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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Busen bemerkenswerte Ausmaße erreichte. „Ganz gewiss finde ich das! Er schlägt Fabio und den Topaz-Mann um Längen!“
    Luke hatte keinen Schimmer, wer diese Kerle waren, aber der schmachtende Blick, mit dem ihn die Frau anschaute, war Balsam auf seine Wunden. Gleichzeitig witterte er eine günstige Gelegenheit, den Spieß umzudrehen.
    Er zog die Hand der weißhaarigen Dame an die Lippen und sagte in seinem schwülsten Ton: „Vielen Dank, Ma’am. Sie sind zu freundlich.“
    Sie beugte sich mit einem Glitzern in den Augen vor und flüsterte: „Nicht halb so freundlich, wie ich es vielleicht früher gewesen wäre.“
    Er musste unwillkürlich lachen. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass es wieder ein bisschen besser für ihn lief. Er war eben doch nicht ganz so leicht aus dem Spiel zu schlagen, wie April vielleicht dachte. Mit einem bisschen Glück würde sich das Blatt vielleicht zu seinen Gunsten wenden. Er beugte sich noch ein Stück weiter zu der kühnen alten Dame hinüber und sagte: „Wenn ich damals in diesen Genuss gekommen wäre, wäre ich sehr dankbar gewesen für Ihre … Gunst.“
    „Oh, das hoffe ich doch“, gab sie mit kokett schräg gelegtem Kopf vergnügt zurück, wobei sich ihr Gesicht in tausend Fältchen legte.
    „Ganz sicher. Was sonst?“ Er machte eine Verbeugung, die seine galanten Vorfahren hoffentlich nicht als Beleidigung empfunden hätten.
    Die ältere Frau kicherte – ein anderes Wort gab es nicht dafür. Ein paar Konferenzteilnehmerinnen drehten sich nach ihnen um und lächelten. Nur April schien es überhaupt nicht lustig zu finden. Luke, der beobachtete, wie sie sich umdrehte und wegging, spürte, wie sich seine Lippen unweigerlich zu einem Grinsen verzogen.
    Später jedoch, als April ans Rednerpult trat und ihren Vortrag hielt, wurde er ernster. Sie machte ihre Sache fantastisch, sie sprach schnörkellos und frisch von der Leber weg, ganz so, wie sie die Dinge sah. Gleichzeitig berichtete sie selbstkritisch und offen über ihre Probleme und Unsicherheiten. Ihre Rede wurde immer wieder von Beifall unterbrochen. Als sie sich am Ende fürs Zuhören bedankte und das Podium verließ, schienen die stehenden Ovationen sie mehr zu überraschen als zu freuen.
    Luke stand mit den anderen auf und spendete April Halstead den wohlverdienten Beifall. Sie ist schon etwas Besonderes, dachte er; damit hatte Roan Recht. Das weiche und doch klare Timbre ihrer Stimme hallte in seinem Kopf nach und nistete sich tief in seinem Innern ein. Es entfachte ein Feuer in seinem Blut, aber da war noch mehr als das. Sie zu beobachten und ihr zuzuhören, machte ihn ungeheuer glücklich, dass sie jetzt und hier am Leben waren.
    Und es bewirkte, dass er sie unter allen Umständen beschützen wollte.
    Während er so dastand und in ihr glühendes Gesicht schaute, legte Luke einen heiligen Eid ab. Nichts Hässliches oder Schmerzliches durfte ihr je zustoßen, weder heute noch in Zukunft, solange er es verhindern konnte. Egal, was er dafür tun musste.
    Die Tagesordnung der Konferenz beinhaltete verschiedene Workshops. In dem Workshop, den April leitete, ging es um Karriereplanung. Luke trottete mit ihrem Aktenkoffer hinter ihr her. Das Thema war offensichtlich gefragt, weil der Raum rammelvoll war. Nach Beendigung der Veranstaltung konnte Luke sich viel besser vorstellen, wie April ihre Zeit verbrachte, und hatte auch ein Gefühl dafür bekommen, was für eine Hingabe nötig gewesen war, um dorthin zu kommen, wo sie jetzt war. Und wie viel Arbeit es erforderte, auch dort zu bleiben.
    Eine ganze Reihe Teilnehmerinnen kamen mit Fragen auf April zu. Sie beantwortete sie mit Geduld und Humor, auch die Fragen einer verzweifelt wirkenden jungen Frau mit langen schwarzen Haaren, die bis aufs Skelett abgemagerte Hände hatte und ein Manuskript unterm Arm trug, das etwa die Dicke eines Federbetts hatte. Sie hielt ihr den Stoß Papier hin, als ob sie erwartete, dass April ihn nehmen und noch heute lesen würde, um ihn sodann mit einem glühenden Empfehlungsschreiben an einen Verlag zu schicken.
    Luke war schon nah dran, sie vor der Möchtegernautorin zu retten, als April an ihr vorbeischaute und dann den Arm der jungen Frau berührte. „Da ist jemand, der Ihnen bestimmt weiterhelfen kann“, sagte sie freundlich. „Sie arbeitet als freiberufliche Lektorin für einen hiesigen Verlag, der angehenden Autoren zum Durchbruch verhilft.“ April hob ihre Stimme ein bisschen. „Hallo, Muriel, hier ist jemand, der gern Ihre

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