Ben Driskill - 02 - Gomorrha
das Weiße Haus und die Regierung von Präsident Charles Bonner drehen, werden – ich zitiere den verstorbenen großartigen Staatsmann Ross Perot – ein ›riesiges Schmatzen‹ hervorbringen, wenn der ethische Brunnen versiegt und dem verwesenden Körper das immer noch schlagende ethische Herz aus der Brust gerissen wird. Vorstellung wird zur Realität – in Washington mehr als anderswo. Und ich möchte hinzufügen – sie enthüllt auch die Realität. Jemand – vielleicht auch mehrere – war sehr, sehr ungezogen. In der Vergangenheit und in der Gegenwart. Wir haben erfahren, daß es nur noch eine Angelegenheit von einem oder zwei Tagen ist, bis ein Riesenskandal ausbricht. Gaswolken werden von diesem besonders stinkenden Politsumpf aufsteigen. Ihre Form ist noch nicht deutlich, auch die Namensschilder kann man noch nicht lesen, aber sie sind unvermeidlich. Sie stinken wie das Schicksal von Charles Bonner.
Wir hören Gerüchte über illegale Wahlkampfgelder – was gibt es sonst Neues? Zugegeben, die Demokraten haben nicht das Patent auf dieses Vergehen –, Unter-dem-Tisch-Abkommen mit Mexiko und Japan und Rußland über Umwelt, Handel, Menschenrechte, über Geldwäsche von Riesensummen aus Drogengeschäften – was Sie wollen. Und dann gibt es noch pikante Histörchen über Liebesnester in Virginia, an der Küste Marylands und wer weiß, wo noch. Über all diese Gerüchte diskutiert man ganz offen beim Abendessen in Privathäusern, im Duke Siebert’s, im Citronelle und dem Jockey Club. Und gestern – das können Sie glauben, oder auch nicht – bot man mir an, ich könnte mir ein paar nette Schnappschüsse anschauen. Nein, beileibe nichts Pikantes oder Anstößiges!
Man sagte, es handele sich um keinen anderen als die höchste Graue Eminenz Drew Summerhays, über neunzig, aber frisch und munter wie eh und je, in tiefem Gespräch mit Nestor ›Tony‹ Sarrabian auf dessen Besitz in Virginia. Für diejenigen, die es vielleicht vergessen haben: Tony Sarrabian, der als ›Handelspartner‹ eines prominenten arabischen Prinzen anfing, welcher dafür berüchtigt war, auf den Straßen Washingtons Jugendlichen nachzustellen, und welcher der strafrechtlichen Verfolgung aufgrund des alten Spiels diplomatischer Immunität entkam, ist – wie man es früher nannte – ein ›Fixer‹ . Er hat aus allem seinen Vorteil gezogen. Angenommen, Sie möchten einen Aufstand mit Waffen versorgen oder einen niederschlagen, brauchen Sie nur zu Tony in die Sozietät Sarrabian zu gehen … und bringen Sie Geld mit. Oder sagen wir, Sie möchten jemandem helfen, eine Sendelizenz von der FCC zu bekommen, treffen Sie sich mit unserem Heben Jungen Tony … und bringen Sie Geld mit. Sie hätten gern eine Anklage niedergeschlagen oder diese praktisch unmöglich zu bekommenden Karten für die Redskins oder Sie möchten ein paar Atomsprengköpfe, die nie benutzt wurden und im Weg sind, beseitigt haben … gehen Sie einfach mit dem Hut in der Hand zu Tony Sarrabian. Aber bringen Sie unbedingt Geld mit. Oder Sie möchten die politischen Ambitionen Charles Bonners und seiner fröhlichen Truppe unterstützen, dann ist Tony Ihr Mann, Ihr garantierter Eintritt ins Weiße Haus.
Aber woher kommt Tonys Einfluß, fragen Sie? Von seinen Verbindungen zu den Leithunden des Rudels, zu Hunden, die so gewaltig einschüchtern, daß sie nie zu kämpfen brauchen, Hunde – verzeihen Sie den Ausdruck – wie Charles Bonner und seine Bande, Hunde wie Drew Summerhays, der trotz seines hohen Alters immer noch als ›Berater‹ des Präsidenten dieser Vereinigten Staaten tätig ist.
Nun, habe ich mir diese Schnappschüsse angeschaut? Selbstverständlich. Ich habe sie nicht vom Tisch aufgenommen, wohin sie mein Informant gelegt hatte, aber ich habe sie mir angeschaut. Und da waren sie: Summerhays und Sarrabian. Es ist schlimm genug, sich vorzustellen, daß eine Säule des Establishments auch nur eine Minute mit Tony Sarrabian verbringt. Worüber mögen die beiden in der Abgeschiedenheit von Tonys Landhaus in den Blue Ridge Mountains gesprochen haben? Oder wurden die Bilder vor diesem architektonischen Alptraum, den Tony sein Heim nennt, am Potomac geschossen?
Wie gesagt, ich habe die Fotos nicht angefaßt, aber ich schlug meinem Informanten vor, die Bilder vielleicht an unsere Büros zu schicken, und dann -falls wir in der richtigen Stimmung wären – könnte es durchaus sein, daß sie neben meiner Kolumne erscheinen. Als Beweis, daß Sie mir trauen können,
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