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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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sie so behutsam führte, als ob sie aus zartem Kristall wäre, das bei der kleinsten Berührung zerbrechen könnte.
    Nach alter Tradition war der nächste Tanz den Trauzeugen vorbehalten. April hatte diesen Teil der Hochzeitsetikette vergessen, bis Luke sich vor ihr verbeugte, als der nächste langsame Tanz begann.
    Er hätte eigentlich lächerlich wirken müssen, als er dieses Stückchen pompöser Zeremonie aufführte wie ein Gentleman in Frack und Fliege aus einem Remake von
Vom Winde verweht
. Stattdessen brachte er es mit Stil und Eleganz hinter sich. April war diejenige, die sich etwas unbehaglich fühlte und mehr als nur ein bisschen misstrauisch war, als sie seinen angebotenen Arm nahm und mit ihm zur Tanzfläche schritt. Sie hätte lieber abgelehnt, aber sie brachte es nicht übers Herz, ihm in aller Öffentlichkeit einen Korb zu geben. Obwohl es nichts damit zu tun hatte, dass sie ihn nicht in seinen Gefühlen verletzen wollte. Ihr war von Kindesbeinen eingebläut worden, dass gute Umgangsformen mit zum Wichtigsten überhaupt gehörten, aber sie musste auch an die Gerüchteküche denken, die eine Woche lang brodeln würde, wenn sie ihm jetzt vor aller Augen einen Korb gäbe.
    In der Mitte der Tanzfläche, die man geschaffen hatte, indem man die Stühle an die Wand gestellt und die antiken Teppiche zusammengerollt hatte, wandte sich Luke zu April um und zog sie in seine Arme. Es fühlte sich fast gefährlich an, als ob sie etwas täte, was sie hinterher bereuen könnte. Es war lange her, seit sie das letzte Mal mit einem Mann so eng auf Tuchfühlung gewesen war, und besonders mit Luke. Die Nacht in dem Hotelzimmer zählte nicht. Seine Wunden zu versorgen, während er flach auf dem Bauch lag, war nicht dasselbe gewesen. Damals war sie sich der Breite seiner Schultern und seiner starken Arme nicht ganz so bewusst gewesen, ganz zu schweigen von der unterschwelligen Kraft, die sie spürte, wenn sich seine Beine gegen ihre seidenbestrumpften Schenkel bewegten.
    „Ich weiß, dass meine Fliege absolut sensationell ist“, sagte er in belustigtem Ton dicht über ihrem Ohr, „aber macht es dir vielleicht etwas aus, den Blick etwas zu heben?“
    Sie schaute instinktiv auf, ebenso wie sie instinktiv die Stirn runzelte. „Ich bin froh, dass du es so amüsant findest, weil so wenigstens einer von uns beiden seinen Spaß hat.“
    Das Leuchten in seinen dunklen Augen erlosch. „Mach jetzt nicht alles kaputt. Es sind doch nur ein paar wenige Minuten deiner kostbaren Zeit.“
    „Eine kleine Barmherzigkeit“, gab sie automatisch zurück, aber gleichzeitig merkte sie, dass sie es bedauerte, dass ihm seine gute Laune abhanden gekommen war. Vielleicht lag es an der Atmosphäre des Glücks, die Regina und Kane um sich verbreiteten, dass April es nicht ganz schaffte, an ihrer Verärgerung festzuhalten. In der Absicht, für den Moment einen Waffenstillstand zu schließen, fragte sie: „Was macht dein Rücken?“
    „Dem gehts bestens.“
    „Das ist gut.“ Sie wusste, dass sowohl ihre Bemerkung wie auch seine Antwort einfach nur so dahingesagt waren, aber es war besser als nichts. Zugleich fragte sie sich, ob seine Wunden schon verheilt waren. Als er sie herumwirbelte, ließ sie ihre Hand unauffällig von seiner Schulter über seinen Rücken gleiten, um nach einem eventuell noch vorhandenen Verband zu tasten.
    „Ich habe gesagt, dass es ihm bestens geht“, wiederholte er mit leicht heiserer Stimme.
    Sie presste die Lippen aufeinander, als sie seinem Blick wieder begegnete. Sie hätte es wissen müssen, dass er ihre kleine Grenzüberschreitung nicht nur registrieren, sondern auch kommentieren würde. „Ich weiß, was du gesagt hast, aber es könnte nur Machogeschwätz gewesen sein.“
    „Ich könnte ihn dir zeigen. Später.“
    Sie schaute ihn an, wobei sie das Gefühl hatte, in den schwarzen Tiefen seiner Augen zu versinken, während sie versuchte, das Kribbeln in ihren Brustspitzen und das leise Ziehen in ihrem Unterleib zu ignorieren. Schließlich sagte sie: „Warum sagst du ständig solche Sachen? Wo du doch genau weißt, dass …“
    Er lachte spöttisch auf. „Weil es mir gefällt, wenn du rot wirst. Und vielleicht hoffe ich ja immer noch, dass du mich beim Wort nimmst. Ich will dich, wo und wie ich dich bekommen kann, und ich habe dich immer gewollt. Ich dachte, das weißt du.“
    „Nein.“
    „Vor Jahren hast du es gewusst.“
    Vielleicht hatte sie es wirklich gewusst, obwohl das, was sie für ihn empfunden

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