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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Gasgeruch, Feuer und Rauch gekämpft.
    Sein draufgängerisch wirkendes Piratentuch hatte er verloren, und sein Haar war nass an den Kopf geklatscht. Sein ehemals weißes Hemd war jetzt schmutzig braun, gestreift mit schwarzen Ölflecken. Es klebte an seinem Körper, so dass man jeden Muskel, jeden mühsamen Atemzug sehen konnte. Seine ledernen Kniebundhosen waren so mit Wasser vollgesogen, dass sie an der Haut klebten. Seine nassen Wimpern klebten zusammen, und seine Augen waren blutunterlaufen. Über eine Wange zog sich eine blutige Schramme. Seine zu Fäusten geballten Hände hingen an den Seiten herunter.
    Einen langen Moment machte sie sich darauf gefasst, dass er auf sie zukommen und sie an sich ziehen würde, doch kurz bevor er sie erreicht hatte, hatte sie sich weit genug unter Kontrolle, um schnell einen Schritt zurückzuweichen.
    Er blieb stehen und erschauerte heftig. Dann sagte er leise, aber unüberhörbar erschüttert: „Ich dachte, du wärst tot.“
    Die Leute, die sie umstanden, begannen sich diskret zurückzuziehen. Diejenigen, die an ihnen vorbeigingen, machten einen weiten Bogen um sie, obwohl immer wieder neugierige Blicke sie streiften. In der entstandenen Stille konnte April Lukes Keuchen und ihre eigenen schnellen Atemzüge hören. Sie spürte, wie ihr schnell schlagendes Herz ihr Blut durch ihre Adern pumpte.
    „Ich habe es mir anders überlegt und bin nicht an Bord geblieben“, sagte sie immer noch wie betäubt. „Ich dachte … ich dachte, dass ich dort zu leicht zu finden bin.“
    „Zu leicht?“ fragte er verständnislos.
    Sie befeuchtete sich die Lippen mit der Zungenspitze, ehe sie antwortete: „Für dich. Um mich zu entführen.“
    „Ja“, sagte er, wobei seine Augen hinter dem dichten Wimpernvorhang zornig aufblitzten, „aber das wusste ich nicht. Deshalb habe ich dich schon in einer Wolke von weißen Petticoats versinken sehen, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt …“
    „Hör auf“, sagte sie heftig. Er hatte sich vorgestellt, dass sie wie Mary Ellen den Tod in den Flammen gefunden hatte, ohne dass er imstande gewesen wäre, es zu verhindern. Einen Moment lang konnte April seine Qual und seine Hilflosigkeit nachfühlen.
    „Alles war möglich, und ich konnte an nichts anderes denken“, fuhr er fort. „Die Minuten, bis ich dich endlich heil und trocken sah, waren die Hölle, das kannst du mir glauben. Und als es dann so weit war, hätte ich am liebsten …“
    Er unterbrach sich, schloss die Augen und presste die Lippen aufeinander. Sie hörte das Wasser aus seinen Kleidern auf den Boden tropfen.
    „Hättest du am liebsten was?“ Sie hob das Kinn und begegnete seinem Blick, obwohl es eine heroische Anstrengung bedeutete.
    „Ich hätte am liebsten verzweifelte Dinge mit dir getan, die man besser nicht in der Öffentlichkeit macht.“ Er wischte sich das Wasser aus dem Gesicht, das ihm aus den Haaren tropfte.
    „Ich glaube nicht, dass das irgendetwas verbessert hätte.“
    „Ich auch nicht, aber es hätte mir vielleicht bei meinen Gefühlen geholfen. Es könnte mir immer noch helfen“, stieß er hervor, während er die Hand ausstreckte und mit seinen nassen, öligen Fingern ihren Unterarm umschloss. Seine Finger drückten sich kurz, aber schmerzhaft in ihr Fleisch. Er schaute sich suchend nach ihrem Auto um, und als er es entdeckt hatte, begann er, sie hinter sich herziehend, darauf zuzugehen.
    „Was hast du vor?“ fragte sie. „Das ist nicht …“
    „Ich bringe dich nach Hause – oder besser gesagt, ich fahre jetzt mit dir nach Chemin-a-Haut. Ich muss duschen und mich umziehen, und dann sehen wir weiter.“
    Sein Gesicht, das sie mit einem Blick streifte, trug nichts zu ihrer Beruhigung bei. „Oh. Ich dachte …“
    „Dass ich dich am Ende doch noch entführe? Das siehst du vollkommen richtig“, sagte er grimmig vor sich hinstarrend.
    Sie konnte sich zur Wehr setzen oder nachgeben. Sich mit ihm anzulegen, erschien ihr in Anbetracht seiner augenblicklichen Laune keine gute Strategie. So würde ihr wohl fürs Erste nichts anderes übrig bleiben, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
    Er hatte es so eilig, dass sie kaum mit ihm mitkam, zumindest nicht unter Beibehaltung ihrer Würde. Also raffte sie mit ihrer freien Hand ihre Röcke, um wenigstens nicht zu stolpern. Ihre Stimme klang ein bisschen atemlos, als sie fragte: „Sind alle vom Hausboot runter?“
    „Ich glaube. Ich habe insgesamt elf Leute gezählt.“
    „Wurde jemand … ich meine … gab es

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