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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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auch ein paar Dollar mit Rezensionen für die Lokalzeitung dazu. Sie hat Aprils letztes Buch gnadenlos verrissen.“
    „Verrissen?“
    „Sie nannte es verschnörkelt und unrealistisch und behauptete, dass es ihm an psychologischer Tiefe mangele. Dass die Handlung konstruiert sei und die Actionszenen aus der Sicht eines ehemaligen Offiziers ohne fundierte Kenntnisse geschrieben seien – eine Position, die Muriel innehatte, bevor sie ihren Job bei der Armee an den Nagel hängte, um zu schreiben. Und das war nur der Anfang.“
    „Nichts davon stimmt?“
    „In keiner Weise.“
    „Du guter Gott.“
    „Richtig. Oh, natürlich, wenn man ein Hemingwayfan ist, findet man Aprils Stil wahrscheinlich ein bisschen ausufernd, aber Papa Hemingway war immerhin auch einer der größten Machos, die die Welt je gesehen hat. Dagegen ist nichts zu sagen, weil er vorwiegend für ein männliches Publikum schrieb. Aber bei einem Liebesroman wäre sein minimalistischer Stil völlig fehl am Platz. Diese Bücher haben ihre eigene Sprache, eine viel sinnlichere und gefühlvollere, eine Sprache, wie Frauen sie lieben.“
    Luke grinste, als er sagte: „Na, wenn Sie es sagen.“
    „Nun, ich hoffe, Sie verzeihen mir, dass ich mich so weitschweifig über mein Lieblingsthema ausgelassen habe.“
    „Kein Problem.“ Er ließ aus Höflichkeit einen Moment verstreichen, bevor er fragte: „Dann glauben Sie also, dass April es Muriel heimgezahlt hat, indem sie ihr diese übereifrige Autorin ans Bein gebunden hat?“
    „Vermutlich.“ Julianne hob unter dem geblümten Stoff ihres Kleides eine runde Schulter. „April ist auch nur ein Mensch. Sie hat Temperament, und sie schlägt zurück, wenn man sie verletzt. Aber sie ist nie rechthaberisch oder kleinlich und sie hat keinen einzigen gemeinen Knochen im Leib.“
    „Sie kennen sie offenbar sehr gut“, bemerkte er.
    „Wir kennen uns, wie bereits gesagt, schon lange und haben gemeinsam viele Stürme in der Branche überstanden. Das verbindet.“
    Plötzlich sah Luke den Namen Julianne Cazenave vor seinem geistigen Auge, und dabei fiel ihm ein, dass in der Flughafenbuchhandlung von New Orleans ihre Bücher stapelweise lagen. Ebenso wie er sich an ein Fernsehporträt von ihr erinnerte, das er sich vor zwei Jahren geduldig angeschaut hatte. Übergangslos fragte er: „Sie sind berühmt, habe ich Recht?“
    Julianne kicherte. „Und wie. Sie sollten sich geehrt fühlen“, scherzte sie.
    „Nein, ehrlich“, gab er mit einem belustigten Lächeln zurück. „Ich glaube, das bin ich wirklich.“
    Sie schaute ihn einen langen Moment an, dann seufzte sie sehnsüchtig. „Was für ein Charmeur, und dazu auch noch ganz natürlich. Ich fürchte, die liebe April wird noch ganz schöne Probleme bekommen.“
    Er musterte sie unter halb gesenkten Wimpern hervor, während er zu entscheiden versuchte, ob sie sich über ihn lustig machen wollte. Sie hielt seinem Blick stand. Nach einem Moment fragte er: „Glauben Sie das wirklich?“
    „Kann sein. Kommt ganz darauf an, wie raffiniert Sie es anstellen.“
    „Raffiniert“, wiederholte er mit ausdrucksloser Stimme.
    „Drängen Sie sie nicht allzu sehr. Sie kann geführt werden, aber nicht geschubst.“ Julianne machte eine Pause, dann fuhr sie fort: „Sie und April waren früher schon mal zusammen, nicht wahr?“
    „Hat sie Ihnen das erzählt?“
    „Unter anderem. Und was ist schief gegangen? Ich meine, Ihrer Meinung nach.“
    „Ich habe sie im Stich gelassen“, sagte er heftig, dann fragte er sich, was diese Schriftstellerin neben ihm wohl an sich haben mochte, dass er ihr so prompt auf eine dermaßen persönliche Frage antwortete.
    Aber irgendetwas war es, daran gab es keinen Zweifel. Er gehörte normalerweise nicht zu den Leuten, die vor Fremden einen Seelenstriptease abzogen.
    „Ich glaube, da war ein Unfall. April nahm an, dass sie Ihnen etwas bedeutete, aber als Sie einen Unfall hatten und dieses Mädchen, das bei Ihnen war, getötet wurde, kam sie zu einem anderen Schluss.“
    „Es war nicht so, wie es klingt.“ Die Worte brachen schroffer als beabsichtigt aus Luke heraus.
    „Und wie war es dann?“ fragte Julianne leise.
    Sie waren vor einem anderen Sitzungsraum stehen geblieben. Das Schild an der Tür verkündete, dass Julianne Cazenave hier einen Workshop abhalten würde. Die auf dem Schild angegebene Anfangszeit war seit fünf Minuten überschritten. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um das Thema zu vertiefen, obwohl er durchaus nicht

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