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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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gerade in den Computer tippte, mächtig die Stirn runzelte.
    Luke beobachtete sie noch ein paar Sekunden, dann kletterte er übers Fensterbrett und durchquerte das Zimmer. Als er hinter ihr vorbeiging, war er versucht stehen zu bleiben und einen Blick über ihre Schulter zu werfen, aber er wollte sein Schicksal nicht herausfordern. Er war fast schon an der Tür, als er stutzte. Irgendetwas über ihrem Schreibtisch hatte seine Aufmerksamkeit erregt, aber er wusste nicht, was. Er drehte sich um.
    Es war sein eigenes Gesicht oder besser eine Collage von Bildern, die ihn zeigten. Sie waren mit Stecknadeln an ein Korkbrett gepinnt, manche davon schon recht alt, andere waren vor ein paar Jahren aufgenommen worden, und einige waren sogar jüngsten Datums. Die meisten waren Schnappschüsse, Gruppenbilder mit Freunden und der Familie und ein paar Bilder aus Tageszeitungen. Das größte Foto war ein Abzug des Porträts, das er Granny May auf ihren eindringlichen Wunsch hin zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt hatte.
    April schaute wieder zu ihm hin, dann folgte ihr Blick seinem. Ihr ausdrucksloses Gesicht wurde noch ausdrucksloser, als sie fragte: „Ist was?“
    „Nein.“ Er zwinkerte, während er versuchte, seine wild durcheinander wirbelnden Gedanken in den Griff zu bekommen. „Nur … nichts.“
    Sie kehrte ohne ein weiteres Wort an ihre Arbeit zurück. Er drehte sich um und ging auf den Flur.
    Aprils Kühlschrank war voll gestopft mit Fastfood, ein Indiz dafür, wie unzureichend sie sich ernährte, während sie arbeitete. Sie braucht einen Aufpasser, dachte er, das braucht sie wirklich. Er klatschte sich Mayonnaise aufs Brot, schnitt sich dicke Scheiben Käse ab und spülte alles mit einem Glas Milch hinunter. Nachdem sein erster Heißhunger gestillt war, machte er noch zwei große belegte Brote und legte jedes auf einen separaten Pappteller, schenkte zwei Gläser voll und ging dann mit dem Tablett wieder zurück in ihr Arbeitszimmer.
    April lächelte ihn doch tatsächlich an, als er das Essen auf ihrem Schreibtisch abstellte. Sie rutschte sogar mit ihrem Stuhl zurück. Dann griff sie nach einem Sandwich und biss wie eine Verhungernde hinein.
    „Ich dachte, du bist nicht hungrig“, kommentierte er, während er sich mit seinem Teller auf den Knien auf einer Schreibtischecke niederließ.
    „Beim Anblick der Brote habe ich es mir anders überlegt.“ Sie hatte den Blick gesenkt, als sie antwortete, so dass Luke ihre Augen nicht sehen konnte, aber er war zufrieden. Eine Weile aßen sie schweigend. Schließlich sagte er: „Und warum benutzt du mich als Pin-up?“
    „Bild dir bloß nichts ein. Du bist nur ein Gesicht und ein Körper, die ich als Schablone für meinen Helden benutze.“
    Ihre Antwort war so prompt gekommen, dass klar war, dass sie auf seine Frage bereits gewartet hatte. „Was meinst du mit Schablone?“
    „Es hilft, ein bestimmtes Gesicht vor sich zu haben, wenn man eins beschreibt.“
    „Warum ausgerechnet meins?“
    Sie zuckte die Schultern und beschäftigte sich mit ihrem Sandwich. „Deine Verehrerinnen auf der Konferenz haben dich auserkoren. Wer bin ich, dass ich gegen eine Mehrheit ankämpfen könnte?“
    „Und wenn dein Held nun blond gewesen wäre?“ Es wäre ihm egal gewesen, ihn interessierte nur ihre Antwort.
    „Ich bräuchte nicht viel Fantasie, um dich in ein blondes Mannsbild zu verwandeln.“
    „Ach ja? Aber der Held muss doch völlig anders gestrickt sein als ich, was immer für eine Haarfarbe er auch hat, oder?“
    Der Blick, den sie ihm zuwarf, war feindselig, als ob sie genau wüsste, worauf er hinauswollte, sie sagte jedoch nichts.
    „Ich meine, dieser Held kann mir nicht sehr ähnlich sein – oder jedenfalls nicht so wie du glaubst, dass ich bin – sonst wäre er ja kein Held. Du musst eine Menge Fantasie haben.“
    „Das kann man wohl sagen“, stimmte sie trocken zu.
    Er musterte sie einen Moment, aber dann beschloss er, nicht weiter auf dem Thema herumzureiten. Auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, als er fragte: „Und wohin entführt dich deine Fantasie, wenn du Liebesszenen schreibst?“
    Ihr schoss die Röte ins Gesicht. „Ich hätte mir gleich denken können, dass du dich auf dieses Thema einschießt. Aber ich kann dir sagen, dass es in Liebesromanen um mehr geht als um Sex. Es geht um Mut und Verantwortung und darum, wie Beziehungen funktionieren. Es geht …“
    „He, Moment mal“, protestierte er. „Ich versuche ja gar nicht, deine Arbeit

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