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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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die hintere Terrasse, bei den drei hohen Bäumen, und beobachtete, wie der Regen von der Markise tropfte, die angeblich wasserdicht war. Er setzte sich auf einen der Metalltische, schloß die Augen und bemühte sich, den Tag wegzuschieben. Das Rauschen des Regens lullte ihn ein. Drew flog jetzt mit dem Hubschrauber zu seinem Landhaus. Elizabeth beobachtete irgendwo Politiker und überlegte, wie sie diese den Menschen in Europa erklären könnte. Verdammt, er wünschte, er hätte Drew nicht so abblitzen lassen. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er ihn vertröstet hatte. Außerdem spürte er eine leichte Beklemmung, die von den Fangarmen Washingtons herrührte. All das Zeug in der Times hatte ihn bedrückt, dann Drews Bitte, mit ihm zu plaudern: die nervöse Spannung wurde langsam stärker.
    Das Klingeln des Telefons bohrte sich in sein Bewußtsein. Er ging in die Küche, um zu antworten. Auf dem kleinen Fernseher lief eine Hetzkampagne Hazlitts – irgendwas wegen des Erdbebens und seine Folgen. Sie waren so verflucht schnell! Er hoffte, der Anruf käme von Elizabeth, aber nein, es war Ellery Larkspur.
    »Ben, du klingst, als ob du unter Wasser wärst.«
    »Da liegst du gar nicht so falsch.« Es war der Anruf aus Washington, vor dem er sich gefürchtet hatte. Es war beinahe eine Erleichterung, daß er nun da war. »Hier gießt’s. Was kann ich für dich tun?«
    »Irgendwelche Pläne fürs Wochenende? Fuchsjagd, Drachenfliegen …?«
    »Ich komme nicht, falls du das meinst. Ich habe keinerlei Antworten auf deine Fragen. Nein, ich weiß nicht, wie Charlie da rauskommt. Nein, ich weiß über Bob Hazlitt auch nichts Genaues. Ist er Elvis’ uneheliches Kind? Vielleicht ja, vielleicht nein – das bringt doch nichts. Sonst noch was?«
    »Du unterschätzt dich. Aber selbstverständlich respektiere und verstehe ich, daß du für Blablabla nicht viel übrig hast. Das habe ich alles schon gehört. Also, um Gottes willen, erspare mir dein Gejammer.« Larkspur sprach freundlich und mit einem eigenartigen Akzent. Er war ein Rhodes-Student und hatte einen Großteil seiner Zaubertricks in Public Relations bei einem englischen Meister erlernt, der einen bestimmten Stil hatte. Das alles war schon lange her. Trotzdem vermischte er den heimischen Dialekt Savannahs, seiner Heimat, mit britischen Klängen. Er war ein großer Fan seines Mitbürgers aus Savannah, des großartigen Liedermachers Jimmy Mercer. Es war auch Ellery Larkspur gewesen, der Charlie Bonner überzeugt hatte, Mercers klassischen Song ›In the Cool, Cool, Cool of the Evening‹ als persönlichen Wahlkampfschlager zu verwenden. Er sah sogar entfernt so ähnlich wie Mercer auf den Fotos aus, die Ben gesehen hatte: eine beginnende Glatze, die Haare straff nach hinten gekämmt, neugierige, listige Augen, in einer Hand eine Zigarette, in der anderen ein Glas Bourbon, Anzüge aus Londons Savile Row.
    Ben grinste, während er Larkie zuhörte. Der Wodka-Tonic verwässerte. Während er Larkies Bericht über die grauenvolle Situation von Bonners Wahlkampf lauschte, goß er noch einen Schuß Wodka ins Glas und fügte ein paar Eiswürfel hinzu. Er schwitzte. Es war nicht die Hitze, sondern die Luftfeuchtigkeit. »Komm zum Punkt, Larkie. Was willst du?«
    »Na ja, es geht um Drew. Ich gebe zu, daß ich mir wegen deines Freundes Drew Sorgen mache. Als ich ihn zuletzt gesehen habe, wirkte er etwas zittrig, zerbrechlich …«
    »Er ist über neunzig, falls du das vergessen hast.«
    »Nein, es war mehr als das. Zögernd. Unentschlossen. Sah die Verbindungen nur langsam. Dann hat er mich heute nachmittag noch mal angerufen. Er wollte mit mir reden … aber er sagte, es könnte warten, bis ich nach New York komme. Er meinte, alles sei zu weit gegangen. Die Berichte über das Erdbeben schienen ihn furchtbar mitgenommen zu haben. Ach was, verdammt. Ich sitze hier in Washington, mitten bei einer Unternehmung, die eher einer Lynchjustiz ähnelt als einer Kampagne zur Wiederwahl … Die Reporter machen mich langsam fertig. Es ist, als würde man auf dem Totenbett hofhalten …«
    »So schlimm?«
    »Na ja, nicht ganz. Wir schaffen’s schon irgendwie.«
    »Bei mir mußt du nicht den starken Mann spielen.«
    »Tut mit leid. Berufsrisiko. Weitermachen … Wie auch
    immer … Drew, ich wollte nur, daß du dir seinetwegen
    Gedanken machst. Ich wünschte, er würde wie jeder normale Mensch in der Stadt wohnen – mir gefällt die Vorstellung überhaupt nicht, daß er da mutterseelenallein

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