Ben Driskill - 02 - Gomorrha
daß ich darauf nicht antworten kann. Was ich wissen muß ist: Warum hatte Hayes Ihre Telefonnummer neben dem Bett? Was hattet ihr Kerle vor? Warum ist er tot? Stehen Sie als nächster auf jemandes Liste?«
Hokansen betrachtete seinen Blaubeermuffin, als hätte er sich in einen kläglichen sterbenden Schellfisch verwandelt. »Was … Ben, Sie müssen ehrlich mit mir sein. Was wissen Sie? Sie wandeln da auf sehr dünnem Eis …« Diesmal gereichte es Driskill zum Vorteil, daß die Leute ihn wegen seiner Freundschaft mit dem Präsidenten für einen Insider hielten.
»Brad, Brad, hören Sie …« Driskill bemühte sich, so unausstehlich wie möglich zu klingen. Brad gefiel es, wichtige, unausstehliche Menschen zu kennen. »Diese Auskünfte sind das absolute Muß. Sie verstehen. Weihen Sie mich nur in diese Tarlow-Sache ein. Wie immer haben die innerhalb des Beltways keinen blassen Schimmer.« Brad liebte dieses Beltway-Typ-Gequatsche.
Hokansens Gesicht färbte sich vor Aufregung wieder rosig. Sein dichtes braunes Haar war sichtbar lebendig und erhob sich. »Herrgott, es ist Washington. O Mann, ist es wegen Summerhays? Ben, sehen Sie eine Verbindung zwischen dem Mord an Hayes Tarlow und Summerhays’ … Selbstmord? Mord? Sie wollen mir doch nicht etwa sagen, daß Drew auch ermordet wurde, oder?«
»Sie haben mich mit keinem Wort etwas Derartiges sagen hören. Schalten Sie einen Gang zurück, Brad. Versuchen Sie nicht, einen neuen Geschwindigkeitsrekord zu Land aufzustellen, okay? Sie würden nur verwirrt werden. Ich muß nur Ihr Stückchen Information haben – es ist wie ein Puzzleteil. Geben Sie mir Ihr Stück, dann können Sie getrost vergessen, daß wir uns je unterhalten haben. Klären Sie mich nur wegen Hayes auf.«
Doch nachdem Hokansen angefangen hatte, wollte er nicht mehr aufhören. Driskill fühlte sich bald wie ein Therapeut, als Brad alles bei ihm ablud. Es war eine Drei-Muffins-und-sechs-Tassen-Kaffee-Geschichte – und das war nur, was Brad verzehrte.
»Ben, Sie müssen mir versprechen – das geht nur in die oberste Etage, okay? Die Sache ist sehr kitzlig, und jetzt, wo Tarlow und Summerhays tot sind, wer weiß, in welche Scheiße wir geraten? Ich habe eine Familie, ich habe die Bank – damit bin ich verwundbar. Ich möchte nicht, daß jemand erfährt, daß ich ein Sterbenswörtchen von allem …«
»Keine Sorge, Brad. Bleiben Sie ruhig, und erzählen Sie mir die Geschichte.«
»Eigentlich fängt alles mit Bob Hazlitt an. Nicht mit ihm persönlich, aber mit seinem geistigen Kind, seinem Baby: Heartland Industries. Seit mehreren Jahren der größte Konzern für Kommunikationstechnik der Welt. All diese Satelliten, die da oben herumschwirren, all die Fernsehstationen, die Zeitungen, die Radiosender, die Computerprogramme und Interaktiv-Videos und Virtuelle Realität – zum Teufel, Bob Hazlitt hat eine Menge Gesetze dieses Landes gebeugt und verändert, damit er auf seinem Weg zum Imperium weitergehen konnte. In North Shore haben wir Heartland Industries strikt als Investitionsphänomen betrachtet.
Dann haben wir letzten Herbst einen Tip bekommen, daß sich bei Heartland komische Dinge abspielen – irgendwelche dunkle Machenschaften, Absahnen, riesige Bestechungen, Erpressung, was weiß ich –, um Gesetze durchzupauken, mit deren Hilfe Heartland dicke Kontrakte an Land ziehen könnte. Klar, jeder große Spieler im Big-Business hat das schon gemacht – das weiß jeder. So läuft der Hase nun mal. Und dann kommt Hazlitt daher und will plötzlich Präsident werden. Wer hätte vorigen Herbst gedacht, er würde Bonner herausfordern? Und dann hält der Präsident diese Rede – und peng! haben wir ein völlig neues Spiel. Die Leute fingen an, Hazlitt ernst zu nehmen, und wir fingen an, uns über den Tip zu wundern, den wir erhalten hatten. Und dann bekamen wir noch einen. Irgendeine Art von Leichen im Keller, irgendwo da draußen in Iowa, und ob wir nicht besorgt wären, weil wir so viel in Heartland hineingepumpt hätten. Ich spreche jetzt von North Shore Treuhand. Wir hatten schwer investiert, verstehen Sie, und es erschien mir als eine ziemlich wichtige Frage …«
»Brad – kommen wir zurück auf Tarlow …«
»Dazu komme ich, ganz bestimmt. Das DNC hat auch ein Portefeuille, und ich bin der Mann, der es managt. Und das DNC steckt auch tief in Heartland – zum Teufel, es war ja auch sehr lange eine hervorragende Geldanlage.« Er schützte fest und verteidigungsbereit die Lippen, als
Weitere Kostenlose Bücher