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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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dass sie ihnen den Weg gezeigt hat, aber andere flüsterten hinter vorgehaltener Hand, dass sie überhaupt nur ihretwegen hergekommen wären, weil man sie ihnen sonst weggenommen hätte.“
    „Dann war das also diese Indianerin. Und was ist so schlimm daran?“
    „Nichts. Wenn das die ganze Geschichte ist.“
    Als Luke sie anschaute, sah er den Zweifel in ihrem Gesicht. Plötzlich dämmerte es ihm. „Du glaubst es nicht. Du glaubst, dass sie sie entführt …“
    „Ich weiß es nicht“, fiel sie ihm ins Wort, „aber ich will nicht, dass irgendwer in der Geschichte rumstochert und womöglich rausfindet, wie es wirklich war.“
    „Das ist verrückt. Es gibt überhaupt keinen Grund, so etwas zu anzunehmen, vor allem, weil sich noch nie jemand die Mühe gemacht hat, die Geschichte zu überprüfen.“
    „Das wird auch nie passieren, jedenfalls nicht so lange ich lebe.“
    „Ich könnte jemand dafür bezahlen, dass er Nachforschungen anstellt. Wir könnten ein für allemal die Wahrheit erfahren. Wäre das nicht besser, als ständig in der Angst zu leben, dass irgendwer über irgendetwas stolpert, wenn man es am wenigsten erwartet?“
    „Nein, nein, nein“, sagte sie, wobei ihre Stimme bei jeder Wiederholung des Wortes höher kletterte. „Habe ich dich nicht großgezogen, Junge? Habe ich nicht immer gewusst, was das Beste für dich ist? Habe ich dir nicht gezeigt, wie man sich in den Sümpfen zurechtfindet, welche Pflanzen man pflücken kannst, wie man fischt und Fallen stellt und wie man mit dem Boot Stellen erreicht, wo sonst niemand hinkommt? Du wirst jetzt auf mich hören. Halt dich von diesem Mädchen fern.“
    „Sie ist kein Mädchen mehr, Granny May. Sie ist eine Frau.“
    „Umso mehr Grund. Sie weiß, hinter was sie her ist oder wird es bald rausfinden. Sie wird dich ausquetschen, bis du ihr alles erzählt hast, was du je über deine Familie gehört hast, sie wird dein Innerstes nach außen kehren und dich zum Trocknen raushängen. Und wenn sie mit dir fertig ist, wird sie alles wissen, was es über dich und mich und die ganze Bande zu wissen gibt. Und dann macht es im ganzen Land die Runde.“
    Dagegen ließ sich schwerlich etwas sagen, da er guten Grund hatte anzunehmen, dass sie Recht hatte. „Und ich bin kein Junge mehr. Unsere süße April könnte es mit mir nicht ganz so leicht haben.“
    Granny May neigte den Kopf, als würde sie etwas nachlauschen, was er gar nicht gesagt hatte. „Was hast du vor?“
    „Könnte sein, dass sie gar keine Zeit hat, Geschichten zu schreiben, weil sie so viel nachdenken muss“, neckte er sie sanft.
    „Du glaubst, du könntest sie von dem, was sie vorhat, abhalten?“
    „Ich kann es wenigstens versuchen.“
    Sie starrte ihn an, als ob sie einzuschätzen versuchte, ob sie ihm übermenschliche Fähigkeiten zutrauen sollte. „Na schön, vielleicht, vielleicht. Aber du musst vorsichtig sein.“
    „Ganz bestimmt.“
    „Du willst doch nicht wieder in die Falle gehen.“
    „Ganz bestimmt nicht. Das ist das Letzte, was ich will.“
    „Aber du führst doch noch etwas anderes im Schilde, stimmts? Du willst noch irgendwas von ihr, was nichts damit zu tun hat. Ich frage mich jetzt …“
    Er griff nach seinem Matchsack und ging zur Tür. Sie musste einen Schritt zurücktreten, damit er das Zimmer verlassen konnte. Im Flur sagte er: „April und ich haben noch etwas zu erledigen.“
    „Aha“, sagte sie mit einem langsamen Nicken. „Aber pass diesmal ein bisschen besser auf, dass nicht wieder du erledigt wirst.“
    „Versprochen“, sagte er mit mehr Zuversicht, als er fühlte. Als er an ihr vorbeiging, umarmte er sie kurz, dann schritt er den Flur hinunter.
    „Klopf auf Holz“, rief sie ihm hinterher und klopfte, um die Gefahr zu bannen, gegen die Wand.
    Er antwortete nicht. Aber als er, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunterrannte, klopfte er mit den Knöcheln zwei Mal gegen das dicke Holzgeländer.

3. KAPITEL
    A pril checkte am Nachmittag in ihrer Suite im Windsor Court Hotel ein. Nach dem Anruf hatte sie versucht zu arbeiten, aber es war nicht viel dabei herausgekommen. Sie war einfach zu durcheinander, und dann kam auch noch die Ablenkung durch die Konferenz hinzu. Davon abgesehen war sie begierig darauf, nach New Orleans zu kommen. Sie liebte die Stadt, in der sie sich so zu Hause fühlte, dass sie sich manchmal fragte, ob sie nicht vielleicht früher, in einem anderen Leben, dort gelebt hatte. Allein die Tatsache, dass sie Turn-Coupe noch mehr

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