wahl getroffen … aber drei Menschen sind bereits tot, und ich denke nicht daran, ein unschuldiges menschliches Wesen zum Abschlachten preiszugeben.« Er lächelte immer noch. Driskill konnte das Lächeln nicht entziffern. Wollte er damit die Schärfe aus seinen Worten nehmen? Oder, was wahrscheinlicher war, nicht? »Keine Chance, Mr. Driskill. Herb ist tot, und meine Mandantin trauert. Meine Mandantin möchte anonym bleiben. Und so soll es bleiben.«
»Sehen Sie sich bitte das mal an«, sagte Driskill. Benbow wollte, daß er explodierte und den Bösen spielte. Es war nicht leicht, die Provokation zu schlucken. Er nahm den Umschlag aus dem Jackett und schob ihn über den Tisch.
Benbow öffnete ihn langsam und nahm das Blatt heraus. »Möchte ich das wirklich sehen, Mr. Driskill?«
»Es kann
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