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Benedikt XVI

Benedikt XVI

Titel: Benedikt XVI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licht der Welt
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Mehrheiten sein
können, hat die Geschichte jedoch genügend gezeigt, etwa in Systemen wie
Nazismus und Marxismus, die alle insbesondere auch gegen die Wahrheit standen.
     
    "Es entsteht eine Diktatur
des Relativismus", erklärten Sie in Ihrer Rede zur Eröffnung des
Konklaves, "die nichts als endgültig anerkennt und als letzten Maßstab nur
das eigene Ich und seine Wünsche gelten lässt."
     
    Deshalb müssen wir den Wagemut
haben, zu sagen: Ja, der Mensch muss nach Wahrheit ausschauen; er ist
wahrheitsfähig. Dass die Wahrheit Kriterien der Verifizierbarkeit und der
Falsifizierbarkeit braucht, ist selbstverständlich. Sie muss immer auch mit
Toleranz einhergehen. Die Wahrheit zeigt uns dann aber auch jene konstanten
Werte auf, die die Menschheit groß gemacht haben. Deshalb muss die Demut,
Wahrheit anzuerkennen und maßstäblich werden zu lassen, wieder neu gelernt
und eingeübt werden.
    Dass die
Wahrheit nicht durch Gewalt zur Herrschaft gebracht wird, sondern durch ihre eigene
Macht, ist der zentrale Inhalt des Johannes-Evangeliums: Jesus bekennt sich vor
Pilatus als Die Wahrheit und als den Zeugen der Wahrheit.
Er verteidigt die Wahrheit nicht durch Legionen, sondern macht sie durch seine
Passion sichtbar und setzt sie dadurch auch in Kraft.
     
    In der relativistisch gewordenen
Welt hat ein neues Heidentum mehr und mehr die Herrschaft über das Denken und
Handeln des Menschen übernommen. Längst wurde dabei deutlich, dass neben der
Kirche nicht nur ein freier Raum, ein Vakuum, ist, sondern sich so etwas wie
eine Antikirche etabliert hat. Der Papst in Rom sei allein schon deshalb zu
verurteilen, schrieb eine deutsche Zeitung, weil er mit seinen Positionen "gegen
die Religion verstoßen hat", die heute "in diesem Land gilt", nämlich
die "Zivilreligion". Ist da ein neuer Kulturkampf entstanden, wie
Marcello Pera analysierte? Der frühere italienische Senatspräsident spricht von
einem "groß angelegten Kampf des Laizismus gegen das Christentum ".
     
    Es breitet sich eine neue Intoleranz
aus, das ist ganz offenkundig. Es gibt eingespielte Maßstäbe des Denkens, die
allen auferlegt werden sollen. Diese werden dann in der sogenannten negativen
Toleranz verkündet. Also etwa, wenn man sagt, der negativen Toleranz wegen
darf es kein Kreuz in öffentlichen Gebäuden geben. Im Grunde erleben wir damit
die Aufhebung der Toleranz, denn das heißt ja, dass die Religion, dass der
christliche Glaube sich nicht mehr sichtbar ausdrücken darf.
    Wenn man
beispielsweise im Namen der Nichtdiskriminierung die katholische Kirche
zwingen will, ihre Position zur Homosexualität oder zur Frauenordination zu
ändern, dann heißt das, dass sie nicht mehr ihre eigene Identität leben darf,
und dass man stattdessen eine abstrakte Negativreligion zu einem tyrannischen
Maßstab macht, dem jeder folgen muss. Das ist dann anscheinend die Freiheit -
allein schon deshalb, weil es die Befreiung vom Bisherigen ist.
    In
Wirklichkeit jedoch führt diese Entwicklung mehr und mehr zu einem intoleranten
Anspruch einer neuen Religion, die vorgibt, allgemein gültig zu sein, weil sie
vernünftig ist, ja, weil sie die Vernunft an sich ist, die alles weiß und
deshalb auch den Raum vorgibt, der nun für alle maßgeblich werden soll.
    Dass im
Namen der Toleranz die Toleranz abgeschafft wird, ist eine wirkliche Bedrohung,
vor der wir stehen. Die Gefahr ist, dass die Vernunft - die sogenannte westliche
Vernunft - behauptet, sie habe nun wirklich das Richtige erkannt, und damit
einen Totalitätsanspruch erhebt, der freiheitsfeindlich ist. Ich glaube, diese
Gefahr müssen wir sehr nachdrücklich darstellen. Niemand wird gezwungen, Christ
zu sein. Aber niemand darf gezwungen werden, die "neue Religion" als
die allein bestimmende und die ganze Menschheit verpflichtende leben zu
müssen.
     
    Die Aggressivität, mit der diese
neue Religion auftritt, beschrieb der "Spiegel" als "Kreuzzug
der Atheisten". Es ist ein Kreuzzug, der Christentum als "Gotteswahn"
verhöhnt und die Religion als Fluch einordnet, dem auch alle Kriege
zuzuschreiben seien.
    Sie selbst
sprachen bereits von einer "subtilen oder auch weniger subtilen Aggression
gegen die Kirche". Auch ohne ein totalitäres Regime herrsche heute ein
Druck, so zu denken, wie alle denken. Die Angriffe gegen die Kirche zeigten, "wie
dieser Konformismus wirklich eine echte Diktatur sein kann". Harte Worte.
     
    Aber die
Wirklichkeit ist in der Tat so, dass bestimmte Formen des Verhaltens und des
Denkens als die

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