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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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nur, dass sie nicht auch wie einer klang.
    „Was fällt dir eigentlich ein, was machst du denn da oben?“ rief sie zu ihm hinauf. „Ich habe dir gesagt, dass ich deine Hilfe nicht brauche. Außerdem wirst du dir noch deinen sturen Hals brechen, wenn du da oben rumkletterst.“
    „Es ist mein Hals.“ Er war zu sehr in den Bann geschlagen von der Sorge, die sich in ihrer Bemerkung ausdrückte, um mehr sagen zu können.
    „Aber es ist meine Versicherung, die die Rechnungen bezahlen muss. Komm sofort da runter!“
    Lukes kurzzeitige Euphorie verpuffte. Mit einem Kopfschütteln sagte er: „Wo ich schon mal oben bin, kann ich es genauso gut fertig machen.“
    Sie starrte einen langen Moment zu ihm hinauf, ohne etwas zu antworten. Er stand einfach nur entspannt da und ließ sie schauen. Gleichzeitig spürte er, wie sein Nacken ganz heiß wurde, während er sich fragte, was ihr wohl durch den Kopf gehen mochte. Er war an ein gewisses Maß weiblicher Aufmerksamkeit gewöhnt, aber nicht an diese Art forschender Wertschätzung, als ob sie sich jede Einzelheit, angefangen von seiner schweißdurchtränkten Baseballkappe bis hin zu den ausgewaschenen Jeans, ganz genau einprägen wolle.
    „Es wird nicht funktionieren, weißt du“, sagte sie schließlich. „Ich weigere mich, die Verantwortung für etwas zu übernehmen, um das ich dich nicht gebeten habe.“
    Er spürte Verärgerung in sich aufsteigen. „Ich mache das nicht, weil ich mir im Gegenzug dazu etwas von dir verspreche. Ich habe eine Schwäche für alte Häuser, okay? Sie sind wie vornehme alte Damen. Wenn man sie pfleglich behandelt und beschützt, machen sie einen stolz. Aber wenn man sie vernachlässigt, ist alles zu spät.“
    „Erzähl mir jetzt nicht, du hättest nicht schon genug mit Chemin-a-Haut zu tun, weil ich es dir sowieso nicht glaube. Aber wenn du unbedingt deine Zeit vergeuden willst, meinetwegen. Ich habe Besseres zu tun, als hier herumzustehen und mich mit dir zu streiten.“
    Sie fuhr in einem Wirbel von Weiß herum und rauschte aus seinem Blickfeld unter den Dachvorsprung des Hauses. Doch eine Sekunde später erschien sie wieder. Mit einer Hand am Halsausschnitt ihres Morgenrocks rief sie zu ihm herauf: „Du hast nicht zufällig Midnight irgendwo gesehen?“
    „Deinen Kater? Nein.“
    „Könntest du vielleicht … siehst du irgendetwas, das so aussieht, als könnte er es sein?“
    Sie fragte, weil sie annahm, dass er von seinem Aussichtspunkt aus einen Katzenkörper vielleicht leichter entdecken könnte. Luke ließ seinen Blick über den Vordergarten schweifen, dann drehte er sich langsam im Kreis und schaute sich um. Nachdem er sich ihr wieder zugewandt hatte, sagte er: „Weit und breit keine Spur von ihm.“
    Sie ließ ihren angehaltenen Atem heraus. „Es war nur … so eine Idee.“ Sie zögerte, dann fügte sie hinzu: „Danke.“
    „Kein Problem“, sagte er und salutierte scherzhaft.
    Sie schaute noch einen Augenblick zu ihm auf, dann senkte sie den Kopf und verschwand wieder unter dem Dachvorsprung. Einen Moment später fiel die Eingangstür hinter ihr ins Schloss.
    Luke blieb stehen, wo er stand, und dachte an den verlorenen, fast wehrlosen Ausdruck, den er auf ihrem Gesicht erhascht hatte. Es erinnerte ihn an letzte Nacht, eine Sekunde bevor er sie geküsst hatte. Sie war für einen kurzen, atemberaubenden Moment so warm und nachgiebig gewesen. Ihr Geschmack und das Gefühl, sie in Armen zu halten, waren ihm zu Kopf gestiegen wie der weiße Schnaps, den einige Sumpfratten heute noch heimlich brannten. Das heimtückische Zeugs ging einem zwar runter wie Butter, aber am nächsten Tag fühlte man sich, als hätte einem ein Riesenalligator mit dem Schwanz eins übergebraten. Damit hatte er nicht gerechnet. Er war nicht bereit dafür und April auch nicht. Es war eine starke Medizin; eine kleine Dosis zeigte große Wirkung und eine große konnte tödlich sein. Sie würden sich mit diesem Phänomen auseinander setzen müssen, aber heute war offensichtlich nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Luke schüttelte kurz und entschieden den Kopf, dann machte er sich wieder an die Arbeit.
    Chemin-a-Haut und Mulberry Point waren etwa zur selben Zeit erbaut worden, deshalb hatten sie auch ähnliche Dachschindeln. Luke hatte zufällig einen Vorrat zur Hand gehabt, den er von einer Firma gekauft hatte, die Schindeln, Holz, Klinker und andere Baumaterialien von alten Abbruchhäusern gerettet hatte. Er legte die Schindeln an ihren Platz und passte

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