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Benjamins Gärten (German Edition)

Benjamins Gärten (German Edition)

Titel: Benjamins Gärten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Walther
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Wiese. Er ist gewachsen, fällt mir auf, schlank und stolz. Ist gern in meiner Nähe. Ein Geräusch lenkt ihn ab. Er dreht den Kopf, seine Augen werden ganz starr und klar. Ein Vogel scharrt im Unterholz. Jureks eben noch liebevollen Pupillen sind ganz klein.
    Ich folge einem Impuls: »Jurek, mein Lieber«, sage ich zu ihm, »pass gut auf das Haus auf.«
    Ich wende mich um und laufe los, immer am Bach entlang. Um Weiden und Erlen herum, wo sie zu dicht am Ufer stehen, manchmal über Steine im Bachbett, wo es keinen anderen Weg gibt; durch fremde Grundstücke. Lasse bald das Dorf hinter mir. Die Sonne beginnt den Tau aufzusaugen. Ich verlasse den Bach, gehe schräg über eine Wiese, weiche alten Kuhfladen aus.
    Ich drehe mich um. Zwischen den Bäumen verschwinden die letzten Dächer schon fast, nur der alte Fabrikschornstein überragt sie, seine Ziegel geben ihm ein warmes Rot. Ich gehe weiter, erreiche den Wald, es ist kühl, ich gehe abseits der Wege hindurch, über raschelnde, piksende Nadelteppiche, durch dunkelgrünes, seidenweiches Gras. Ich genieße die Freiheit, nichts tun zu müssen, an nichts denken zu müssen. Nicht auf den immer selben Wegen zu gehen, in den immer gleichen Vierecken. Nur den Grund unter meinen Füßen fühlen, weiche Tannenzweige in meinem Gesicht.
    Als ich schließlich aus dem Wald trete, über eine sanft abfallende Wiese laufe, hat die Sonne sich durchgesetzt. Ich ziehe meinen Pullover aus, laufe am Rand eines kleinen Dorfes entlang. Neugierige Blicke von alten Leuten folgen mir. Dann laufe ich über eine weltvergessene schmale Straße, die von grausam gestutzten alten Apfelbäumen gesäumt ist. Ich biege in einen sandigen Feldweg ein, laufe zwischen Feldern und Weiden entlang. Biege um eine Kurve und bleibe stehen - die kleine Koppel kommt mir bekannt vor, plötzlich weiß ich wieder, wo ich bin. An diesem Pfahl habe ich immer mein Rad abgestellt. Und da der schiefe Apfelbaum.
    Ich kämpfe mich durch eine Wand aus Brennnesseln und bleibe stehen. Da ist der kräftige Kirschbaum, in dem wir einmal saßen und dort der gespaltene Birnbaum. Das Gras steht immer noch hoch zwischen den Bäumen. Mit angehaltenem Atem gehe ich weiter, suche mir mit brennenden Beinen einen Weg durch das verfilzte Gras. Es scheint sich wenig verändert zu haben, und doch ist es ein anderer Ort. Kein Ort der Sehnsucht, des Zaubers mehr. Mein Herz schlägt fast ruhig. Ich bleibe stehen. Was, wenn …
    Es ist still, nur ein warmer Wind weht durch die Bäume. Leise gehe ich weiter. Zwischen den beiden Apfelbäumen ist noch immer die Hängematte gespannt, verblichen und ergraut. Und leer. Ich lege mich hinein und schließe die Augen. Ein Sonnenfleck tanzt über meine Lider, der Wind streicht über meine Haut und ich schaukle hin und her, der Schwere enthoben.
    Plötzlich weiß ich nicht mehr, warum ich nie wieder hierher zurückgekehrt bin. Als wäre es ein Galaxien entfernter Planet. Eine verschollene Welt. Alle Gründe erscheinen mir jetzt schal, idiotisch. Vielleicht war es nur ein Zufall, dass er nicht kam, ein Missverständnis. Vielleicht hielt ihn ein wichtiger Grund fern. Ich hätte versuchen können, ihn hier wieder zu treffen.
    Es gab andere Dinge, die meine Zeit, meine Gedanken und Gefühle in Anspruch nahmen, ja. Aber das war nicht der Grund, nicht zurückzukehren. Ich sehnte mich nach einem Menschen an meiner Seite, der nur mir gehört. Einem Halt, der mir bleiben würde. Dann, wenn es noch schlimmer werden würde. Wenn das immer Absehbarere eintreten würde. Ich sehnte mich nach diesem Menschen, der nicht fordert, nicht nimmt, keine Ansprüche hat, keine Zuwendung braucht. Für mich da ist, selbstverständlich, stark.
    Doch wer hätte schon einen Jungen gewollt, der das alles braucht. Der so hilflos und traurig ist. Der trauern wird. Es war nicht die richtige Zeit, um jemanden zu finden. Selbst wenn ich mich nicht für so chancenlos bei der Suche nach Zuwendung gehalten hätte. Und wen sollte es schon geben für mich, auf den Dörfern, am Gymnasium, in der kleinen Stadt? Sie waren alle so wenig individuell, so wenig reif und so wenig schwul. Da war nur David. Der durch meine Träume spukte. Über den ich nicht sprach.
    Ich öffne die Augen, zwei Meisen zanken sich über mir im Geäst. Einem Menschen hätte ich es erzählen sollen. In den langen Stunden oben in ihrem Schlafzimmer, als ich meine Hausaufgaben vorlas oder wir Serien auf dem kleinen Fernseher guckten. Als die beiden Männer sich küssten und

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