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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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sie in der labyrinthartigen Welt des Vatikans um Rat gefragt. Sie war eine unschätzbare Goldgrube an Informationen gewesen. Ihre Freundschaft hatte sich vor dem Hintergrund der Intrigen der Kirche entwickelt. Nachdem sie sich ineinander verliebt hatten und Elizabeth die Entscheidung getroffen hatte, den Orden zu verlassen und ihn zu heiraten, war es nur natürlich, daß sie ihren Beruf weiterhin ausübte. Als Mrs. Ben Driskill hatte Elizabeth ihre außergewöhnliche Intelligenz und ihre guten Verbindungen – wie Drew Summerhays – eingesetzt, um erst eine Stellung an der Columbia School of Journalism zu bekommen und danach bei PBS in der Fernsehshow Opposites Attract mitzumachen, die sie gemeinsam mit Ballard Niles, dem politisch rechts stehenden, bekannten Kolumnisten des World Financial Outlook moderierte. Als sich die Gelegenheit bot, als ›Analytikerin für amerikanische Politik‹ für das Europe News Syndicate zu arbeiten, hatte sie hin und her überlegt und mit Ben diskutiert. Er hatte ihr gesagt, daß jeder Job, bei dem sie nichts mit Ballard Niles zu tun hätte, ein Schritt in die richtige Richtung wäre. Sie hatte die Stellung angenommen. Das Syndikat hatte ihre Kolumne an zweihundert Zeitungen verkauft, von den Britischen Inseln bis in die Türkei, vom Polarkreis bis zum Mittelmeer.
    Die Schattenseite war, daß sie sehr oft nicht zu Hause war und er sie vermißte. Manchmal war er auf die Arbeit eifersüchtig, die sie ihm wegnahm, und auch wütend, weil er das Gefühl hatte, die Arbeit sei ihr wichtiger als ihr gemeinsames Leben. Er wußte, wie solide dieses Leben war, wie stark das Fundament, aber er konnte die ständigen Trennungen nicht ignorieren und nicht das Gefühl, daß das Band zwischen ihnen manchmal zu einem dünnen Faden wurde. Wenn er sich in die politische Welt stürzte, würde er ihr wieder näher sein. Vielleicht war sein Wunsch, sich von der Politik fernzuhalten, ebenso stark wie ihrer, mitzumachen und zu berichten, was sich ereignete und was es bedeutete. Was das allerdings für sie beide bedeutete, wußte er nicht genau.
    Zur Zeit steckte Präsident Charles Bonner bis zum Hals in Schwierigkeiten; deshalb betete Ben, daß er keinen Hilferuf aus dem Weißen Haus erhalten möge, mit der Bitte, nach Washington zu kommen. Wie es aussah, wurde die Lage mit jedem Tag schlimmer. Vor kurzem hatten die Republikaner durch eine Busladung blutrünstiger Demokraten Verstärkung bekommen, die darauf aus waren, dem Präsidenten die Eingeweide herauszureißen.
    Er hatte beinahe einen Monat nichts von Charlie gehört. In diesen Wochen hatte sich Bonners Lage im Kampf gegen den Mann aus Iowa, Bob Hazlitt, um ein Vielfaches verschlechtert. Bis zum Parteitag der Demokraten in Chicago blieben nur noch zwei Wochen. Man konnte die Gerüchte über den bevorstehenden Ruin von Bonners Regierung nicht überhören. Kernpunkt des Ganzen war die Außenpolitik der Regierung – hauptsächlich in Mexiko –, welche die konservativen Flügel beider Parteien als ›Frieden um jeden Preis‹ und ›eine bedeutende verschenkte Gelegenheit‹ nannten. Dabei klang unausgesprochen an, daß sie alles, was bis zur Annektierung Mexikos ging – oder diese auch eingeschlossen –, für eine großartige Idee hielten. Das führte in Washington zu einem konstanten Waffengerassel.
    Gleichsam durch Zauberei erschien Drew Summerhays in der halboffenen Tür und klopfte leise. Er war kein sehr großer Mann, aber überschlank und so elegant gekleidet, daß er groß, anmutig und jünger erschien, als er war. Er hatte die Neunzig überschritten, ohne auch nur einen flüchtigen Blick nach hinten zu werfen. Er hielt seinen üblichen Tagesplan ein, beriet langjährige Mandanten, aß zwei- oder dreimal pro Woche in den Four Seasons oder dem Harvard Club und war der Mann, an den sich die Bonner-Regierung als ersten wandte, wenn sie Rat oder Insiderwissen benötigte. Wenn es einen politisch begabten Nachfolger unter der gegenwärtigen Mannschaft der Demokraten an der Ostküste gab, dann kam für Finanzen nur Ellery Dunstan Larkspur in Frage, der aber leider kein juristisches Examen aufzuweisen hatte. Larkspur war ein Genie für Public Relations und kannte Washington wie seine Westentasche. Obwohl er einen völlig anderen Stil als Drew hatte, schien er die größten Chancen zu haben, Drews Nachfolger zu werden. Doch jetzt war Drew noch der Bewahrer der Schlüssel. Niemand schätzte ihn höher als Larkspur, niemand außer Ben Driskill – aber

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