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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Hals offen. »Drew, um Gottes willen!« rief er und kniete nieder. Dann sah er im trüben Licht, daß es kein Herzinfarkt gewesen war.
    In der rechten Schläfe war das kleine, versengte Einschußloch. Am Ende des rechten ausgestreckten Armes, im tiefen Schatten des Arbeitstisches, lag die Waffe. Nur ein kleines Stück neben der entspannten rechten Hand. Ein Revolver, Smith & Wesson, Kaliber 22.
    Drew sah im Tod so schrecklich zart und zerbrechlich aus. So klein, nicht nur hager und fit, wie im Leben, sondern mitleiderregend klein. Die Seele, die Lebenskraft des Mannes hatte den Körper verlassen. Das machte deutlich, wie verdammt groß die Seele eines Menschen sein kann.
    Ben Driskill kniete neben dem Leichnam. Vor Schock konnte er kaum atmen. Dann fing er an zu schluchzen und spürte, wie sich sein ganzer Körper vor innerem Leid verkrampfte. Tränen liefen über sein Gesicht und fielen auf den toten Drew Summerhays. Ben beweinte das Ende dieses ungewöhnlichen, bedeutenden Lebens, beweinte einfach das Verrinnen der Zeit – ganz gleich wie das Ende kam –, die bei Ben auch schon ein verdammt großes Stück fortgeschritten war. Er beweinte sich selbst, die Hoffnungen der Jugend und die endlose Kette der Zukunftsaussichten, und Drew – er trauerte über das, was am Ende von allem übrig blieb, wenn der Zeitpunkt zu gehen kam. Man tritt ab und – in diesem Moment, in dem das Sein zwischen dem einen und dem anderen Ort schwebt, selbst, wenn der andere Ort das große Nirgendwo ist, muß es für Sekundenbruchteile das Gefühl geben, daß alles sich zu nichts addierte, daß man ebensogut nie gelebt haben könnte, daß alles nur darum ging, die Zeit totzuschlagen; Rauch, den der Wind forttreibt. Du warst Drew Summerhays, ein Gigant unter den Mächtigen der Zeit, und dann – bist du weg.
    Ben verabschiedete sich von den sterblichen Resten seines alten Freundes, von dem Mann, der so lange in seinem Leben den Vater gespielt hatte. Er kam sich ziemlich dämlich vor, bis er aufhören konnte zu weinen. Drew hätte so ein Benehmen mit Sicherheit mißbilligt. Was würde Drew in dieser Situation machen? fragte sich Ben und stand auf Vor allem würde er weder die Leiche, den Revolver oder irgend etwas anderes im Gewächshaus berühren. Und er würde an die Demokratische Partei denken.
    Ben ging durch den Sturm, der ihn fast umblies, zurück ins Haus. Die Tür zum Gewächshaus ließ er, wie er sie vorgefunden hatte. Der Wind schlug sie weiter hin und her.
     
    Tom Bohannon winkte dem Kassierer der Fähre zu und startete den Motor.
    »Ihr Burschen kommt wirklich bei jedem Wetter durch.«
    »Besser als die Post, schätze ich«, sagte Bohannon und fuhr den braunen UPS-Lieferwagen von der Fähre auf das nicht gerade trockene Land. Er würde den Lieferwagen in Jamesport verschwinden lassen und mit dem Auto weiterfahren, das dort wartete. Ein limonengrüner Oldmobile, viertürig, Baujahr ’79. Er wußte, daß der Wagen dort stand.
    Der alte Mann war leicht gewesen. Er seufzte tief. Armer alter Bastard.
    Nicht wie sein Vater. Nicht wie der alte Frank … Da war das Töten nicht einfach gewesen, aber das lag schon lange zurück, sinnlos, darüber jetzt zu grübeln. Er hatte sich nur daran erinnert, weil sein Vater jetzt noch jünger als der alte Mann von vorhin wäre. Er dachte nicht gern an seinen Vater, aber er war nie weit vom Erinnerungszentrum des Großhirns entfernt. Man konnte den großen alten Frank einfach nicht vergessen. Er war ein guter Hasser gewesen, aufgezehrt von seinen diversen Haßgefühlen … Schwule, Mischlinge, Nigger, Spaghettifresser, Schlitzaugen, Kommunisten, Russen und die Scheißjuden und … Sein Vater hatte sie alle gehaßt und diesen Haß auch in seinen Sohn hineingeprügelt. Doch der Sohn hatte entdeckt, daß es noch mehr auf der Welt gab, während der Vater weiter in seinen Haßgefühlen geschwelgt hatte, und als er entdeckte, daß sein eigen Fleisch und Blut ein paar eigene Vorstellungen hatte, hatte er zum Lederriemen gegriffen, doch das war ein Fehler gewesen.
    Man hatte die sterblichen Reste seines Vaters nie gefunden, weil es sie – wenn man es genau nahm – gar nicht gab. Es war, als hätte der Scheißkerl nie existiert. Er sah immer noch das warme Blut aus den Halsschlagadern auf sein eigenes Hemd und die Hände spritzen, als der alte Bastard sich gewehrt hatte. Er sah ihn immer noch im Sumpf der Everglades versinken, der ihn eingesaugt hatte. Ein großer alter Alligator zischte an, um sich den

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