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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Eiswürfeln und einem Pfefferminzzweig. Ben ersetzte einen Teil der Flüssigkeit, die er im heißen Zug verbraucht hatte. Der Tee schmeckte leicht nach Johannisbeeren.
    Der Präsident erklärte die Sitzung für eröffnet. »Ollie, ich habe Sie im dunkeln gelassen, weil ich wollte, daß Sie die Geschichte aus erster Hand hören. Von Ben. Ich brauchte Ihre spontane Reaktion, weil wir Ihren Rat als Jurist brauchen, welche Möglichkeiten wir haben. Wir wollen nicht, daß man uns mit herabgelassenen Hosen erwischt – aber, ich greife bereits vor.« Alle hatten sich gesetzt. Der Präsident in einen Armstuhl, dessen Bezug jägergrün mit goldenen Streifen war, Larkspur und Landesmann auf die Couch, deren Muster eine Art goldene Säulen aus Blättern und verschlungenen Ranken bildete. Driskills Sessel ähnelte dem des Präsidenten. Das Siegel des Präsidenten war in den neuen dunkelgrün-beigen Teppich eingewoben. Abe Lincoln und Harry Truman und Roosevelt beobachteten alles von ihren Podesten aus. Über dem Kamin hing ein großes Gemälde: Die Seeschlacht im Korallenmeer aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Präsident hatte das Bild eingelagert gefunden und aufgehängt. Sein Vater, Thomas Bonner, hatte als junger Leutnant diese Schlacht überlebt. Die Gravur auf der kleinen ovalen Messingtafel darunter erwähnte diese Tatsache. Charles Bonner hatte sie als Erinnerung anbringen lassen. »So, Ben, schieß los, und erzähle uns alles.«
    Zum ersten Mal berichtete Driskill über alles, was geschehen war. Daß er Summerhays leider an jenem Nachmittag nicht hatte treffen können, Larkspurs Besorgnis bezüglich der Gesundheit des alten Mannes, wie er Drews Leiche fand, den Anruf im Weißen Haus und die Diskussion mit dem Präsidenten und Larkspur, wie er den Vorabdruck von Ballard Niles’ bösartiger Kolumne gefunden hatte und wie er am nächsten Morgen die Insel verlassen hatte.
    Landesmann machte die Augen auf, als Ben mit seiner Geschichte fertig war. Seine Hände blieben über dem Bauch verschränkt, der sich beim Atmen leicht hob und senkte. »Nun, Benjamin, wurde er ermordet, oder hat er Selbstmord begangen?« Ansonsten zeigte er kein Interesse für Summerhays Schicksal, obgleich er ihn das ganze Berufsleben lang gekannt hatte. Ollie Landesmann führte das Prinzip des Pokergesichts bis ins Absurde, als würde jedwede Gefühlsregung seine Urteilskraft schwächen.
    »Es hat ausgesehen wie Selbstmord. Aber … ich glaube nicht daran.«
    »Und Sie haben nichts angefaßt?«
    »Nichts im Gewächshaus. Im Haus habe ich alles abgewischt, was ich berührt hatte. Was nicht viel war.«
    »Sie haben mich verwirrt. ›Es hat ausgesehen wie Selbstmord.‹ Sie haben die Niles-Kolumne mit den Fotos gefunden, die Drew vielleicht tief getroffen haben – eine gemeine Attacke. Drew war sehr alt, Larkspur sagt, er hätte sich benommen, daß man sich Sorgen machen mußte … wie auch immer. Drew war schockiert, nachdem er es gelesen hatte, hatte Angst um seinen guten Ruf, ging ins Gewächshaus, um im Haus keine Schweinerei zu machen, und erschoß sich.« Er machte eine Pause. Effekthascherei, als wollte er mit seinem Plädoyer den Fall gewinnen. »Es sah aus wie Selbstmord. Es roch wie Selbstmord. Es ging wie Selbstmord. Ich bin verwirrt, wieso Sie zu denken scheinen, es könnte sich um … Mord handeln.«
    »Offen gesagt, haben wir meiner Meinung nach Probleme mit der Erklärung, es wäre ein Unfall, Ollie.«
    Landesmann ignorierte die Bemerkung. »Mir scheint, Sie suchen nach Schwierigkeiten – ja, natürlich gibt es Schwierigkeiten, aber nicht die Art, an die Sie denken. Wodurch wird es ein Mord?«
    »Weil er nur wenige Stunden zuvor völlig normal war, sich in Gedanken mit etwas beschäftigte, worüber er mit mir sprechen wollte, etwas, das mit ›unserem Freund im Weißen Haus‹ zu tun hatte, wie er sich ausdrückte, und das er für wichtig hielt. Wir hatten uns am Montag zum Frühstück verabredet. Er war nicht in der Stimmung, sich umzubringen. Deshalb kommt es mir wie Mord vor.«
    »Aber lassen Sie mich anheimstellen«, sagte Landesmann – seine Augen gingen wieder auf halbmast –, »daß er Niles’ Kolumne noch nicht gelesen hatte, als er mit Ihnen in Ihrem Büro gesprochen hat. Es scheint doch nicht unvernünftig zu sein, anzunehmen, daß die Kolumne ihn so tief getroffen hat, daß er tat, was undenkbar erscheint. So stellt sich mir der Fall dar.«
    »Wir unterscheiden uns, Ollie. Er würde sich nie von einem Scheißer wie Niles so

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