Benedict-Clan "Der Mitternachtsmann"
spöttisch zurück, während er neben ihr Wasser trat. „Etwas Blöderes, als dich mitten in der Nacht davonzuschleichen, hättest du dir wirklich nicht einfallen lassen können.“
„Ich … ich weiß nicht, wovon du sprichst.“
„Ja, da bin ich mir sicher“, gab er ungerührt zurück. „Ich dachte mir, du wolltest vielleicht ein Bad nehmen. Da musste ich dir doch wenigstens die Seife bringen.“
„Das ist das Lächerl… wo ist sie denn?“ Sie glaubte ihm kein Wort. Doch da er mit der Farce angefangen hatte, konnte sie genauso gut mitmachen.
„Da drüben.“ Er deutete mit dem Kopf nach rechts, während er sich die Wasserlilie von der Schulter pflückte und sie an ihrem schlanken Stiel hochhielt. „Du wäschst mir meinen Rücken und ich dir deinen.“
Er sagte die Wahrheit. Das Seifenstück, nur ein weißer Fleck in der Dunkelheit, trieb auf irgendeiner Art Teller im Wasser. Sie schwieg einen Augenblick lang verwirrt.
„Und wer wäscht die Alligatoren und Mokassinschlangen, die beschließen, uns Gesellschaft zu leisten?“ fragte sie schließlich streng.
„Du hast die Schildkröten und Welse vergessen. Aber ich werde sie alle festhalten und du kannst die Gastgeberin spielen – falls nach dem Lärm, den wir veranstaltet haben, überhaupt noch irgendeine Kreatur, die etwas auf sich hält, in der Nähe ist.“
Es mochte stimmen, dass die in der Wildnis lebenden Tiere ebenso nervös waren wie sie selbst, aber irgendwie half das April auch nicht. Andererseits konnte es ein weiser Schritt sein, sich das nach Fisch riechende Seewasser mit Seife abzuwaschen. Was bedeutete, dass er außergewöhnlich umsichtig, sehr praktisch oder sich seiner Sache so sicher war, dass er sich einen Scherz auf ihre Kosten machen konnte.
Sie langte nach der Seife und sagte zähneknirschend: „Du kannst dir deinen Rücken selbst waschen.“
Sein belustigtes Auflachen hallte voll und tief übers Wasser und schreckte einen Reiher, der sich auf einem toten Baum zum Schlafen niedergelassen hatte, auf. Der Vogel schlug stürmisch mit den Flügeln und erhob sich über den Bäumen in die Lüfte, bis er sich nur noch als ein schwarzer, anmutiger Umriss vor dem Mond abzeichnete, der gerade über ihnen aufstieg.
Der Anblick berührte April so stark, dass sich ihre Kehle zusammenschnürte. Sie verharrte mit der Seife in der Hand und sagte mit plötzlicher Entschlossenheit: „Du kannst mich nicht hier festhalten.“
„Oh, ich denke schon“, erwiderte Luke etwas ernüchtert. „Und ich werde es auch. Wenn du willst, kannst du dagegen ankämpfen. Oder du kannst dich entspannen und es genießen. Du hast die Wahl.“
„Eine schöne Wahl.“ Sie machte sich nicht die Mühe, ihren Überdruss zu verbergen.
„Besser als sterben“, gab er zurück.
Das war wohl wahr, aber sie war sich längst nicht sicher, dass es so einfach war. Sie schaute ihn noch einen Moment an, dann senkte sie den Blick und begann sich die Arme einzuseifen.
Nachdem sie ihr nächtliches Bad beendet hatten und wieder an Bord geklettert waren, trieb um das Boot herum überall Seifenschaum auf dem Wasser, der sich mit den Lilienkissen und Wasserhyazinthenmatten vermischte. Da Aprils Kleider tropfnass waren, reichte Luke ihr vor dem Ausziehen ein frisches T-Shirt und Shorts durch den Spalt der Duschkabine. Unterwäsche hatte sie keine mehr, deshalb musste es ohne gehen. Ihre Nacktheit unter der weiten Kleidung bewirkte, dass sie sich verletzlich und verrucht fühlte. Mit einem Kamm, den sie in dem Medizinschränkchen unter dem kleinen Eckwaschbecken gefunden hatte, und ihren nassen Kleidern in der Hand ging sie wieder zurück in die Kabine.
Luke hatte sich ebenfalls Shorts angezogen und fuhr sich mit den Fingern durch sein nasses Haar. Er stand von ihrem Bett auf und nahm ihr die tropfenden Kleider ab. Während er nach draußen auf das Vorderdeck ging, um sie neben seine eigenen über die Reling zu hängen, sagte er über die Schulter: „Wenn wir das noch ein bisschen öfter machen, sind wir hinterher beide nackt.“
„Was dir natürlich enorme Bauchschmerzen bereiten würde“, bemerkte sie spöttisch, während sie ihr Haar durchzukämmen begann.
„Könnte sein.“
Sie warf ihm einen forschenden Blick zu, aber er stand mit dem Rücken zu ihr und drapierte mit beiläufiger Kompetenz ihren BH über die Reling, ganz so, als täte er so etwas jeden Tag. Und vielleicht machte er es ja auch, aber der Anblick ärgerte sie trotzdem. „Komm mir jetzt nicht mit
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