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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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unangenehmen Wahrheit nur soviel zu sagen, wie unbedingt nötig war. Von allen Menschen mußte der Präsident vor einigen harten Realitäten geschützt werden. Sein Kampfgeist durfte nicht erlahmen, wenn in der Endphase des Wahlkampfs die großen Kanonen abgefeuert wurden. Ellery Larkspur war der letzte, eine Niederlage einzuräumen. Das Privatmotto im Larkspur-Büro war sein Credo: Du kämpfst, bis der letzte Hund tot ist … und wenn du nicht der letzte Hund bist, dann hast du dich dafür vor mir zu verantworten.
    »Du willst mir doch nicht sagen …«
    »Ach, Scheiße, du hörst alles noch bald genug. Ich wollte dir nur etwas Zeit zum Luftschöpfen geben, damit du nicht zu überrascht bist. Der Präsident hält große Stücke auf deine Gedanken und Reaktionen – ich will nicht, daß du vor Schreck den Unterkiefer hängen läßt und losheulst und den schicken neuen Teppich mit dem Amtssiegel zwischen die Zähne schiebst. Aber es steht viel schlimmer, als du denkst. Ach ja, sei auf Publikum vorbereitet. Landesmann wird auch da sein. Du, ich, Landesmann und der Präsident.«
    »Großartig. Ich kann’s kaum erwarten. Was ist mit Mac?«
    »Erwähne Mac nicht. Er ist irgendwie in Ungnade gefallen. Charlie scheint ihm nicht mehr so bedingungslos zu trauen wie früher. Vielleicht wegen Macs Affäre mit Ellen Thorn – weil die beiden seiner Meinung nach ihre Prioritäten anders verteilen und nicht so viel Zeit für Charlie aufwenden, wie er das gern hätte. Aber das ist dünnes Eis, du verstehst. Sie könnten nicht mehr Zeit für Charlie aufwenden, wenn jeder im Zölibat lebte. Nein, Ben, ich weiß nicht, woher das kommt, aber Charlie leidet in letzter Zeit – darf ich das sagen? – ein bißchen unter Verfolgungswahn. Aber wer würde das nicht in seiner Position? Hazlitt hat an drei von vier Tagen Erfolg – auf Charlies Kosten. Vielleicht ist Mac nur ein unglückliches Opfer. Wie dem auch sei – misch dich nicht ein. Ich möchte, daß du die Weltuntergangsstimmung, die der Präsident von Ollie und Ellen bekommt, ausgleichst. Die beiden treiben mich zum Wahnsinn. Gerade jetzt, wo er soviel Ermutigung wie möglich braucht.«
    Die Limousine bog langsam von der Pennsylvania Avenue ab und fuhr, am Wachposten vorbei, die Auffahrt unter den ausladenden Bäumen entlang, die zum Eingang im Westflügel des Weißen Hauses führte. Links, im heißen Schatten, standen die Korrespondenten sämtlicher Sender und Kabeldienste auf ihrem Stammplatz und litten unter der Hitze. Ihre Scheinwerfer, Reflektorschirme und die Tonausrüstung vermittelten den Eindruck, als hätte eine Safari ihr Lager aufgeschlagen und sich auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet. Neugierig musterten sie die Limousine. Wer saß hinter den getönten Scheiben? Als der Wagen zum Säulengang rollte und die Uniformierten heraustraten, um die Tür aufzuhalten, schauten die Korrespondenten herüber, registrierten die Ankunft Larkspurs – die wirklich keine Nachricht wert war – und Ben Driskills, Freund des Präsidenten, ebenfalls nicht wichtig. Die Nachricht über Drews Tod war offensichtlich noch nicht an die Öffentlichkeit gedrungen.
    Larkspur nickte in Richtung Presse, die aber wegen der Hitze kaum reagierte. Er flüsterte Ben während des Moments, in dem sie zu sehen waren, zu: »Ha, wenn die wüßten …«
    »Das werden sie bald genug«, sagte Driskill.
    »Ja, dazu müssen wir uns etwas einfallen lassen.«
     
    Sobald man den Westflügel des Weißen Hauses betreten hatte, spürte man nichts mehr von der Außenwelt. Das ganze Jahr hindurch herrschte hier durch die Vasen mit den frischen Blumen Frühling. Die Offiziellen, welche die Besucher durch die Scanner geleiteten, lächelten immer und plauderten fröhlich, als hätten sie keine Sorgen. Der lächelnde Schwarze, der Driskill begrüßte, war angeblich der stärkste Mann Washingtons, ein Vorzug, den er in der Vergangenheit bei ein oder zwei widerspenstigen Gästen unter Beweis gestellt hatte. Ein Fremdenführer und eine Sekretärin standen mit einer berühmten Schauspielerin da, die dem Präsidenten nur schnell guten Tag gesagt hatte.
    Charlie Bonner hatte einmal bemerkt, es sei ein eigenartiges Gefühl, wenn man so im Zentrum der Welt stand, daß das Leben ruhig, ja sogar glücklich weiterzugehen schien. »Es ist ein Büro, das ist alles, und manchmal fällt es einem schwer, sich daran zu erinnern. Man neigt dazu, zu denken, alles sei in Ordnung, nur weil alle so zivilisiert sind, keiner jemanden auf

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