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Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Ben Driskill - 02 - Gomorrha

Titel: Ben Driskill - 02 - Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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»Bestenfalls machen wir in diesem Sommer Geschichte und ziehen in Chicago ein, wenn die Nominierung noch offen ist. Es ist über ein halbes Jahrhundert her, daß die Nominierung offen war. Unsere Umfrageergebnisse zeigen, daß sich seit Neuengland viel bewegt hat, nichts Großartiges – aber wir müssen ein paar kräftige Schläge landen, sonst bringt Hazlitt sein Schwung bei den Delegierten den Sieg. In Neuengland haben wir getan, was wir mußten; wir haben ihm den Preis streitig gemacht. Und jetzt müssen wir tief in die Trickkiste greifen und ihm den Sieg beim Lügen und Betrügen in Chicago wegnehmen.«
    Charlie schien ihre deutlichen Worte nicht übermäßig zu schätzen, aber sie bohrte weiter. »Wir müssen vorbereitet sein, daß er mit sämtlichen schmutzigen Tricks arbeitet – er gewinnt ständig. Er gewinnt, seit er seine Kandidatur verkündet hat, und wir haben uns geweigert, ihn so ernst zu nehmen, wie es notwendig gewesen wäre.« Sie meinte, daß Charlie Hazlitt nicht ernst genug genommen hatte. »Charlie hat in Pennsylvania, Massachusetts und New York immer viele Anhänger gehabt. Wir müssen die Neuengland-Vorwahlen da mit einbeziehen. Aber Hazlitt legt bei allen Umfragen zu, wir steigen ab. Wir müssen um jede Delegation kämpfen, um jede Stimme, um jeden einzelnen Delegierten.« Sie seufzte. Sie hatte das alles denselben Schülern schon mehrfach erklärt, hielt es jedoch für unverantwortlich, es nicht weiterhin zu tun. Ohne sie würden die Männer sich vielleicht weigern, zuzugeben, wie drastisch die Situation war. Vielleicht würden sie den relativen Optimismus aufsaugen, den Larkspur versprühte – und wenn sie das taten, waren sie verloren. »Ich bringe das zur Sprache, damit es als Überraschung kommt. Kein Grund, sich Sorgen zu machen …«
    Der Präsident lächelte und verzog das Gesicht. »Was? Ich und Sorgen machen?«
    Alle lachten, mit Ausnahme von Ellen. Sie ließ sich auf keinen Scherz des Präsidenten ein. Erst nach der Wiederwahl konnte man lachen und scherzen, soviel man wollte.
    »Sie müssen etwas Drastisches tun – vielleicht in Mexiko. Ihre politische Linie kommt bei den Leuten offensichtlich nicht an, das zeigen alle Zahlen.«
    »Was schlagen Sie vor, Ellen? Möchten Sie, daß ich da hineinspringe und mehr als nur einen Bürgerkrieg draus mache?«
    »Die Wähler sind über Ihren Besuch in Mexiko und das Chaos da unten völlig aus dem Häuschen.« Sie blickte ihn ernst an. »Vielleicht hat Hazlitt in dieser Sache recht. Viele mögen seine Einstellung …«
    »Verdammt. Er hat nicht recht«, unterbrach sie der Präsident. »Er ist ein schießwütiger Cowboy …«
    »Es wäre eine gute Idee gewesen, wenn Sie uns über Ihre Rede zur Lage der Nation vorher unterrichtet hätten.« Darüber stritten sie bereits seit Monaten.
    »Nicht schon wieder … Ich wußte, Sie würden dagegen sein.«
    »Möglich, Mr. President, aber wenn Sie nicht wiedergewählt werden, führen Sie überhaupt keine politische Änderung durch. Dann werden wir Krieg haben.«
    »Danke für dieses kleine Juwel der Weisheit, Ellen.«
    »Ich meine es ernst, Mr. President.«
    »Daran brauchen Sie mich nicht zu erinnern. Sie meinen immer alles ernst, Ellen.«
    »Ich sage ja nicht, daß Sie jetzt schon tot sind, Mr. President.«
    »Ah«, meinte Charlie. »Ein Lichtstrahl von der Dame mit dem Lötkolben.«
    Er konnte sie nicht einschüchtern. Sie ignorierte ihn. »Diese Zahlen haben sich noch nicht in die Stimmen der Delegierten verwandelt, noch nicht. Hazlitt hat berechtigte Aussichten auf einen Erdrutschsieg, aber es besteht auch noch durchaus die Chance, daß wir einen Sieg herausschinden können. Das muß unser Ziel sein. Sie sind der Präsident. Das ist unsere Trumpfkarte. Das allein wird einige Delegierte kontrollieren.«
    McDermott blickte von dem Klemmbrett mit Computerausdrucken und handgeschriebenen Notizen auf. »Hazlitt und Sie, Mr. President, geben sich jetzt alle Mühe, dem anderen einen Schritt vorauszukommen. Die Meinungsumfragen sind sehr flatterhaft. Wir können nur unser Bestes geben. Wir haben eine gute Strategie.« Er blickte den Präsidenten scharf an. »Jedenfalls sollte sie es sein.«
    »Das ist also Ihre Meinung, Mac, ja?« Der Präsident grinste beinahe.
    Ellen Thorn mischte sich wieder ein. »Bei den Umfrageergebnissen und dem absteigenden Trend müssen Sie irgendeinen Knüller bringen, der Sie mit Schwung nach Chicago führt. Eine Rede über die Weltbank oder über den Krieg in Mexiko

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