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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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Gästeliste, stattete er doch die Hälfte der Musiker mit Instrumenten aus. Doch diesen Einladungen konnte er schwerlich folgen. Schade, er wäre gerne hingegangen. Mit ihr noch lieber.
    „Aber“, sie warf ihm einen Blick über ihre Schulter zu, „ich könnte es mir anders überlegen. In den Nachrichten haben sie ohnehin Regen angesagt. Holst du mich zu Hause ab?“
    „Sehr gerne.“
    „Acht Uhr, wie heute?“ In einer fließenden Bewegung drehte sie sich ihm zu und wühlte zugleich in den Innentaschen ihrer Jacke. Sie zog einen zerknüllten Einkaufszettel sowie einen Kajalstift hervor, und notierte ihre Adresse.
    „Sieben Uhr. Lieber noch halb sieben.“
    „Okay.“ Sie dehnte das Wort fragend in die Länge. „Morgen Nachmittag habe ich ohnehin frei.“
    „Danke.“ Er nahm das Zettelchen, rieb sich den Nacken und fühlte sich zerrissen zwischen den Optionen, zu gehen und zu bleiben. Warum konnte er es nicht darauf anlegen und sich eine Viertelstunde länger schenken? Noch eine halbe Stunde oder fünfunddreißig Minuten. Er würde es immer noch rechtzeitig nach Hause schaffen. Außerdem konnte er sie schlecht im Dunkeln allein im Park stehen lassen. Andererseits drohte immer mal ein Stau, ein Verkehrsunfall oder ein anderweitiger Wink des Schicksals. Noch war nicht auszuschließen, dass auch sie nur eine Figur darstellte. Moira wollte ihn fallen sehen. Er durfte keinen Fehler machen.
    „Samuel?“ Helena trat näher. Ihre Hand bewegte sich, als wolle sie ihn erneut berühren.
    „Morgen“, presste er durch die Zähne. „Wir sehen uns morgen.“
    Zu fliehen erforderte in diesem Fall eine Willensstärke, die weit schwerer fiel, als Mut zu beweisen.

8
    Die Wirklichkeit eines anderen Menschen liegt nicht darin,
was er dir offenbart,
sondern in dem, was er dir nicht offenbaren kann.
Wenn du ihn daher verstehen willst, höre nicht auf das, was er sagt,
sondern vielmehr auf das, was er verschweigt .
    Khalil Gibran, Sämtliche Werke
    W underschöne Schaurigkeit. Wie eine Sage aus der Anderswelt, genossen in den kalten Armen des Geliebten. Wind. Er war überall und nirgends.
    Ein Schauermärchen, erzählt von seiner warmen Stimme, schneidende Worte wispernd.
    Der erste Schnitt schmerzte. Die weiteren quälten nur mehr sanft.
    Der Wald hatte Gesichter. Nebelsaumfratzen.
    Dutzende von glühenden Augenpaaren, hervorstechend aus der Finsternis.
    Nasen, die den Geruch der Beute einsogen. Gierig. Hungrig.
    Verzerrte Mäuler, kaum zu erkennen, da sich nur Umrisse aus dem Dunkel schälten. Glänzende Zähne, speicheltriefend.
    Knurren. Erwartungsfrohes Schmatzen. Gekicher.
    „Sie hat Angst, sie fürchtet sich. So wild die Angst, so stark die Furcht.“
    Sie?
    Die Beute.
    Seine Beute.
    Geliebte Beute.
    Saure Gewissheit in ihrem Mund.
    Überlegene Jäger genossen arrogante Spiele.
    „Heißes Blut, zartes Fleisch. So wild ihr Herz, so stark sein Schlag.“
    Das gleiche Bild, in welche Richtung sie auch sah.
    Mäuler, Augen, Zähne … verborgen im Schutz der tanzenden Schatten, die für ihr Dasein keiner Lichter bedurften.
    Dunstmätressen, ehrfurchtsvoll die Stiefel ihres Meisters leckend.
    Und dann die bleichen Hände, die sich behäbig nach ihr streckten. Lange Finger. Klauen.
    „Süße Haut, voll Salz die Tropfen. Alles meins, alles meins!“
    Kühl berührten sie ihr Kinn. Strichen den Hals herab. Glitten tiefer.
    Schmerzlich weich, voller Zärtlichkeit. Tödlich und so nah an ihrem Herzen.
    Vertrauter Geliebter. Geliebter Tod.
    „So schön … so schön. Und alles meins. Alles meins. Ich will sie. Will sie küssen, will sie kosten.“
    Ihre Wangen waren nass. Geisterzungen hinterließen Tränenwege.
    Schützend hielt sie die Hände hoch. Sie konnte nicht schreien. Ein Stöhnen erklang. Nah und weit entfernt zugleich.
    Aus einer anderen Welt … es war eine andere Welt …
    Helena erwachte zitternd. Sie fror in kaltem Schweiß und ihr Herz schlug so hart gegen ihre Kehle, dass ihr fast übel wurde. Möglicherweise lag diese Übelkeit aber auch an Cats Zunge, die ihr übers Gesicht fuhr. Hundeatem kroch ihr in die Nase. Helena würgte, fluchte und vergrub das Gesicht im Kissen. Es war nass, sie hatte im Schlaf geweint. Oh Himmel, was für ein Albtraum.
    Cat wagte sich mit den Vorderpfoten aufs Bett und stupste sie mit der Nase an.
    „Alles gut, Dicke“, beruhigte Helena ihre Hündin, richtete sich träge auf und erntete ein Schwanzwedeln. Das Bett war zerwühlt, sie hatte sogar die Lampe vom Nachttisch

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