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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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hatte, so viel mehr und tiefer, aber zugleich auch irgendwie verschwommen gewesen war. Sie hatte sich so nach ihm gesehnt, dass sie ihm in ihrer naiven Großzügigkeit alles gegeben hatte, was er von ihr verlangt hatte. Sie war fest davon ausgegangen, dass sie ein ganzes Leben in seinen Armen verbringen würde, dass sie ihn während all dieser Nächte und Tage dieser sich endlos vor ihr erstreckenden Zeitspanne lieben und von ihm geliebt werden würde.
    „Nein“, sagte sie wieder ruhig.
    „Oh, ich denke schon“, gab er zurück. „Und du weißt es immer noch. Genau aus diesem Grund hast du Angst, dass ich dich verführen könnte, obwohl du alles tust, um mich aufzuhalten.“
    Ihr entfuhr ein erstickter Laut, in dem sich Entsetzen, Lachen und ein Aufseufzen vermischten. „Du gibst nicht auf, stimmts?“
    „Nie mehr“, antwortete er, während er ihr tief in die Augen schaute. „Nie.“
    „Es ist verlorene Liebesmühe.“
    Er beobachtete sie, sein Blick wanderte über ihr Gesicht und machte schließlich auf ihren Lippen Halt. Langsam, bedächtig zog er April näher an sich heran und legte seinen Mund auf ihren.
    Süß, glatt, warm, sein Kuss fühlte sich so richtig an wie ein gut erinnerter Traum. Die Lust, ihn zu spüren, sickerte gegen ihren Willen in sie ein und zerstörte mit der unerbittlichen Wirkung einer starken Droge ihre Selbstschutzmechanismen. Zeit und Ort, Musik und Verstand schoben sich in den Hintergrund, bis nur noch der Augenblick und der Mann existierte. Sie wollte wütend werden, wollte ihn wegstoßen. Im Widerstreit zu diesem Impuls stand der brennende Wunsch, sich an ihn zu schmiegen und mit ihm zu verschmelzen. Der Konflikt war so verstörend, dass sie ein ersticktes Keuchen ausstieß.
    Luke beendete den Kuss und zog sich zurück. Sie beruhigte sich wieder und war froh zu entdecken, dass nur Sekunden verstrichen waren und nicht Äonen, wie es ihr erschienen war. Sie raffte die letzten Überreste ihrer Fassung zusammen und fragte: „Sollte das jetzt etwas beweisen?“
    „Verletzlichkeit“, antwortete er ausdruckslos. „Entweder deine oder meine, da bin ich mir nicht ganz sicher.“
    Das war zumindest ein Trost. Außerdem war sie froh, dass er offenbar nicht bemerkt hatte, wie sehr er sie verstört hatte. „Da es nicht funktioniert hat, dürfte es keinen Grund zur Wiederholung geben.“
    „Oh, das würde ich nicht sagen.“
    „Was meinst du damit?“ fragte sie alarmiert.
    „Es ändert nichts an meinen Gefühlen für dich. Und da das so ist, muss ich dir etwas sagen, als eine Art Warnung.“
    Sie sollte nicht fragen, sie wollte es nicht wissen, aber sie schien machtlos dagegen zu sein, dass ihr die Frage herausrutschte: „Und das wäre?“
    Er verzog die Lippen zu einem entspannten Lächeln, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete und seine Augen aufleuchten ließ. „Widersteh mir, wenn du kannst.“

8. KAPITEL
    A ls Luke am nächsten Morgen ankam, lag Mulberry Point – als habe das Haus sich in sich zurückgezogen – da, beschienen von den schräg einfallenden Strahlen der frühen Morgensonne. Der Rasen zu beiden Seiten der Auffahrt war noch nass vom Tau, ebenso wie die Ränder der grauen Schindeln auf dem Dach des großen alten Hauses. Er sollte wohl besser warten, bis die Sonne die Dinger ein bisschen getrocknet hatte, weil das Moos, das an den Schattenseiten so alter Dächer wuchs, verdammt glitschig sein konnte, wenn es nass war. Aber dann würde April schon auf sein. Sie würde ihn wahrscheinlich auffordern, ihr Grundstück zu verlassen, noch bevor er dazu kam, seine Ausziehleiter aus dem Jeep zu holen. Aber wenn er erst auf dem Dach war, würde es um einiges schwerer sein, ihn wieder runterzukriegen.
    Über der Treppe entdeckte er ohne Schwierigkeiten ein großes Leck. Die zerbrochenen Schindeln zu entfernen, war allerdings keine geräuschlose Operation. Er hatte erst zwei herausgezogen und sie auf den Rasen geworfen, als er von unten einen Zuruf hörte. Er schüttelte bedauernd den Kopf, stand aus der Hocke auf und antwortete.
    Eine Sekunde später kam April aus dem Haus. Sie schaute nach oben, wobei sie mit der Hand ihre Augen gegen die Sonne abschirmte. Sie hatte sich über ihr fließendes Nachthemd einen Morgenrock aus einem altmodisch wirkenden weißen Baumwollstoff geworfen. Die Strahlen der Morgensonne umgaben ihre Gestalt mit einem goldenen Schein und ließen ihr Haar glänzen wie pures Gold. Von seinem Hochsitz aus wirkte sie wie ein gefallener Engel. Zu schade

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