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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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berühmt gemacht.
    Die joviale Maske fiel plötzlich von ihm ab. »Es tut mir so furchtbar leid, Ben. Ich weiß, was du für ihn empfunden hast«, sagte er leise und legte kurz die Hand auf Driskills Arm. »Gib mir das.« Er nahm Driskills Aktenkoffer, eine Willkommensgeste. Larkspur war groß, mit hängenden Schultern. Er vermittelte den Eindruck, als betrachtete er alles von oben herab. Sein Gesicht war rosig, die Wimpern hell, die Augen blau und warm.
    »Nett, daß du mich abholst, Larkie. Erzähle mir bloß nicht, daß du es aus reiner Freundschaft tust.«
    »Hast du alles im Griff, Ben?«
    »Nein, wenn ich es mir recht überlege. Ich wünschte, Drew wäre hier.«
    »Ich auch, Benjamin, ich auch. Er wäre eine große Hilfe.«
    Sie gingen zum riesigen Eingang, wo die Konturen der Taxis sich in den vom Gehsteig aufwabernden Hitzeschlieren aufzulösen schienen. Am hinteren Ende der Taxischlange wartete eine schwarze Limousine im Schatten. Mächtige weiße Wolken ballten sich über Washington. Ein Mann stand auf dem Mittelstreifen und musterte sie mit bösen Blicken. Er sah nicht aus wie ein Wähler, eher wie ein Meuchelmörder. Er trug ein T-Shirt, auf dessen Brust geschrieben stand:
     
    Hitze ist schlimm,
    Dummheit ist schlimmer.
     
    Larkspur ging schnell weiter. »Einen gibt’s immer. Noch zwei Wochen.« Er lächelte. »Außer der schrecklichen persönlichen Tragödie haben wir ein politisches PR-Problem.«
    »Es ist eine Schweinerei.«
    »Du weißt kaum die Hälfte, junger Ben. Nicht die Hälfte.« Sein rosiges Kinn sank über die geblümte Fliege, die einem kleinen exotischen Blumenstrauß ähnelte. Normalerweise lächelte Larkspur oft. Daher kam es immer überraschend, wenn er ein besorgtes Gesicht machte.
    »Was soll das denn heißen? Ich hasse es, wenn du dich in dunklen Andeutungen ergehst.«
    Larkspur bedeutete dem Fahrer, im Auto zu bleiben, und öffnete selbst die Tür für Driskill. Die Sonne war schrecklich grell, irgendwie gehässig. Selbst im Schatten tat es Ben weh, die Tür beim Einsteigen anzufassen. Die Scheiben waren getönt, das Leder war kühl, die Klimaanlage summte. Er holte tief Luft, während Larkspur sich setzte und an die Verbindungsscheibe klopfte, um dem Fahrer das Zeichen zu geben, loszufahren.
    »Ich kann dem Präsidenten nicht die Show stehlen. Er möchte dieses Treffen dirigieren. Er wird dir das Bild auf seine Art in großen Zügen schildern. Die Umfrageergebnisse gehen nicht rauf. Aber der Wahlkampf war ohnehin äußerst schwierig, Ben, und jetzt das …« Gedankenverloren zupfte er an seiner Fliege und legte das Kinn in die Hand, eine charakteristische Haltung für ihn, wenn er nachdachte. Er trommelte mit den Fingern aufs Kinn. »Verdammt, ich versuche das Rauchen aufzugeben. Es ist die Hölle. Ich nehme diese Nikotinpflaster. Ich weiß, daß es funktionieren wird – und ich denke nicht im Traum dran, mich von irgendeinem Quacksalber hypnotisieren zu lassen. Nein, Sir, für mich ist das Pflaster genau das richtige. Ich schaffe es. Jeder kann es schaffen.« Er äußerte seine Gedanken oft, als sei er noch der PR-Mann von früher, der einem Kunden etwas schmackhaft machen wollte, ehe Larkspur & Company die Englisch sprechende Welt erobert hatte. Er war ein Verkäufer, der sich auf Ideen spezialisiert hatte. Sein Genie, sein Status in der Welt – alles rührte von seiner Fähigkeit her, das Abstrakte real und greifbar zu machen. Er vertrat immer den Standpunkt, daß er lediglich die Menschen anleitete, sie die Situation richtig erkennen ließ, die Fakten so sorgfältig drehte, daß man sie von allen Seiten sehen konnte – der Rest kam dann von ganz allein. Das alles machte er ausgesprochen gut. Er hatte Ben sehr geholfen, als Hugh Driskill gewaltsam ums Leben kam. Seit dieser Zeit waren sie Freunde. Sie beteuerten sich nicht täglich ihre Freundschaft, waren sich aber dieser Beziehung bewußt, die mit dem Dahinscheiden des älteren Driskill begonnen hatte. Von allen Freunden waren nur Larkspur und Drew Summerhays zu Bens und Elizabeths Trauung in der kleinen Familienkapelle auf dem Driskill-Besitz in Princeton eingeladen gewesen. »Es sieht schlimm aus, Ben … aber« – er lächelte wieder zaghaft – »wir werden es am Ende schon schaffen. Darum bete ich.«
    Driskill hörte im Fond der Limousine die Besorgnis, die Larkspur eifersüchtig hütete und niemals in der Öffentlichkeit preisgab. Selbst wenn er mit dem Präsidenten allein war, gab er sich Mühe, von der

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