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Benedikt XVI

Benedikt XVI

Titel: Benedikt XVI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licht der Welt
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mit der Enzyklika "Caritas in veritate"
beizutragen versucht. Da sind nicht die Antworten gegeben, die alles lösen
würden. Aber es ist ein Schritt, die Dinge in eine andere Perspektive zu rücken
und sie nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Machbarkeit und des Erfolgs zu
betrachten, sondern unter dem Gesichtspunkt, dass es eine Normativität der Nächstenliebe
gibt, die sich am Willen Gottes orientiert und nicht nur an unseren Wünschen.
Insofern müssten in dieser Weise Impulse gesetzt werden, damit wirklich eine
Bewusstseinsänderung stattfinden kann.
     
    Das Problem der Umweltzerstörung
haben wir erkannt. Dass aber für die Rettung der Ökologie die Rettung unserer
geistigen Ozonschicht und insbesondere die Rettung unserer spirituellen
Regenwälder die Voraussetzung ist, scheint erst ganz langsam in unser
Bewusstsein vorzudringen. Müssten wir nicht längst auch fragen: Was ist mit der
Verunreinigung des Denkens, der Verschmutzung unserer Seelen? Vieles, was wir
in dieser Medien- und Kommerzkultur zulassen, entspricht im Grunde einer
toxischen Belastung, die fast zwangsläufig zu einer geistigen Vergiftung führen
muss.
     
    Dass es eine Vergiftung des
Denkens gibt, die uns schon im Voraus in falsche Perspektiven hineinführt, ist
nicht zu übersehen. Uns davon wieder zu befreien mittels einer wirklichen
Bekehrung, um dieses Grundwort des christlichen Glaubens zu benutzen, ist eine
der Herausforderungen, deren Evidenz inzwischen allgemein sichtbar wird. In
unserer so wissenschaftlich und modern ausgerichteten Welt hatten solche
Begriffe keine Bedeutung mehr. Eine Bekehrung im Sinn des Glaubens auf einen
Willen Gottes hin, der uns einen Weg weist, das galt als altmodisch und
überholt. Ich glaube, langsam aber wird sichtbar, dass etwas dran ist, wenn wir
sagen, dass wir uns neu besinnen müssen.
     
    Die Äbtissin und Ärztin Hildegard
von Bingen brachte diese Zusammenhänge bereits vor 900 Jahren mit folgender
Formel auf den Punkt: "Wenn der Mensch sündigt, leidet der Kosmos."
Die Probleme der augenblicklichen geschichtlichen Stunde, so schreiben Sie in
Ihrem Jesus-Buch, seien die Folge davon, dass Gott nicht mehr gehört wird. An
anderer Stelle sprechen Sie sogar vom "Erlöschen des von Gott kommenden
Lichtes".
     
    Für viele ist der praktische
Atheismus heute die normale Lebensregel. Es gibt vielleicht irgendetwas oder
irgendjemanden, denkt man, der vor Urzeiten einmal die Welt angestoßen hat,
aber uns geht er nichts an. Wenn diese Einstellung zur allgemeinen
Lebenshaltung wird, dann hat die Freiheit keine Maßstäbe mehr, dann ist alles
möglich und erlaubt. Deshalb ist es ja auch so dringlich, dass die Gottesfrage
wieder ins Zentrum rückt. Das ist freilich kein Gott, den es irgendwie gibt,
sondern ein Gott, der uns kennt, der uns anredet und uns angeht - und der dann
auch unser Richter ist.
     
    Diktatur
des Relativismus
     

    Der britische Schriftsteller
Aldous Huxley hat 1932 in seinem Zukunftsroman "Schöne neue Welt" die
Fälschung als das bestimmende Moment der Moderne vorausgesagt. In der falschen
Wirklichkeit mit ihrer falschen Wahrheit - oder überhaupt der Abwesenheit von
Wahrheit - ist am Ende nichts mehr wichtig. Es gibt keine Wahrheit, es gibt
keinen Standpunkt.
    Tatsächlich
wird die Wahrheit inzwischen als ein allzu subjektiver Begriff betrachtet, als
dass sich darunter noch ein allgemein gültiger Maßstab finden ließe. Die
Unterscheidung zwischen echt und unecht scheint aufgehoben. Alles ist
gewissermaßen verhandelbar. Ist das der Relativismus, vor dem Sie so
eindringlich warnten?
     
    Es ist offenkundig, dass der
Begriff Wahrheit unter Verdacht geraten ist. Natürlich ist richtig, dass er
viel missbraucht wurde. Im Namen der Wahrheit kam es zu Intoleranz und
Grausamkeit. Insofern fürchtet man sich davor, wenn jemand sagt: Dies ist die
Wahrheit, oder gar: Ich habe die Wahrheit. Wir haben sie nie, bestenfalls hat
sie uns. Dass man vorsichtig und behutsam damit sein muss, Wahrheit zu
beanspruchen, wird niemand bestreiten. Sie aber einfach als unerreichbar
abzutun, wirkt regelrecht zerstörerisch.
    Ein
Großteil der heutigen Philosophien besteht tatsächlich darauf, zu sagen, der
Mensch sei nicht wahrheitsfähig. Aber so gesehen wäre er auch nicht zum Ethos
befähigt. Dann hätte er keine Maßstäbe. Dann müsste man nur noch beachten, wie
man sich einigermaßen arrangiert, und dann würde allenfalls die Meinung der
Mehrheit zum einzigen Kriterium, das zählt. Wie zerstörerisch

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