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Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"

Titel: Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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zwischen kleinen brennenden Öl- und Benzinlachen und unter einem Regen aus glühender Asche und brennenden Schrottteilen hindurch. Sein schwarzer Kopf verschwand in der dichten Rauchwolke, während er auf einen Überlebenden zusteuerte, der sich verzweifelt über Wasser zu halten versuchte.
    Als die Menschenmenge anwuchs, verlor April ihn aus den Augen. Dann sah sie Roan auf dem Bootssteg vor dem brennenden Wrack, der seinen Hilfssheriffs knappe Befehle zubrüllte. Das Chaos begann sich zu lichten. Die Menschenmenge war unter Kontrolle und wurde aus der Gefahrenzone zurückgedrängt. Lukes Cousin wartete nicht, bis es so weit war, sondern warf seinen Hut weg und sprang ebenfalls ins Wasser, um seinen Teil zur Rettung der Überlebenden beizutragen.
    In den nächsten paar Minuten war die Luft vom schrillen Kreischen der Sirenen und den rotierenden Warnlichtern der Feuerwehr und der Rettungswagen erfüllt. Deren Personal machte sich in einer sorgfältig einstudierten Abfolge von Tätigkeiten an die Arbeit. Die Menschen, die zum Feiern gekommen waren, standen betroffen in Grüppchen beisammen und schauten mit angestrengten Gesichtern zu, wie diejenigen an Land gebracht wurden, die durch die Wucht der Explosion von Deck oder vom Kai ins Wasser geschleudert worden waren. Unter den Ersten befand sich, wie April sah, Betsy North. Obwohl sie bleich war und zitterte, hatte sie für die Sanitäter, die sie auf eine Trage legten, noch eine ihrer üblichen trockenen Bemerkungen übrig.
    In der Menge breiteten sich die Gerüchte aus wie ein Lauffeuer. Einige Theorien rankten sich um den Maschinenraum des Schiffes, in dem sich die Explosion ereignet haben könnte, aber die meisten Anwesenden neigten eher zu der Annahme, dass in einem der Propangastanks, die sich auf den meisten Hausbooten befanden, ein Leck gewesen sein könnte. Es war die Rede davon, dass sich das Gas entzündet haben könnte, als sich einer der Gäste auf dem Schiff eine Zigarette angesteckt hatte, obwohl es dafür keinerlei Hinweise gab. Dass es kein Unfall gewesen sein könnte, schien niemandem in den Sinn zu kommen.
    April war sich dessen nicht so sicher. Sie wusste, dass niemand geraucht hatte, und sie wusste auch, dass es nicht nach den Chemikalien gerochen hatte, mit denen das ursprünglich geruchlose Propangas versetzt war. Sie fing an, sich wie in einem Actionfilm zu fühlen, wo jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, etwas Schreckliches passierte. Es war alles vollkommen unwirklich, als wäre sie von dem beschaulichen, halbintellektuellen Leben auf dem Land, das sie führte, in einen Albtraum geraten. Sie musste unwillkürlich daran denken, dass sie ganz leicht auch zu den Menschen hätte gehören können, die man aus dem Wasser gezogen und in einem Rettungswagen weggebracht hatte, wenn nicht sogar zu denjenigen, die vielleicht auf dem Weg ins Krankenhaus sterben würden.
    Wieder und wieder schwamm Luke hinaus und brachte schlaffe, halb tot wirkende Körper an Land. Wie ein Roboter, der auf Rettung programmiert ist, suchte er unermüdlich die Wasseroberfläche nach noch einer weiteren Person ab, offenbar wild entschlossen, niemanden zu übersehen. Schließlich sah April, wie Roan zu ihm hinausschwamm, ihn am Arm packte, schüttelte und dann ans Ufer deutete. Luke drehte sich in die Richtung um und starrte auf April, die am äußersten Rand der Menge stand. Dann nickte er kurz.
    Jetzt drehten sich die beiden Männer um und schwammen mit langsamen, erschöpften Stößen zum Dock zurück. Sie hievten sich mit letzter Kraft am Landungssteg hoch, wobei das Wasser aus ihren Kleidern in die vom Widerschein der Flammen blutrot gefärbten Fluten rann. Roan hockte sich keuchend auf den Bootssteg und ruhte sich einen Moment mit weit nach vorn gebeugtem Kopf aus. Luke richtete sich umgehend auf und stakste am Dock entlang, wobei er bei jedem weit ausholenden Schritt einen nassen Fußabdruck hinterließ.
    Er kam auf April zu.
    Sie verspürte den wilden Drang wegzurennen. Es war unmöglich. In ihrem Kopf herrschte so ein Durcheinander, dass sie unfähig war, sich zu bewegen oder irgendeine Entscheidung zu treffen. Luke hatte im Wasser nach ihr gesucht. Er hatte wie ein Roboter die Tiefen des Flusses nach ihr durchpflügt, weil er annahm, sie wäre darin versunken, verletzt, sterbend, vielleicht sogar schon ertrunken. Um sie zu retten oder auch nur tot zu bergen hatte er schier übermenschliche Anstrengungen unternommen, er hatte gegen sich ausbreitende Öllachen,

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