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Benkau Jennifer

Benkau Jennifer

Titel: Benkau Jennifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phoenixfluch
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gestoßen. Der Wecker zeigte kurz vor sechs und damit Zeit zum Aufstehen. Es erleichterte sie, sich nicht wieder zum Einschlafen zwingen zu müssen.
    Ein Blick aus dem Fenster offenbarte einen düsteren Freitagmorgen. Nebel und Nieselregen vermengten sich zu einer grauen Suppe. Man konnte nicht einmal bis zum Waldrand schauen.
    Aber von dort aus könnte man sie am Fenster stehen sehen.
    Hastig schüttelte sie den Kopf. Unsinn, sie hatte nur schlecht geträumt. Sie tappte in die Küche und öffnete die Tür, die in den Garten führte. Der Tag begrüßte sie eisig, selbst Cat ging nicht hinaus, sondern schnupperte nur in der Luft herum, um sich dann unter der Eckbank zusammenzurollen. Helena kochte Tee und kippte Müsli in eine Schale, wobei sie der offen stehenden Tür und der Kälte, dem unguten Gefühl zum Trotz, ganz bewusst den Rücken zuwandte.

    Am Abend parkte Samuel den Wagen auf der Wiese vor Helenas Haus, direkt neben ihrem Auto. Die Gegend erinnerte ihn an seine Jugend. Die Straße durch den Wald verfügte nicht einmal über Laternen und ließ die Hektik der Stadt ins Vergessen geraten. Die schwach erleuchteten, kleinen Fenster von Helenas Fachwerkhaus verströmten Behaglichkeit. Als er die Autotür öffnete, drang Penny Lane von den Beatles an sein Gehör und zerstörte die anachronistische Impression auf überaus charmante Weise. Er hörte, wie Helena mitsang. Und zwar laut und falsch.
    Ein durch den Regen, der den ganzen Tag angedauert hatte, schlammiger Trampelpfad führte bis zur Haustür. Samuel klopfte verhalten und nachdem nichts passierte, außer dass Penny Lane von vorne begann, fester. Die Tür schwang auf und Helena strahlte ihn an.
    „Du bist früh. Sorry, ich bin nicht mal umgezogen und sehe aus wie ein Clown.“
    Sie trug ein übergroßes Spiderman-T-Shirt. Ihre Augen waren geschminkt, aber ihre Haare noch feucht und offenbar gerade erst mit dem Handtuch, das ihr um den Nacken lag, abgerubbelt worden. Sie sah bezaubernd aus.
    „Bleib genau so.“
    Selbst der Hund an ihrer Seite ließ sich zu einem minimalistischen Schwanzwedeln herab. Na also.
    „Zieh die Schuhe aus und komm rein“, wies Helena gut gelaunt an, führte ihn durch einen winzigen Flur in eine überraschend geräumige Wohnküche und drehte im Vorbeigehen die Musik leiser. „Magst du Kaffee oder Tee? Kaffee habe ich leider nur in der Instant-Variante. Der Tee ist dafür frisch geerntet.“
    „Dann lieber Tee.“
    Samuel sah sich amüsiert um. Möbel im Kolonialstil. Nachbauten der preiswerten Sorte, aber hübsch. Ein paar altmodische gerahmte Landschaftsaufnahmen und ein deplatziertes Poster von Hugh Jackman als Wolverine zierten die Wände. Das Zimmer wurde in seiner ganzen Breite auf einer Höhe von circa zwei Metern von einem schwarzen Holzbalken geteilt, an dem im Bereich der Küche Töpfe, Pfannen, sowie vor sich hinduftende Kräutertöpfe baumelten. Von einem zupfte Helena ein paar Blätter für den Tee ab. Im Wohnbereich standen Bücher, CDs, sowie Herr der Ringe Sammelfiguren auf dem Balken, und inmitten des Raumes hing eine Schaukel.
    „Mein peinlicher Kindheitstraum“, erklärte sie verschämt, als sie seinen Blick bemerkte. „Ich wollte immer eine Schaukel in meinem Zimmer haben. Und eine Schwester, die mich anschubsen sollte.“ Sie schaltete den Wasserkocher ein, setzte sich auf die Arbeitsplatte und wackelte mit den Zehen. Ihre Füße waren nicht nur erneut nackt, sie waren auch nicht besonders sauber.
    Er überlegte, ob sie wohl immer barfuß mit dem Hund spazieren ging.
    „Hab aber weder Schaukel noch Schwester bekommen. Was ist mit dir? Hast du Geschwister?“
    „Vier Brüder und zwei Schwestern. Alle älter als ich.“
    Sie seufzte. „Cool. Leben sie hier in der Gegend? Habt ihr viel Kontakt?“
    „Leider nicht. Meine Familie ist“, er unterdrückte ein bitteres Grinsen, „quasi in alle Winde verstreut.“
    Sie stellte einen Fuß auf die Arbeitsplatte. „Fehlen sie dir?“
    „Schon lange nicht mehr.“
    „Hm.“ Sie schob die Unterlippe vor, wahrscheinlich konnte sie diese Aussage nicht ansatzweise nachvollziehen. Schließlich fragte sie: „Hast du für heute etwas Bestimmtes vor? Wir könnten ins Kino fahren, was meinst du?“
    Der Gedanke, dass er in zwei Stunden schon wieder zu Hause sein sollte, weil es in drei Stunden höchste Zeit zum Sterben war, ließ einen Kloß in seiner Kehle anschwellen. „Kino? Ich weiß nicht recht.“
    Sie lächelte warm. „Wir können auch hierbleiben. Wir

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