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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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sie sorgfältig ein. Es war eine leichte Aufgabe für einen schönen Sommermorgen, und es war gut zu wissen, was man tat. Er genoss die Sonne, die ihm auf den Rücken schien, obwohl seine abheilenden Wunden von der Wärme anfingen zu jucken. Die glatten alten Schindeln unter seinen Händen zu spüren, war ebenso ein Vergnügen wie das Wissen, dass er durch das, was er tat, dazu beitragen würde, dass das schöne alte Haus vielleicht auch noch die nächsten hundert Jahre trocken bleiben würde. Es war durchaus möglich, dass seine Kinder oder seine Enkel eines Tages auf dem Dach herumklettern, seine Arbeit bemerken und ihre eigene hinzufügen würden. Dieser Gedanke bewirkte, dass er sich auf eine Weise gut fühlte, für die er keine Worte hatte.
    Und etwas für April tun zu können, was sie selbst nicht konnte, machte ebenfalls Spaß. Wenn von ihnen beiden jemand eine Schuld beim anderen abzutragen hatte, dann er. Er hatte damals, vor all diesen Jahren, falsch gehandelt, und er wusste es. Andererseits gab es mehr als einen Weg, eine Frau zu bekommen, und die Versuchung, zu diesem Zweck mit männlicher Kompetenz zu protzen, war groß.
    Sie empfand etwas für ihn, dessen war er sich gewiss. Vielleicht war es nicht mehr als die Art heißer Begierde, die sie in ein paar wenigen – viel zu wenigen – Sommernächten geteilt hatten, aber er war bereit, sich damit zufrieden zu geben. Er würde sich mit allem zufrieden geben, was sie ihm zu geben hatte; er war nicht gierig. Doch er würde ihr beweisen, dass immer noch etwas von dem da war, was früher zwischen ihnen gewesen war, und das für ihn mittlerweile zu einer Obsession geworden war. Eine Obsession, gegen die er etwas unternehmen musste, bevor er darüber den Verstand verlor. Noch wichtiger aber war, dass er das Vertrauen, das sie ihm früher geschenkt hatte, wieder zurückgewann und erreichte, dass sie in ihm wieder einen anständigen Menschen sah.
    Das gleichmäßige Geräusch des Hämmerns unterstrich seine Gedanken. Als Luke am Ende der Reihe angelangt war, schaute er auf und sah, dass der Morgen vorbei und seine Arbeit auf dem Dach getan war. Er richtete sich auf und reckte seine steif gewordenen Glieder, dann kletterte er vom Dach hinunter. Weil er zum Frühstück nur Kaffee getrunken und ein kleines Stück Baguette mit Butter gegessen hatte, war er jetzt hungrig genug, um einen kleinen Elefanten verspeisen zu können. Aber es hatte nicht den Anschein, als ob April die Absicht hätte, ihm etwas zu essen anzubieten, deshalb würde er sich wohl noch eine Weile gedulden müssen. Er machte sich auf die Suche nach seinem Fensterkitt und ging dann zu den unzureichend im Rahmen verankerten Fensterscheiben hinüber, die er beim letzten Mal entdeckt hatte.
    Die Sonne und zugezogene Vorhänge hinderten ihn bei den meisten Fenstern daran, einen Blick ins Innere des Hauses zu werfen, obwohl er es immer wieder versuchte. Aber als er zum hinteren Teil des Hauses kam, hatte er sich daran gewöhnt, die hinter den Fensterscheiben liegenden Räume zu ignorieren. Beim Abstellen seiner Leiter erhaschte er drinnen eine Bewegung. Offenbar war er an den Fenstern von Aprils Arbeitszimmer, weil er ihren Monitor sehen konnte, die Umrisse eines Schreibtischs und anderer Einrichtungsgegenstände sowie die vollgestopften Bücherregale. Das Fenster war nur angelehnt, und so drückte er es mit einer schnellen Bewegung auf, schwang ein Bein übers Fensterbrett und zog sich hoch.
    „Ist es nicht bald Zeit fürs Mittagessen?“ fragte er. „Oder machst du eine Diät?“
    „Hmm?“ Sie schaute ihn über ihren Computer hinweg geistesabwesend an. Sie verharrte in ihrer zusammengesunkenen Körperhaltung mit den Armen, die auf den Lehnen ihres Schreibtischstuhls lagen und ihren Füßen, die auf einer Art Ablage unter ihrem Schreibtisch standen.
    „Ich sagte …“
    „Ich habe dich gehört“, unterbrach sie ihn und drehte den Kopf abrupt in seine Richtung. „Ich bin nicht hungrig.“
    „Der schöpferische Geist braucht Nahrung“, sagte er und beobachtete sie fasziniert. „Du solltest etwas essen.“
    Sie schaute auf ihren Bildschirm und tippte ein paar Worte. Einen Moment später machte sie eine vage Geste in Richtung Tür. „In der Küche ist Käse und Erdnussbutter. Vielleicht auch ein bisschen Schinken. Mach dir etwas, wenn du möchtest.“
    „Ich habe von dir gesprochen.“
    „Ich hole mir in einer Minute auch etwas.“ Sie begann wieder zu schreiben, wobei sie über das, was sie

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