Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"
abgeneigt war.
„Es war ein Fehler“, sagte er, „den ich mein ganzes Leben bereuen werde. Aus vielerlei Gründen.“
Julianne nickte, bevor sie einen Blick in den Raum warf, in dem ihre Zuhörerinnen bereits warteten. Sie reichte ihm die Hand und sagte mit einem angedeuteten Lächeln: „Ich würde gern mehr darüber hören. Hätten Sie, falls wir heute nicht mehr dazu kommen, nicht Lust, mich das nächste Mal, wenn Sie in New Orleans sind, zu besuchen?“
„Es wäre mir ein Vergnügen“, sagte er.
Der Rest des Tages verflog im Nu. Das gemeinsame Mittagessen der Autorinnen ließ er zu Gunsten eines Hamburgers in der Cafeteria des Hotels ausfallen. Anschließend entschied er sich, an einem Workshop mit dem Titel „Wie schürt man die Leidenschaft in einer Liebesszene?“ teilzunehmen. Aber er war so eingeschüchtert von der lebhaften Diskussion darüber, wie detailliert man die männliche Anatomie beschreiben sollte, dass er sich nach zehn Minuten möglichst unauffällig wieder verdrückte.
Er durchstreifte die Flure auf der Suche nach April, doch sie war weder in einem der Sitzungsräume noch in der Lobby oder in der Lounge. Eine Frau mit einem offiziellen Anstecker an der Brust sah, wie er sich suchend umschaute, und informierte ihn, dass Ms. Halstead an einer Sitzung der Konferenzleitung teilnahm. Er zog sich in eine Sitzecke in der Nähe der Tür zurück, hinter der die Besprechung stattfand.
Bald bekam er Gesellschaft von einem ganzen Schwarm talentierter Frauen, Autorinnen, die sowohl Spaß wie auch etwas von ihrem Handwerk zu verstehen schienen. Während er ihren Gesprächen lauschte, erfuhr er eine ganze Menge mehr über das Schriftstellerdasein und schnappte überdies auch noch ein paar Tipps für zukünftige Unterhaltungen mit April auf. Doch als er sie endlich mit Julianne Cazenave und vier anderen Frauen auftauchen sah, empfahl er sich.
Als er sich zu ihnen gesellte, versuchten sie sich gerade darüber zu einigen, wohin man später am Abend zum Essen gehen sollte. Bevor April einen Weg fand, ihn aufzuhalten, hatte er sich schon selbst eingeladen. Da sich die Entscheidungsfindung immer weiter hinauszögerte und ihn jemand nach seiner Meinung fragte, schlug er einen Italiener namens Bacco’s auf der Chartres Street vor. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen.
Das Bacco’s, benannt nach dem Gott des Weins und der Fröhlichkeit, stand unter der Leitung von Ralph Brennan, der aus einer der renommiertesten Gastwirtsfamilien der Stadt stammte. Das Restaurant war für seine vorzügliche, Cajun-inspirierte italienische Küche bekannt. Als sie ankamen, füllte sich das Lokal bereits, aber Luke hatte vorher angerufen und im hinteren Teil einen Tisch reservieren lassen. Sie wurden bei ihrer Ankunft prompt in Empfang genommen und an dem vorderen Teil mit seinen gedämpften Naturtönen, die das weiche Licht der antiken venezianischen Kronleuchter zum Leuchten brachte, über Steintreppen durch die hinter einem gotischen Torbogen gelegene Bar in den hinteren Teil des Restaurants geführt. Durch die großen Fenster schaute man auf einen von Palmen umstandenen Teich, der von flackernden Gaslaternen erhellt wurde.
Sie bestellten zwei Flaschen Wein, einen weißen und einen roten, dann wählten sie Calamari und Cannelloni als Vorspeise aus. Nach diesem nahrhaften Beginn schienen die Damen nicht in der Stimmung für etwas Schweres zu sein. Sie überschlugen die raffinierteren Speisen auf der Karte und entschieden sich für etwas, das sie sich alle teilen konnten, die im Holzofen gebackene Pizza nach Art des Hauses mit gegrillten Shrimps und Andouille, Louisana Crawfishschwänzen und Salami aus Kalabrien.
Nachdem die Weinflaschen zum zweiten Mal die Runde gemacht hatten, waren die Liebesromanautorinnen voll und ganz in ihrem Element. Sie flirteten mit dem Ober, ergingen sich gegenüber dem Weinkellner in versteckten Anspielungen und erzählten sich genüsslich unanständige Witze. Luke hätte eigentlich der Verdacht beschleichen können, dass sie ihn als den einzigen Mann in der Gruppe provozieren wollten, aber nicht eine der Frauen wirkte auch nur annähernd gehemmt. Vielleicht war es ja eher so, dass sie beim Schreiben über Liebe und körperliche Anziehungskraft ihre Hemmungen verloren hatten – oder vielleicht schrieben sie auch über diese Dinge, weil sie so wenig Hemmungen hatten. Welches von beidem es auch sein mochte, auf jeden Fall einte sie ihre offene und unverkrampfte Einstellung gegenüber
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