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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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genügt da nicht, auch nicht über Giftmüll. Vergessen Sie auch den Plan zur Bekämpfung von Kriminalität oder Drogen – den Scheiß glaubt keiner mehr, ganz gleich, wer Präsident ist …«
    Der Präsident schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. Alle zuckten zusammen, nur Ellen nicht. »Herrgott, Ellen … ich bin doch kein Idiot! Ich habe eine vage Vorstellung von dem, was ich tue! Wir sind längst über den Punkt hinaus, Reden zu schwingen! Wir müssen den Leuten die Arme auf den Rücken drehen und ihnen zeigen, wie Hazlitt wirklich ist!«
    Ellen Thorn gab nicht nach. Das lag nicht in ihrem Charakter. Driskills Meinung nach war der Todeswunsch bei ihr zu stark. »Mr. President, Sie können mich anbrüllen, solange Sie wollen, aber die Wähler wissen, daß sie von der Regierung beschissen werden – das ist eine allbekannte Tatsache. Sie entscheiden lediglich, wen sie von den Typen, die sie bescheißen, lieber haben.« Larkspur verzog schmerzlich das Gesicht und nahm sich noch ein Glas Eistee. Driskill mußte sich zusammenreißen, um nicht zu lächeln, und blickte auf seine Schuhe. »Entweder geben Sie den Delegierten etwas, damit diese bei der Wahl sagen: ›Dieser Bonner ist ein Schlaukopf oder ein zäher Bursche oder ein verwegener Scheißkerl. Wir sollten in unserer Delegation alle für ihn stimmen.‹ Oder Sie sind am nächsten Tag erledigt. Das ist die brutale Wahrheit.« Der Präsident hatte seinen hochlehnigen Stuhl gedreht und betrachtete den Regen und die Blitze. Er spielte mit dem Kugelschreiber, der das Siegel des Präsidenten trug. Ellen Thorn war noch nicht fertig.
    »Sie können uns Tag und Nacht zuhören, wie ich Strategien entwickle und Mac Fahrpläne für Flugzeuge, Busse und Züge wälzt, bis er sich unter einen schmeißt. Ellery kann sich über Gerüchte sorgen und Oliver vor allem die Augen schließen und onkelhaft lächeln – aber am Schluß liegt die Entscheidung allein bei Ihnen. Wenn alles gut läuft, haben Sie eine Chance. Sie müssen die Menschen dazu bringen, Sie zu lieben. Einige Politiker blenden die Leute mit Seriosität oder mit Brillanz, aber Sie sind mehr wie ein Filmstar, alles läuft über die Gefühlsschiene. Sie müssen Sie lieben, schlicht und einfach.«
    Driskill hatte erlebt, wenn Charlie Bonner einen Wutausbruch bekam. Er fragte sich jetzt, ob so eine Explosion bevorstand. Seine Augen schwenkten von den zusammengebissenen Kinnladen des Präsidenten zu den Porträts an den Wänden, die Charles Bonner selbst ausgewählt hatte. Ulysses S. Grant dominierte den Raum, der Lieblingsheld des Präsidenten. Ein großartiger General, ein mittelmäßiger Präsident, ausgezeichneter Historiker und begnadeter Schriftsteller. Und Franklin Roosevelt, lässig mit Zigarettenspitze, eine große Schwarzweißfotografie. Auf dem Schreibtisch stand neben den Bildern von Charlies Frau Linda und den beiden Kindern ein Foto, auf dem der damalige Gouverneur von Vermont, Charles Bonner, zwischen Joe DiMaggio und Ted Williams stand.
    Beide Baseballstars hatten eine persönliche Widmung draufgeschrieben. »Präsidenten gibt es im Dutzend billiger«, hatte Bonner mal gesagt, »gewöhnliche Menschen mit dem Hunger nach Macht, aber DiMaggio und Williams sind für ein ganzes Leben. Ihre Größe ist ewig. Welches Talent ist seltener, Ben? Ein paar Stimmen sammeln oder tun, was sie getan haben? Fall geschlossen, Amigo.«
    Die Explosion kam nicht. Der Präsident stand auf und nickte Ellen und Mac zu. »Sehr aufbauend, wie immer. Halten Sie mich über die Umfrageergebnisse auf dem laufenden, Ellen, aber, bitte, überlassen Sie mir die Themen meiner Reden. Mac … Sie beide können gehen. Ich muß noch ein paar Dinge mit Ben und Larkie besprechen.« Er brachte sie zur Tür. Beide wirkten über diese Reaktion auf Ellens Worte erleichtert.
     
    Als der Präsident wieder am Schreibtisch war, hatte sein Gesicht die Frische verloren, und er sah so alt aus, wie er war. Er sprach mit brüchiger Stimme.
    »Gott sei Dank! Das ist vorbei … Ich weiß nicht, was ich wegen Drew sagen soll. Es ist einfach nicht zu begreifen.« Er wendete sich beiseite, um sich den Gefühlen zu überlassen. Dann legte er Driskill die Arme um die Schultern, führte ihn zu dem Fenster mit schußsicherer Scheibe, durch das man in den Rosengarten schaute. »Wir wußten, daß er nicht ewig leben würde, aber so … Das ist wirklich übel, hundertprozentig übel. Ich brauche deine Hilfe, Ben. Verstehst du?«
    Driskill nickte.

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