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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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und ließ seine Worte einsinken. »Diesen Punkt möchte ich absolut klarstellen.«
    »Bist du nicht meiner Meinung?«
    »Nein, nein, Charlie. Das war nur der Rechtsanwalt in mir. Mein Bauch sagt mir, daß du recht hast.«
    »Ben, ich möchte, daß du sofort herkommst.« Die Stimme des Präsidenten klang angespannt, kurz vor dem Umschlagen. Er war ein gefühlsbetonter Mann, und er hatte Drew Summerhays verehrt. »Ich möchte einen persönlichen Bericht. Die Sache ist grauenvoll. Wir müssen damit auf die bestmögliche Weise fertig werden.«
    »Okay, okay. Ich komme morgen.« Es war nicht der Zeitpunkt, sich gegen Washington zu wehren. Der Präsident rechnete damit, daß Ben Driskill zu seinen Getreuen zählte, wenn es hart auf hart ging. Der Krisenmanagement-Mannschaft. Und Ben wollte auch nicht allein sein und über Drew nachdenken und darüber, was vielleicht geschehen war.
    »Auf schnellstem Weg.«
    »Okay. Bei dem Sturm fliegen vielleicht keine Shuttles. Ich nehme den Metroliner von der Penn Station. Gegen Mittag sollte ich da sein.«
    »Auf Wiedersehen, Ben. Und, Ben … es tut mir verflucht leid.« Die Leitung war tot.
     
    Na ja, jetzt fängt das Vertuschen an, dachte Ben, als er aus der Stadt hinausfuhr.
    Drew hätte den eingeschlagenen Pfad gewiß gebilligt. Im Zusammenhang mit seinem Tod würde mit Sicherheit der Name des Präsidenten ins Spiel kommen, aber das war nichts im Vergleich zu dem Geschrei, das sich erheben würde, wenn herauskam, daß Ben Driskill am Schauplatz gewesen war. Er konnte sich die Geschichten jetzt schon vorstellen, all die bohrenden Fragen, die vernichtenden Folgen. Warum war Ben Driskill bei diesem Unwetter mitten in der Nacht dort draußen? Was hatte das alles mit der Partei zu tun? Was war so wichtig gewesen, daß es nicht bis zum nächsten Tag hatte warten können? Steckte der Präsident in einer neuen Krise?
    Es bestand natürlich die Möglichkeit, daß sie es herausfanden – daß er den Selbstmord nicht gemeldet hatte –, doch die Chancen waren so gering, daß es das Risiko wert war, den Namen des Präsidenten aus dem Kern der Geschichte herauszuhalten. Er behinderte die Justiz nicht. Er würde nie etwas zurechtrücken, verändern oder wegnehmen. Jemand mußte schon ganz genau hinschauen, um einen Hinweis auf ein Vertuschen zu entdecken. Was vertuschen? Einen Selbstmord? Niemand würde je wissen, daß er da gewesen war. So hätte Drew es gewollt.
    Er fuhr durch den heftigen Regen zurück über die dunkle Insel. Die Wellen tobten in den Buchten, Gischt sprühte über den Damm. Im Haus zog er den Mantel aus, legte ihn auf die Couch im Arbeitszimmer, ging in die Küche und machte sich eine Tasse Kaffee. Mit der Tasse in der Hand ging er zurück ins Arbeitszimmer, wo das Feuer noch brannte. Zu verdammt heiß. Er riß mit dem Schürhaken die Holzscheite auseinander, schlug drauf und sah zu, wie die Flammen erloschen. Er wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn. Nicht an Drews Leiche im Gewächshaus denken. Du darfst nicht daran denken. Es ist nicht Drew. Drew ist jetzt tot …
    Drews Aktentasche – ein Prachtstück aus grünbraunem Leder, von Madler in der Park Avenue, dreitausend Dollar hatte sie schon vor Jahren gekostet, das Geschenk eines Mandanten – lehnte an einem Ledersessel. Eine halbe Macanudo Churchill mit einer fünf Zentimeter langen weißen Aschenspitze lag im Kristallaschenbecher. Sie war noch warm. Eine dicke Zigarre blieb lange warm. Eine Stunde, vielleicht sogar zwei.
    Er stocherte wieder in den Holzscheiten herum, um sie auszulöschen. Ein Käfer huschte unter einem Scheit heraus und verschmorte im eigenen Saft. Nur ein Hellseher konnte erklären, warum Drew sich umgebracht hatte. Hatte er draußen jemanden gehört, einen Einbrecher, und war mit der Smith & Wesson hinausgegangen, um nachzusehen? War er vielleicht gestolpert und gefallen, und war dabei die Waffe losgegangen? Konnte es möglicherweise doch ein Unfall gewesen sein?
    Um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, wickelte er sich sein Taschentuch um die Hand und öffnete den eleganten Aktenkoffer. Viel war nicht drin. Nur zwei Aktenordner. In einem waren Computerausdrucke, hauptsächlich Zahlen. Vielleicht ein Code, den man elektronisch per Computer entschlüsseln konnte. Ben konnte damit nichts anfangen.
    Der andere Ordner war dicker und mit einem Gummiband zusammengehalten. Die Ecken einiger Seiten ragten heraus. Offensichtlich war es eine Sammlung von Zeitungsausschnitten, Notizen und

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