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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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meine Freunde.
    Keine Angst, geneigter Leser. Es wird nicht lange dauern, bis wir auch den zweiten Schlag hören werden. Das ist so sicher wie Tod, Steuern und der politische Sturz von Charlie Bonner. Doch frage ich mich – was macht Drew Summerhays am Ende des Tages? Falls Sie ihm in New York im Harvard Club oder im Four Seasons begegnen – woanders sieht man ihn kaum –, können Sie ihn ja fragen.
     
    Das hatte Drew gerade gelesen, ehe er sich eine Kugel in den Kopf jagte. Ballard Niles hatte wieder eine Kerbe mehr in seinem Schießeisen. In diesem Moment hätte Ben Driskill mit Freuden Ballard Niles eigenhändig den Hals umgedreht. Was dieser Kerl machte – die Zerstörung von Menschen durch Unterstellungen und bösartige Gerüchte –, war in Bens Augen ein Verbrechen, das die Todesstrafe verdiente.
    Als seltene Ausnahme von der üblichen Aufmachung brachte die Zeitung neben Niles’ Kolumne zwei Schwarzweißfotos. Das Licht war nicht perfekt, und die Auflösung ließ auch zu wünschen übrig, aber sie zeigten eindeutig Drew Summerhays und Tony Sarrabian. Auf dem einen standen sie auf dem Potomac an der Reling von Sarrabians Jacht. Sie stützten die Ellbogen auf die Reling und lächelten den Fotografen an. Das nächste wirkte intimer. Sie saßen auf einem steinernen Geländer, von dem aus man wahrscheinlich auf den Fluß blicken konnte. Sie hatten die Köpfe nahe beieinander, Sarrabian schien zu sprechen und Summerhays zuzuhören. Sarrabian trug auf beiden Fotos ein am Hals offenes Polohemd. Summerhays trug einen Zweireiher mit weißem Hemd und Krawatte. Ben hätte wetten können, daß er dazu Schuhe mit weißen Spitzen trug, genau wie Bens Vater, als er noch ein kleiner Junge war. Die logische Frage stellte sich ganz offen: Worüber – um alles auf der Welt – redeten die beiden? Und bei welcher Gelegenheit? Wer hatte die Fotos gemacht? Und am allerwichtigsten: Wer hatte Ballard Niles die Bilder gegeben? Wer hatte Drew das Fax geschickt? Oben auf der Seite war kein Absender, nur die allgemeine Angabe ›G-3‹.
    Komisch, wie schnell man in etwas geriet. Ehe man sich’s versah, hatte man den sicheren Boden verlassen und trat in eine Schlucht, wo alles rauchig und verschwommen war, wie unmittelbar nach einem Flugzeugabsturz, wenn man spürte, wie sich im Innern ein Schrei bildete, wo andere Gesetzmäßigkeiten herrschten und man keine Ahnung hatte, wo man sich befand … So bot sich Driskill die Welt dar, als Regen und Sturm in dieser feuchtschwülen Nacht über die Insel fegten.
    Es war eine lange Nacht, die er im Haus eines Toten verbrachte. Gegen vier Uhr morgens döste er endlich ein. Die Regenschauer wurden zu Nebelfetzen. Der Morgen zog grau und schlaff auf. Die Temperatur stieg wie verrückt. Er fuhr über den verlassenen Damm zurück. Kein Verkehr. Er parkte in Sichtweite der Fähre und verließ mit der dritten Ladung Shelter Island.

KAPITEL 3
    Es war zum Ersticken heiß, als Ben Driskill aus dem Metroliner stieg und auf dem Bahnsteig in die Union Station ging. Er hatte im Zug nicht schlafen können, sondern hatte auf die vorbeiziehende Landschaft gestarrt, während er innerlich den Tod Drew Summerhays zu bewältigen versuchte. Er wollte mit jemandem sprechen und konnte nicht warten, bis er im Weißen Haus war. Ihm war heiß, er war müde und frustriert, als er das prächtige Gebäude aus der Gründerzeit betrat, das man erhalten und renoviert hatte, so daß es jetzt ein beliebter Treffpunkt der Hauptstadt war. Es war Mittagspause. Die Menschen drängten sich zum Lunch in die Restaurants. Touristen und Schulkinder schlenderten durch die Boutiquen. Auf allen Gesichtern lag der Glanz von Schweiß, der in Washington den ganzen Sommer hindurch bis in den Herbst anhielt. Kaum lag die Ladenpassage hinter ihm, sah er das Empfangskomitee.
    Ellery Dunstan Larkspur war der einzige Mensch im Bahnhof, der nicht schwitzte. Er war immer frisch, mit gestärktem Hemdkragen, Fliege, makellos glatten Manschetten und messerscharfen Bügelfalten. Er strich sich das über der hohen Stirn glatt zurückgekämmte Haar, winkte und kam auf Ben zu. »Also ehrlich, was tue ich nicht alles aus Liebe zu meinen Mitmenschen.« Er lispelte etwas, sein Markenzeichen. »Ich bin mit Wagen und Fahrer hier, alter Junge. Ich kann es doch nicht zulassen, daß der große Ben Driskill verschwitzt auf ein Taxi wartet.« Das Lispeln machte ihn irgendwie liebenswürdig. Sämtliche Interviews im Fernsehen und im Radio hatten sein Lispeln

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